Diskussion in den Sozialen Medien

Reine Abzocke oder absolutes Muss: Das sagen Facebook-Nutzer zum Hundeführerschein

Jana Röckelein

Online-Redakteurin

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7.3.2024, 14:37 Uhr
Ein Hund beim Gassi gehen. Beim Thema Hundeführerschein scheiden sich die Geister. 

© IMAGO/Michael Gstettenbauer Ein Hund beim Gassi gehen. Beim Thema Hundeführerschein scheiden sich die Geister. 

Immer mehr Hunde gibt es in der Region Nürnberg und immer mehr von ihnen landen im Laufe ihres Lebens im Tierheim.

Ein Grund, weshalb die Nürnberger Tierheimleiterin Tanja Schnabel sich für einen einen verpflichtenden Hundeführerschein ausspricht. "Warum darf ich nicht ohne Erlaubnis Auto fahren, aber einen aggressiven Hund halten?", fragt sie. Jeder sollte nachweisen müssen, dass er in der Lage ist, sich um einen Hund zu kümmern, so die Tierheimleiterin.

Deshalb wollten wir vergangene Woche wissen: Sollte ein Hundeführerschein für alle Halter Pflicht werden?

Knapp 2700 Menschen haben an der Umfrage abgestimmt. Das Ergebnis ist auf NN.de eindeutig. 63 Prozent halten die Einführung eines Hundeführerscheins für sinnvoll, 28 Prozent sprechen sich dagegen aus und rund neun Prozent sind unentschlossen.

Reine Abzocke?: Kritische Stimmen auf Facebook

In den Sozialen Medien zeigt sich aber ein anderes Bild. Auf Facebook stehen viele Nutzer einem potenziellen Hundeführerschein skeptisch gegenüber und ziehen seine Sinnhaftigkeit in Betracht.

"Nutzt gar nix", kommentiert beispielsweise eine Nutzerin. "Diese Scheine kann jeder bestehen. Das heißt noch lange nicht, das der Hund korrekt behandelt und gehalten wird."

"Was soll ein Hundeführerschein, den ich mit einen Labrador mache und dann einen Schäferhund habe?", fragt ein anderer Nutzer und fährt fort. "Wenn man mit einem Hund umgehen kann, braucht man keinen Führerschein. Das ist nur Abzocke"

Mehr ausgesetzte Tiere durch Hundeführerschein?

Ein anderer Nutzer auf Facebook geht sogar noch weiter: Könnte es durch einen verpflichtenden Hundeführerschein zu noch mehr ausgesetzten Tier kommen? Das befürchtet er und schreibt: "Der Hundeführerschein wird gewaltig nach hinten los gehen, ich befürchte das dann viele Tiere einfach ausgesetzt werden und/oder getötet werden", teilt er seine Sorge. Statt des Hundeführerscheins fordert er einen Eignungstest für Leute, die sich erstmalig ein Tier anschaffen möchten - egal, ob Hund, Katze, Kaninchen oder Meerschweinchen. "Dieser Test sollte entweder vom Ordnungsamt, in Zusammenarbeit mit dem Tierheim gemacht werden oder direkt im Tierheim", argumentiert er.

Auch ein anderer Nutzer hat diese Befürchtung, er kommentiert: "Die nächste staatlich genehmigte unfassbare Abzockemöglichkeit für gewisse Kreise - das wird nur zu noch viel mehr ins Tierheim verstoßenen Hunden führen"

Ganz anders sieht es eine Nutzerin, die sich klar für einen Hundeführerschein ausspricht: "Auf jeden Fall dann würde es weniger aufgesetzte Hunde geben", kommentiert sie. Dass der Hundeführerschein einen positiven Effekt hat, davon ist auch eine andere Nutzerin überzeugt: "Denn wenn man erstmal vorab dafür Zeit investieren muss, wird sich ganz schnell die Spreu vom Weizen trennen. Und damit wird schon viel Tierleid unterbunden"", erklärt sie.

Sachkundeprüfung als Alternative?

Andere Nutzer sehen eine Art Sachkundeprüfung als Alternative zum Hundeführerschein als sinnvoll an. So zum Beispiel eine Nutzerin, die von ihren eigenen Erfahrungen berichtet: "Es wäre sinnvoll zumindest eine Sachkundeprüfung für alle Hundehalter verpflichtend zu machen. Besonders seitdem sich in der Coronazeit so viele Leute Hunde, vor allem "Modehunde" wie z.B. Border Collies angeschafft (und behalten) haben, ist es fast unmöglich ohne Attacken mit dem eigenen Hund Gassi zu gehen..."

Zwischen 2017 und 2019 ist die Zahl der Vierbeiner in Nürnberg jährlich um 450 Tiere gestiegen. "In den Jahren 2020 und 2021 kamen rund 900 Hunde pro Jahr hinzu, 700 Hunde waren es 2022", weiß Nürnbergs Kämmerer Thorsten Brehm. Nun sei man mit Blick auf den Zuwachs wieder bei den Zahlen vor Corona angekommen.

Hundeführerschein: Ja, aber mit Einschränkungen

"Definitiv" sollte ein Hundeführerschein eingeführt werden, ist sich eine Nutzerin sicher, fügt aber an: "Es muss möglich bleiben, dem Hund gegenüber auch Grenzsetzungen kommunizieren zu können. Sonst werden demnächst genau die Trainer und Hundemenschen ausgeschlossen, die für auffällig gewordene Hunde die letzte Rettung sind."

Auch eine andere Nutzerin sieht das so und sieht einen Hundeführerschein zumindest für Ersthundehalter als Pflicht. Sie schreibt: "Ich finde sowas höchstens für Hunde-Neulinge sinnvoll, aber nicht für Leute, die schon Jahrzehnte lang Hunde haben und nie auffällig geworden sind."

Wer kontrolliert den Hundeführerschein?

Auch, wenn einige Nutzer einen Hundeführerschein befürworten, fragen sie sich, wie ein solcher Schein kontrolliert werden kann. "Die, die da kein Bock drauf haben und gewissenlos sind, werden den eh nicht machen und trotzdem einen Hund haben", schreibt beispielsweise eine Nutzerin. Eine andere schließt sich an: "Ich sehe das mit gemischten Gefühlen. Denn wer macht denn den Hundeführerschein? Garantiert nicht die, wo es mal nötig wäre."

Kein Führerschein könne die momentan auftretenden Probleme in der Hundehaltung lösen, ist sich eine andere Nutzerin sicher: "Eine Führerscheinpflicht trifft wie fast jede bisher von "Fachleuten " vorgeschlagenen und durchgesetzten Forderungen in Sachen Hunderegulierung die falschen Halter. Die jetzt schon vorhandenen Vorschriften können nicht durchgesetzt und kontrolliert werden."

Ganz pragmatisch sieht das Thema Hundeführerschein letztendlich ein anderer Nutzer, der sich fragt: Müsste man da nicht genauso einen Kinderführerschein einführen?

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