Finanzierung nicht machbar

Aus für 365-Euro-Ticket: VGN erteilt günstigem Angebot eine Absage

18.1.2022, 11:31 Uhr
Die Nürnberger S-Bahn wird vorerst nicht in ein 365-Euro-Ticket eingebunden werden können. Der VGN hat die Einführung eines solchen Angebots im Gesamtraum nun abgelehnt.

© Daniel Karmann/dpa Die Nürnberger S-Bahn wird vorerst nicht in ein 365-Euro-Ticket eingebunden werden können. Der VGN hat die Einführung eines solchen Angebots im Gesamtraum nun abgelehnt.

Es wird immer enger für die Stadt Nürnberg. Der Stadtrat hatte bereits Mitte 2020 nach großem Druck durch ein Bürgerbegehren beschlossen, spätestens zum 1. Januar 2023 ein 365-Euro-Ticket für das Stadtgebiet einzuführen. Das Problem dabei: Wenn ein solches Angebot nicht großräumiger gilt, beteiligt sich der Freistaat Bayern nicht an den Kosten.

30 Millionen Euro Kosten für Nürnberg

Eine Unterstützung solcher Modelle wurde in der Vergangenheit bereits abgelehnt. Die Stadt müsste die etwa 30 Millionen Euro pro Jahr komplett selbst tragen.

Falls Nürnberg nicht doch noch in letzter Sekunde einen Rückzieher macht und dadurch einen Bürgerentscheid und einen Gesichtsverlust riskiert, wird es wohl auch so kommen: Der Grundvertrags-Ausschuss des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN) hat nun beschlossen, vorerst kein 365-Euro-Ticket im Gesamtraum einführen zu wollen.

Der VGN plädiert stattdessen für einen Ausbau des Angebots und zusätzliche Attraktivitätssteigerungen. "Dazu gehören weitere Erleichterungen beim Zugang zum ÖPNV wie auch tarifliche Verbesserungen", teilt der VGN mit.

Ticket ohne Ausbau bringt nicht viel

Hintergrund der Entscheidung ist ein vom VGN beauftragtes Gutachten, das verschiedene Tarifmodelle untersucht hat. Das Ergebnis: Keines davon wird zum gegenwärtigen Zeitpunkt empfohlen. Je nach Tarifmodell würden zusätzliche Kosten von 55 bis 100 Millionen Euro pro Jahr entstehen, bei einem sehr geringen Nutzen von 1,9 bis 3,2 Prozent an zusätzlichen Fahrten.

Die Gutachter schlugen vor, das Geld stattdessen in den Ausbau des ÖPNV und ein flächendeckendes Sozialticket für Geringverdiener zu stecken. Außerdem sollte man intensiv über Drittfinanzierung nachdenken, etwa durch intensive Parkraumbewirtschaftung.

Wien hatte mit Einführung des Tickets Parkgebühren und Bußgelder erhöht, außerdem muss dort jeder Arbeitgeber pro Woche und Arbeitnehmer zwei Euro an die Stadt zahlen.

Freistaat soll Kosten ausgleichen

Im VGN wird die Verbundgesellschaft nun ein gemeinsames, abgestimmtes Konzept entwickeln und bei der Bayerischen Staatsregierung für finanzielle Unterstützung für die Angebotserweiterung werben.

Städte und Landkreise müssen die durch ein 365-Euro-Ticket entstehenden Einnahmeausfälle ausgleichen. Wenn der Ticket-Preis auf 365 Euro eingefroren werden sollte, erhöhen sich durch die steigenden Kosten Jahr für Jahren die dafür nötigen Mittel.

Der VGN fordert deshalb einen Ausgleich durch den Freistaat, der unbedingt auch dynamisiert sein, sich also mit den Jahren erhöhen sollte. "Solange diese grundlegenden Voraussetzungen nicht
gegeben sind, kann ein Beschluss zur Einführung eines 365-Euro-
Tickets im gesamten VGN nicht gefasst werden", betont der VGN.

Was machen Nürnberg und Fürth?

Wie es nun in Nürnberg weitergeht, ist bislang unklar. Das Gutachterbüro hat mittlerweile auch zwei weitere Modellvarianten untersucht. Eine nur für das Nürnberger Stadtgebiet, eine im Bereich der Preisstufe A. Der Fürther Stadtrat hatte zwar auch bereits der Einführung eines 365-Euro-Tickets zugestimmt, aber nur unter dem Vorbehalt, dass es vom Freistaat ausreichend finanziell unterstützt wird.

In den kommenden Wochen wird Nürnberg nun die untersuchten Modellvarianten beurteilen und beim Freistaat dafür werben müssen, dass auch ein räumlich begrenztes Angebot Zuschüsse erhalten kann.

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