Diebstahl aus Sammlung in Manching

Nach Millionen-Goldklau: Bayerns Museen sind in Alarmstimmung

24.11.2022, 09:15 Uhr
Einbrecher haben im oberbayerischen Manching einen mehrere Millionen Euro teuren Goldschatz aus der Keltenzeit erbeutet.

© Peter Kneffel, dpa Einbrecher haben im oberbayerischen Manching einen mehrere Millionen Euro teuren Goldschatz aus der Keltenzeit erbeutet.

Nach dem Diebstahl des Goldschatzes aus dem Kelten Römer Museum in Manching sind Bayerns Museen in Alarmstimmung. Obwohl viele hochgerüstete Sicherheitssysteme haben, wurde in wohl allen Häusern nach Bekanntwerden des immensen Verlusts diskutiert, ob und wo die eigene Sammlung gefährdet sein könnte. „Unsere Museen verfügen über sehr gute Sicherheitskonzepte, die mit den Sicherheitsbehörden erstellt und immer wieder überprüft und angepasst werden“, betonte eine Sprecherin des Kunstministeriums. Doch sicherlich werde der aktuelle Fall Anlass sein, das jeweilige Sicherheitskonzept nochmal zu hinterfragen.

Auch die Bayerische Schlösserverwaltung will die Sicherheitsvorkehrungen nun überprüfen. Die staatlichen Museen sichern ihre Exponate ebenso wie die meisten anderen Häuser im Freistaat durch ein Zusammenspiel aus baulichen, technischen, personellen und organisatorischen Maßnahmen. Und dennoch wird nun überall nochmal nachgedacht, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

Der Schock sitzt tief. „Wir wähnten uns immer gut gesichert“, schildert etwa Martin Hirsch, kommissarischer Leiter der Staatlichen Münzsammlung in München. „Wir haben eine moderne Alarmanlage mit mehreren Sicherheitsstufen, so dass es nicht reicht, wenn Sie ein, zwei Kabel erwischen. Deswegen herrscht jetzt kein Alarmzustand bei uns, und trotzdem...“ Hirsch dürfte dieses mulmige Gefühl mit vielen Museumsverantwortlichen teilen. Schließlich gab es solche spektakulären Diebstähle wie im Berliner Bode-Museum oder im Dresdner Grünen Gewölbe in Bayern bislang nicht. Noch dazu war Manching bis dato eher nur einem kleineren Kreis als Museums-Kleinod bekannt.

Tat wird Folgen haben

Besorgt klingt deshalb der Direktor der Museen der Stadt Nürnberg, Thomas Eser. „Wir sind jetzt natürlich im doppelten Alarmmodus, nachdem wir in den letzten Wochen schon mit den Klebeattentaten zu tun hatten.“ Die Tat in Manching werde Folgen haben. „Bei dieser besonders barbarischen Art des Kunstraubs – das ist ja kein Gentlemen-Kunstdiebstahl, wie wir es aus Hollywood kennen – geht es nur um den Materialwert. Das wird dazu führen, dass wir über die Materialität in Zukunft zurückhaltender Auskunft geben.“ Sprich: Auf den Schildern wird oft nicht mehr draufstehen, dass etwas aus Gold oder Silber ist.

Beim ebenfalls in Nürnberg beheimateten Germanischen Nationalmuseum wurden die ersten Informationen zum Vorgehen in Manching genau analysiert. „Wir überlegen dann, hätte das auch bei uns passieren können, und bessern gegebenenfalls bei uns nach“, schildert Sprecherin Sonja Mißfeldt das grundsätzliche Vorgehen. Gekappte Telefonleitungen wären aber kein größeres Problem: „Wir haben rund um die Uhr Wachleute bei uns im Haus“ – und die könnten rasch Verstärkung rufen.

Beim Würzburger Domschatz, der derzeit nicht zugänglich ist und ab Anfang 2023 wieder öffentlich präsentiert werden soll, führt Manching zu einem Umdenken – mit noch offenem Ausgang. „Der Domschatz ist natürlich gesichert mit einer modernen Anlage“, sagte Wolfgang Schneider vom Museum am Dom. „Aber man muss tatsächlich in sich gehen und fragen, ob man alle Stücke wirklich präsentieren kann oder ob man die Sicherheit eines Tresors sucht.“ Schließlich hätten die Diebe gezeigt, was man mit Hammer und viel Gewalt anrichten könne.

Keine Kommentare