Geplante Straßenverbreiterung

Bergkirchweih-Gelände: Erlanger Kellerwirt kämpft für große Bäume

30.10.2021, 18:30 Uhr
Der Erhalt der mächtigen Linde ist nach Überzeugung von Kellerbetreiber Fritz Engelhardt möglich.

© Harald Sippel, NN Der Erhalt der mächtigen Linde ist nach Überzeugung von Kellerbetreiber Fritz Engelhardt möglich.

„Linden kommen 300 Jahre, bleiben 300 Jahre und gehen 300 Jahre.“ Es klingt wie eine Beschwörung, wenn Fritz Engelhardt dies sagt. Er weiß: In seinem Entla‘s Keller auf dem Bergkirchweihgelände wird es, nach mehrheitlicher Entscheidung der Stadträte im jüngsten Bauausschuss, anders laufen.

Von einem Tag zum anderen soll sie gehen, die mächtige Linde am Westausgang des Kellers - noch in diesem Winter. Sie soll, ebenso wie drei weitere Bäume, gefällt werden und Platz machen für den Bau einer fünf Meter breiten Straße von der Bayreuther Straße hinauf zum Kirchweihgelände.

Unersetzliche Laubkrone

Die Baumaßnahme würde, so die Überzeugung des Eigentümers des Entla‘s Kellers, das Erscheinungsbild des Bierkellers für lange Zeit verändern. Der Schatten insbesondere der großen Linde würde im Biergarten fehlen.

„Aber es ist auch noch etwas anderes“, sagt Engelhardt. Denn eine Laubkrone diesen Ausmaßes sei eigentlich unersetzlich. 1500 junge Bäume, so sagt er, müssten zum Ausgleich gepflanzt werden.

Die geplanten Fällungen seien unter diesem Aspekt ein Unding. Vor allem aber, so seine tiefe Überzeugung, sei die Baumaßnahme in der jetzt angestrebten Form unnötig. Und die Bäume könnten gerettet werden.

Zwei Fluchtwege möglich

Um das zu veranschaulichen, hat Engelhardt die Büsche entfernt, die den Westausgang gesäumt haben, und die Kreuzung An den Kellern/Böttigersteig und Bergstraße mit zugeschnittener Folie ausgelegt. Wenn man den Weg an den Kellern verbreitere, wo heute noch ein Geländer steht, ergebe sich die von der Feuerwehr geforderte Breite von vier Metern auch ohne dass Bäume wie die mächtige Linde fallen müssen, meint er. Ein Architekturbüro habe ihm bestätigt, dass dies machbar sei.

Auch die Anforderungen an die Fluchtwege können nach seiner Überzeugung damit erfüllt werden. In einer Strömungsanalyse war errechnet worden, dass am Westausgang des Bergkirchweihgeländes Fluchtwege mit einer Breite von insgesamt fünf Metern nötig sind. Mit dem Ausgang vom Kulmbacher Biergarten mit 1,5 Metern zusammen mit der auf vier Meter verbreiterten Straße am Entla‘s Keller würde das Soll auf jeden Fall erfüllt werden, so Engelhardt.

Im Katastrophenfall

Zum Hintergrund: Zugrunde gelegt wurde ein hypothetisch angenommener Katastrophenfall während der Bergkirchweih, der die Flucht der Besucher auch in Richtung Westen nötig macht. Hinzu kommt, dass die Zufahrt für Rettungsfahrzeuge auch von Westen her möglich sein soll.

Bei der Stadt ist man inzwischen in die Ausführungsplanung eingetreten. „Wir gehen von dem im Bauausschuss beschlossenen Planungsansatz aus“, sagt Tiefbauamtschef Andreas Pfeil. Zwar lasse man nichts außer Acht, „um eingriffsschonende Möglichkeiten zu finden“, das aber bedeute nicht, „das wir anders planen“. Das heißt, dass es bei der Fahrbahnbreite von fünf Metern bleiben wird. Dadurch, dass man im Hang baue, sei ein großer Eingriff nötig, „so dass es kaum möglich ist, den Baum zu erhalten“, dämpft Pfeil alle Erwartungen Engelhardts.

Verweis aufs Liegenschaftsamt

Auf die Frage, ob man von den avisierten fünf Metern nicht doch auf die von der Feuerwehr benötigte Breite von vier Metern zurückschrauben könne, verweist Pfeil auf das Liegenschaftsamt. Dieses sei zuständig, wenn es um die Frage gehen sollte, ob die Fluchtwege auf zwei Wege aufgesplittet werden dürfen.

Zuletzt versichert Pfeil noch, dass die große Linde am Weg nicht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion gefällt werde. Doch klar ist auch: Ihr Schicksal und das der anderen drei Bäume wird sich in diesem Winter entschieden. Spätestens Ende Februar.

Verein zum Schutz der Bäume

Dass es eine Lobby für Bäume gibt, zeigt sich allerdings schon jetzt. Es sei ein Verein zum Schutz der Bäume auf dem Bergkirchweihgelände in Gründung, sagt Engelhardt. Die Nachbarn jedenfalls seien alle dabei.

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