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Gruppe Plus gibt ein Stelldichaus beim Kunstverein Erlangen

Peter Millian

Erlanger Nachrichten

5.8.2022, 11:45 Uhr
Ein Wassereimer mit einer Losung des Weisen Lao-Tse hier, diverse gemalte Gemütszustände dort: Arbeiten von Gerald Hofmann (links) und Ute Wältring.

© Harald Hofmann, NN Ein Wassereimer mit einer Losung des Weisen Lao-Tse hier, diverse gemalte Gemütszustände dort: Arbeiten von Gerald Hofmann (links) und Ute Wältring.

Wenn eine Kunstaustellung den Titel „Innen und außen“ trägt, und sich – so die Ankündigung – mit individuellen Wahrnehmungen des Inneren wie des Äußeren befasst, muss das erst einmal nicht besonders neugierig machen.

Gut, dass die Kuratoren der diesjährigen Sommerausstellung der Gruppe Plus des Kunstvereins Erlangen gleich im Schaufenster der Neuen Galerie in der Hauptstraße 72 mit zwei Arbeiten von Karin Drechsler-Ruhmann und Irene Kratz den Betrachter zum Betreten der Galerie motivieren. Er wird es nicht bereuen.

Ohne doppelten Boden

Karin Drechsler-Ruhmann, die auch eine Ausbildung in der Emailtechnik absolvierte, hat dem Kunstverein ein Ei ins Nest gelegt – vergoldet, geheimnisvoll aufgeplatzt, drapiert auf einem dunklen Pelz und in einen Keramik-Käfig gesperrt. Ein Schelm, wer da Anspielungen zu entdecken glaubt. Irene Kratz’ „Hand“ aus teilvergoldetem Roheisen hingegen ist einfach nur ein gelungenes Kunstwerk ohne doppelten Boden und zeugt – wie ihre „Metamorphosen“ in der Ausstellung mit Rostspuren auf Papier – von großer handwerklicher Fertigkeit.

Hier die makabren Collagen "Fenstersturz", "Outdoor activity" und "Tote Vögel" von Stephan Pfeiffer.

Hier die makabren Collagen "Fenstersturz", "Outdoor activity" und "Tote Vögel" von Stephan Pfeiffer. © Harald Hofmann, NN

In den Räumen der Galerie geht es recht aufgeräumt zu, da – glücklicherweise – nur ein Teil der Künstlerinnen der Gruppe Plus teilnehmen wollte. Zu den eher dominanten Künstlerinnen gehört Ute Wältring mit drei „Portraits“, die sehr unterschiedliche Gemütszustände widerspiegeln. „Partir“ handelt natürlich von Abschied, aber ein zweifelndes Kindergesicht heißt zurecht „Wenn das Komplexe zu komplex wird“ – ein Hinweis auf die überfluteten Sinne junger Menschen?

Große handwerkliche Fertigkeit beweist Irene Kratz mit ihren "Metamorphosen" inklusive Rostspuren auf Papier (Bildmitte), rechts ein 3D-Acrylbild von Karin Drechsler-Ruhmann.

Große handwerkliche Fertigkeit beweist Irene Kratz mit ihren "Metamorphosen" inklusive Rostspuren auf Papier (Bildmitte), rechts ein 3D-Acrylbild von Karin Drechsler-Ruhmann. © Harald Hofmann, NN

Der in Nürnberg lebende Gerald Hofmann versteht es, Alltagsgegenstände durch Benennungen philosophisch aufzuladen. Ein Wassereimer mit einer Losung des chinesischen Weisen Lao-Tse, eine vergoldete CD plus schwarzer Hülle („Seele und Leib“) und ein Türrahmen, der das immerwährende Inhalt-Form-Problem aufwirft, zeugen vom gedanklich ausschweifenden Reduktionismus des Künstlers.

Makabre Collagen

Werner Baur zeigt mit einer älteren Arbeit, dass er – wie zu sehen – nicht nur ein überzeugender Fotokünstler ist, Henrike Franz und Sabine Döhla arbeiten mit unterschiedlichen Materialien in ihren 3-D-Bildern, und Stephan Pfeiffer zeigt makabre Collagen. Daneben Bilder von Antje Fries und Ilse Feiner – und schließlich Gruppe-Plus-Sprecher Mauricio Jimenez mit einem Bild eines Pianisten. Der spielt laut und mit lebendigen Farben.

„Innen und außen“, Gruppe Plus im Kunstverein, Hauptstr. 72. Bis 21. August, neue Öffnungszeiten Fr., Sa., So. 16 bis 20 Uhr.

www.kunstverein-erlangen.de

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