Schülersprecherin im Gespräch
Moralische Fragen in Eckental: Jesuitenpater Jörg Alt zu Gast am Gymnasium
30.11.2022, 05:54 UhrHanna, findest du es richtig, dass sich Klimaaktivisten vergangene Woche auf der Landebahn des Berliner Flughafens BER festgeklebt haben?
Das geht mir zu weit. Ich finde es auch nicht okay, Straßen zu blockieren, wenn Rettungskräfte nicht mehr durchkommen. Das gefährdet Menschenleben. Trotzdem ist es wichtig, sich Aktionen auszudenken, um Aufmerksamkeit für wichtige Anliegen zu erregen, etwa den Klimawandel oder das Verschwenden von Lebensmitteln.
Was ist aus deiner Sicht in Ordnung?
Richtig ist zum Beispiel, wenn Pater Alt gute Lebensmittel aus Containern von Supermärkten an bedürftige Menschen verteilt. Die Supermärkte schmeißen Dinge weg, die noch gut sind, ein paar Straßen weiter haben die Leute nicht genug Geld, sich das zu kaufen, was sie brauchen.
Auch wenn der Jesuitenpater sich damit zum Dieb macht? Containern ist gesetzeswidrig.
Ja, er klaut. Aber er klaut aus Mülleimern. Was er nimmt, wird ohnehin weggeworfen. Wenn man dafür bestraft wird, muss man fragen, ob die Gesetze sinnvoll sind. Außerdem hat er sich selbst dafür angezeigt.
Unter welchen Umständen darf man aus deiner Sicht gegen Gesetze verstoßen?
Ich finde es okay, wenn es nicht anders geht und keiner zu Schaden kommt. Auf Instagram und Tiktok gibt es Fotos und Videos, die zeigen, dass Läden oder Cafés Unmengen von Donuts wegwerfen. Dass das auch in Deutschland geschieht, wusste ich erst gar nicht. Die Aktionen von Pater Alt helfen mit, das bekanntzumachen. Wenn man nur redet, dauert es zu lange, bis sich etwas ändert. Wir müssen etwas tun.
Wie stehst du zu den Protesten in Museen, bei denen Kunstwerke beschmutzt werden?
Das finde ich fragwürdig. Ich kann nicht auf der einen Seite Lebensmittel aus Containern holen und auf der anderen Seite Tomatensuppe auf ein Gemälde von van Gogh schmeißen. Die Suppe hätte man besser gegessen.
Was tust du selbst, um auf Missstände aufmerksam zu machen?
Der Mut sollte mit dem Alter wachsen. Mit 13 Jahren will ich keinen Ärger mit der Polizei. Aber ich kann für eine „Fridays for Future“-Demonstration einen Verweis riskieren. Pater Alt kann weitergehen als ich und ich bin froh, dass er es macht. Viele ältere Leute - auch in der Politik - tun viel zu wenig.
Hast du selbst schon einmal ein Pausenbrot weggeworfen?
Nein, meine Mutter war schon im Kindergarten hinterher, dass die Brote gegessen werden, spätestens abends. Viele meiner Mitschüler schmeißen ihre Sachen aber auch mal weg. Ich will mich nicht auf der Straße festkleben, aber hier kann ich etwas tun. Außerdem bin ich seit der ersten Klasse Vegetarierin.
Der Nürnberger Jesuitenpater Jörg Alt, der immer wieder Straßenproteste der Letzten Generation unterstützt und sich selbst wegen Containern angezeigt hat, kommt zum öffentlichen Vortrag in die Aula des Gymnasiums Eckental am Mittwoch, 30. November, um 19.30 Uhr.
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