Rückkehr in den Schlossgarten

Nobelpreisträgerin Herta Müller kommt zum Poetenfest 2022 nach Erlangen

Redaktion Erlanger Nachrichten

29.7.2022, 11:17 Uhr
2022 findet das Poetenfest wieder im Schlossgarten statt.

© Erich Malter, NN 2022 findet das Poetenfest wieder im Schlossgarten statt.

Literatur und Politik gehen traditionell am letzten Augustwochenende in Erlangen eine enge Verbindung ein: Vom 25. bis 28. August findet das 42. Erlanger Poetenfest statt. Nach zwei coronabedingten Sonderausgaben wird das Literaturfestival wieder in gewohnter Weise rund um den Schlossgarten veranstaltet.

Wurde 2009 mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet: Herta Müller.

Wurde 2009 mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet: Herta Müller. © IMAGO/Stefan F. Sämmer, IMAGO/Sämmer

An den langen Lesenachmittagen präsentieren unter anderem Fatma Aydemir, Thommie Bayer, Theresia Enzensberger, Abbas Khider, Shelly Kupferberg, Simone Lappert, Ana Marwan, Jürgen Nendza, Katerina Poladjan, Ronja von Rönne, Julia Schoch und Ernest Wichner ihre Neuerscheinungen.

Autorenporträts sind Helga Schubert und Norbert Gstrein gewidmet. Die Gespräche und Diskussionen sind vom Krieg in der Ukraine geprägt, es geht um mediale Vermittlung, neue Waffensysteme und Pazifismus, aber auch um neue Männerbilder und pandemische Lehren.

Can Dündar und Wladimir Kaminer

Die traditionelle Sonntagsmatinee beschäftigt sich mit Freiheit und Europa, das Aktuelle Podium mit dem Thema Verzicht. Zu Sonderveranstaltungen kommen die Nobelpreisträgerin Herta Müller, der Journalist Can Dündar, der Schriftsteller Wladimir Kaminer sowie die Journalistin Petra Gerster und der Publizist Christian Nürnberger, die sich mit diskriminierungsfreier Sprache und Identitätspolitik befassen.

Mit dabei: Wladimir Kaminer

Mit dabei: Wladimir Kaminer © Markus Scholz, dpa

Zum Programm des Festivals, zu dem rund 12000 Besucher erwartet werden, zählen auch die Nacht der Poesie, die Erlanger Übersetzer:innenwerkstatt, Ausstellungen, Filme und ein Programm für Kinder und Familien.

Zum Auftakt des 42. Erlanger Poetenfests präsentiert der Bayerische Rundfunk die Bayern 2-Nacht der Poesie, diesmal unter dem Motto „Poesie und Politik“. Ulrike Draesner, Thomas Gsella, Julia Mantel, Olga Radetzkaja und Edgar Wasser sind im Markgrafentheater zu Gast.

Neuer Roman im Gepäck

Der zweite Poetenfest-Abend (26. August, 20.30 Uhr) ist der Schriftstellerin Helga Schubert gewidmet, die mit Dirk Kruse über Leben und Werk sowie über ihre späte Bachmannpreis-Ehrung spricht. Mit dem österreichischen Schriftsteller Norbert Gstrein, der frisch zum Poetenfest einen neuen Roman mitbringt, unterhält sich Maike Albath (27. August, 20.30 Uhr) und zum Abschluss des Poetenfests sprechen Petra Gerster und Christian Nürnberger über diskriminierungsfreies Sprechen und die Abbildung pluraler Wirklichkeit in unserer Sprache (28. August, 20 Uhr).

An den langen Lesenachmittagen im Schlossgarten (27. und 28. August) werden im halbstündigen Rhythmus aus ihren Neuerscheinungen vortragen: Fatma Aydemir, Thommie Bayer, Daniela Dröscher, Theresia Enzensberger, Alexa Hennig von Lange, Behzad Karim Khani, Abbas Khider, Martin Kordić, Shelly Kupferberg, Simone Lappert, die Gewinnerin des Ingeborg-Bachmann-Preises Ana Marwan, Jürgen Nendza, Katerina Poladjan, Ronja von Rönne, Slata Roschal, Julia Schoch, Stefanie vor Schulte, Gün Tank, Ernest Wichner und Judith Zander.

Für Kinder und Jugendliche lesen Franziska Biermann, Akram El-Bahay, Sven Gerhardt, Kirsten Reinhardt, Jens Sparschuh, Susanne Weber sowie Dita Zipfel und Bea Davies. Bei POEDU können Kinder in einer Werkstatt Gedichte schreiben und beim Poetenfest vortragen.

"Freiheit und Europa"

Beim aktuellen Podium diskutieren in diesem Jahr Christoph Antweiler, Brigitte Knopf (angefr.), Philipp Lepenies und Veronika Settele über „Verzicht“. „Freiheit und Europa“ lautet der Titel der von Nana Brink moderierten Sonntagsmatinee mit Donatella Di Cesare, Herfried Münkler, Katja Petrowskaja und Krzysztof Wojciechowski. Über sein Verhältnis zur russischen Heimat spricht der Schriftsteller Wladimir Kaminer. Thomas Dworzak, Annekathrin Kohout und Gabriele Riedle beschäftigen sich mit der medialen Vermittlung von Krieg; Lehren aus zweieinhalb Jahren Corona-Management sind Gegenstand eines Gesprächs mit Sabine Rennefanz und Jakob Maske. Tobias Haberl und Boris von Heesen untersuchen, was „toxische Männlichkeit“ weltweit anrichtet.

Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen spricht Herta Müller mit Florian Felix Weyh über „Muster der Diktatur, die die Menschen kaputt machen“. Bei „Aber ich lebe“ liest die Holocaust-Überlebende Emmie Arbel aus ihren Erinnerungen, im Anschluss zeigt Barbara Yelin ihre gleichnamige Graphic Novel und spricht mit Matthias Heyl. Dass Literatur nicht kompliziert oder verrätselt sein muss, beweisen Tonio Schachinger und Julia Schoch mit Literatur in Einfacher Sprache.

Der Open Air Poetry Slam präsentiert einige der besten Literatur-Performer:innen und das Bayern 2-Büchermagazin „Diwan“ macht wieder in Erlangen Station. In Zusammenarbeit mit den Lamm-Lichtspielen wird eine Reihe von Literaturverfilmungen gezeigt, Grace Ellen Barkey/Needcompany gastiert im Experimentiertheater und Pavel Semchenko, Mitglied der Theatergruppe Akhe, performt „Visual Poetry“ im öffentlichen Raum. Musikalisch umrahmt wird das 42. Erlanger Poetenfest vom New Global Ensemble.

Wandel der Sprache

Dem Wandel der Sprache ist die Ausstellung „Vielfraß meets Butterkeks – Von der Reiselust der Wörter“ im Stadtmuseum Erlangen gewidmet. Die für den Internationalen Comic-Salon erstellte und bundesweit beachtete Dokumentation „Aber ich lebe. Den Holocaust erinnern“ zeichnet ein Buchprojekt nach, für das renommierte internationale Comic-Künstler:innen und Holocaust-Überlebende zusammengearbeitet haben.

Weitere Infos auf der Homepage des Festivals.

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