"Onoda - 10.000 Nächte im Dschungel"

Wahre Geschichte: Ein japanischer Soldat verpasst das Weltkriegsende und kämpft bis 1974 weiter

2.6.2022, 13:55 Uhr
Das Laubgebinde auf seinem Rücken dient Hiroo Onoda als Tarnung.

© bathysphere Das Laubgebinde auf seinem Rücken dient Hiroo Onoda als Tarnung.

Erst kürzlich erschien von Filmemacher Werner Herzog der fesselnde Roman "Das Dämmern der Welt" über Hiroo Onoda. Der japanische Leutnant harrte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs noch fast 30 Jahre auf Lubang aus, um die kleine philippinische Insel gegen amerikanische Truppen zu verteidigen, die schon bald in ganz andere Kriege verwickelt waren.

Abgeschnitten von jeder Kommunikation hatte Onoda den Verlauf der Geschichte schlicht nicht mitgekommen und hielt stoisch – anfangs noch mit einigen Gefreiten, am Ende ganz allein – an seinem Auftrag fest.

Jetzt erzählt auch ein Kinofilm von Onodas einsamem Kampf. Regisseur ist jedoch nicht der für seine Liebe zu exzentrischen Außenseitern bekannte Herzog, sondern der Franzose Arthur Harari. Er hat "Onoda – 10 000 Nächte im Dschungel" als epischen Abenteuerfilm konzipiert, der konsequent aus der Perspektive seines Titelhelden erzählt und ihn als tragische Figur voll existenzieller Widersprüche zeichnet.

Dabei taucht der Film – wie das Buch – tief in den Erlebniswelt Onodas ein, macht den Regen, die Isolation, die Entbehrungen fast haptisch greifbar. Besonders nachhallend sind die Szenen, wenn der gealterte Leutnant letztlich doch begreift, dass seine Mission längst sinnlos geworden ist. Kanji Tsuda spielt das mit einer tief bewegenden Würde und Verletzlichkeit. (173 Min.)

In diesen Kinos läuft der Film.

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