Stadtentwicklung

Fürths OB ruft das Jahrzehnt der Bildung aus

5.1.2022, 15:20 Uhr
 Innenstadtentwicklung, Schulen, Klima: Im Fürther Rathaus schmiedet man eifrig Pläne für die Zukunft.

© Wolfgang Händel  Innenstadtentwicklung, Schulen, Klima: Im Fürther Rathaus schmiedet man eifrig Pläne für die Zukunft.

Thomas Jung vergisst nicht, diesen Fakt zu erwähnen: Es ist sein 20. Rück- und Ausblick aufs Fürther Geschehen, gleich nach seiner Wahl zum Oberbürgermeister hat er diesen Termin am Jahresbeginn zum öffentlichkeitswirksamen Ritual gemacht. Neben einer eher erwartbaren Aufzählung dessen, was war und was man schon aus anderen Rückblicken kennt, setzt Jung dabei meist einen besonderen Akzent mit Blick in die Zukunft.

Auch diesmal: Habe man sich im zurückliegenden Jahrzehnt aufs Hochpäppeln der darbenden Einkaufsstadt fokussiert, so werde man sich in diesem Jahrzehnt – neben der Entwicklung weiterer Innenstadtquartiere an der Feuerwache, am Bahnhofplatz und rund um die Willy-Brandt-Anlage – vor allem dem Sektor Bildung widmen.

Jung denkt dabei insbesondere an die enormen Investitionen in Fürther Gymnasien, die neu gebaut, erweitert oder komplett saniert werden müssen – ein finanzieller und ein logistischer Kraftakt. Zudem werde man die Digitalisierung an den Schulen vorantreiben, fünf Millionen Euro sind dafür bis zum Jahr 2024 reserviert.

Hilfe von Bund und Land

Und dann wäre da ja noch der Kampf gegen den Klimawandel, den Jung auch erwähnt – nicht, ohne sich ein klein wenig abzusichern beim ehrgeizigen Ziel, die Stadt bis zum Jahr 2040 auf Klimaneutralität zu trimmen. Damit das gelingt, so der OB, müssten "auch die Rahmenbedingungen von Bund und Land stimmen". Man darf das wohl übersetzen mit: Geld aus Berlin und München sollte reichlich fließen.

Wie hart der Kampf um klimarelevante Verbesserungen sein kann, wenn es vor Ort konkret wird – die Stadtspitze durfte das unter anderem erfahren, als sie ankündigte, in Hornschuchpromenade und Königswarterstraße massiv Parkplätze zu streichen, und als sie die Dambacher Straße zur Fahrradstraße machte. Der nächste Sturm der Entrüstung braut sich in Sachen Schwabacher Straße zusammen. Als unsere Zeitung kürzlich über Pläne berichtete, die Hauptverkehrsader zugunsten von Bussen und Radelnden zu schrumpfen, rumorte es in den sozialen Medien.

Jung versteht die Aufregung auf Nachfrage nicht ganz, gehe Fürth doch in Sachen Verkehrswende "vergleichsweise maßvoll" zu Werke. Er empfiehlt den Blick nach Augsburg, wo die autofreie Innenstadt angestrebt werde. Von derlei Maximalforderungen distanziere er sich "ausdrücklich", sagt Jung, man müsse stets "mit Augenmaß" agieren. Wohl auch in der Schwabacher Straße. Die Verwaltung werde "alle Bedenken aufnehmen und prüfen", das könne dauern. Das derzeitige Provisorium in Teilen der Route werde erst einmal zur Dauereinrichtung.

Kommunikative Fehler, die der Rathauschef im Zusammenhang mit der Willy-Brandt-Anlage einräumt, will man an anderer Stelle nicht wiederholen. Man hätte den Bewohnern dort im Rahmen der aufwendigen Bürgerbeteiligung von vornherein deutlicher vermitteln müssen, dass der Verlust von Parkraum mit Blick auf den Baumschutz und die Belange der Feuerwehr "gewissen Zwängen" unterliege und deshalb kaum verhandelbar sei, findet Jung.

Nun sei die Enttäuschung groß, weil die Stadt trotz mehrheitlicher Ablehnung der Maßnahmen aus dem Quartier Nägel mit Köpfen macht. Jung verhehlt nicht, dass dies generell seine Skepsis hinsichtlich Bürgerbeteiligungen nährt. "Ich wehre mich gegen eine Überhöhung dieses Instruments", sagt er im Gespräch mit den FN. Man müsse schließlich "auch mal zu Entscheidungen kommen".

War noch was? Stimmt, Corona! Die Pandemie stelle auch die Stadt weiter "vor bislang nie gekannte Herausforderungen", sagt der OB. Doch Hoffnung macht ihm, wie gut Fürth trotz aller Erschwernisse bis dato durch die Pandemie gekommen sei. Die Wirtschaft stehe gut da, bei den Geschäften gebe es wenig Leerstand, die Arbeitslosenquote sei "erfreulich" – und sogar besser als vor einem Jahr.

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