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Heftige Unwetter im Großraum Nürnberg: Kreis Fürth knapp vor Katastrophenfall - Hunderte Einsätze

fn

Isabel Lauer

Lokalredaktion Nürnberg

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27.8.2022, 10:52 Uhr
Dieser Transporter versank in Zirndorf in den Fluten. Feuerwehr und Wasserwacht mussten anrücken. 

© NEWS5 Dieser Transporter versank in Zirndorf in den Fluten. Feuerwehr und Wasserwacht mussten anrücken. 

Schwere Gewitter haben sich am Freitagabend über Mittelfranken ausgetobt. Die Feuerwehren waren über alle Maßen gefordert. Im Landkreis Fürth wurde ein "koordinierungsbedürftiges Ereignis unterhalb der Katastrophenschwelle" festgestellt, wie es im Fachjargon heißt.

In Zirndorf und Weiherhof schoss das Wasser durch die Straßen und aus den Gullydeckeln. Über der Bibertstadt und ihren Ortsteilen lag der Schwerpunkt der heftigen Unwetter, "mit Ausläufern nach Oberasbach", wie Frank Stegmann auf Nachfrage der Redaktion sagte. Von unzähligen überfluteten Kellern, Straßen und umgestürzten Bäumen berichtete der Sprecher der Kreisbrandinspektion.

In der Fürther Heilstättenstraße hing nach dem Gewitterregen ein Baum über der Straße, die Polizei hatte die Straße gesperrt.  

In der Fürther Heilstättenstraße hing nach dem Gewitterregen ein Baum über der Straße, die Polizei hatte die Straße gesperrt.   © Hans-Joachim Winckler

Auch anderswo sorgte heftiger Regen für Probleme. Bis zum frühen Abend verzeichnete die Integrierte Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst rund 500 Einsätze wegen des Unwetters. Ein Schwerpunkt lag auf dem Stadtgebiet Nürnberg (180 Einsätze). Während die Hilfskräfte in der Stadt Fürth 60-mal und im Kreis Erlangen-Höchstadt 70-mal ausrücken mussten, blieben das Stadtgebiet Erlangen und das Nürnberger Land offenbar lokal verschont.

In Zerzabelshof lief eine Unterführung voll

Personen seien nicht zu Schaden gekommen, sagte Horst Gillmeier, der zuständige Einsatzleiter. Neben hochgedrückten Gullydeckeln und umgestürzten Bäumen machten auch überflutete Keller und Straßenunterführungen Probleme. In Nürnberg-Zerzabelshof konnten sich Autofahrer, die im Wasser liegen blieben, aber noch rechtzeitig aus ihren Wagen entfernen, darunter auch eine schwangere Frau. In Nürnberg liefen am frühen Abend immer noch 80 Einsätze. Alle Freiwilligen Feuerwehren und das Technische Hilfswerk waren beschäftigt.

In Zirndorf im Landkreis Fürth musste dagegen die Wasserwacht eingreifen. In der Nähe des Bahnhofs seien drei Fahrzeuge in einem Tunnel vom Wasser eingeschlossen worden, vier Menschen mussten mit Booten befreit werden. Verletzt wurde dabei niemand, die Betroffenen seien lediglich unterkühlt gewesen, sagt Phillip Kretschmar, Einsatzleiter der dortigen Wasserrettung gegenüber der Agentur News5.

Überhaupt traf es den Landkreis Fürth besonders schwer. Alle Feuerwehren des Landkreises, insgesamt rund 50 Wehren, wurden alarmiert und ein örtlicher Einsatzleiter bestellt. Diese Aufgabe übernahm Thomas Brüchert von der Kreisbrandinspektion.

In Stein richtete sich der Kreisbrandmeister mit seinem Team zentral ein und koordinierte hier landkreisweit die Einsätze aller Feuerwehren nach Priorität. Man sei gerade dabei, ein Funknetz aufzubauen, sagte Stegmann gegen 17.15 Uhr, als der Regen gerade etwas nachließ. Mit Ausnahme der Polizei war Brüchert damit auch für alle anderen Rettungskräfte wie etwa BRK oder die Wasserrettung zuständig. Unablässig waren im Landkreis die Sirenen der Einsatzkräfte zu hören.

Wasser floss in eine Halle

Auch in der Stadt Fürth hatten die Berufsfeuerwehr sowie sämtliche Freiwillige Feuerwehren alle Hände voll zu tun. In der Wachzentrale ging, wie es auf Nachfrage hieß, "ein Alarm nach dem anderen ein".

Immer wieder galt es, vollgelaufene Keller auszupumpen. Außerdem waren mehrere umgestürzte Bäume zu beseitigen. Als besonders mühsam erwies sich das in der Heilstättenstraße, wo ein mächtiges Exemplar drohte, mehrere geparkte Autos unter sich zu begraben. Weil der Baum auf einer Stromleitung lag, konnten sich die Feuerwehrleute erst gegen 19 Uhr daran machen, ihn wegräumen. Probleme gab es auch in der Magazinstraße. Dort konnte der Regen vom Flachdach eines Firmengebäudes nicht ablaufen, Wasser floss in eine Halle.

Auch die Besucher des Nürnberger Tiergartens wurden von dem Gewitter überrascht. Dicke Hagelkörner prasselten herab, Menschen verließen den Zoo schlagartig oder retteten sich in die überdachten Tierhäuser. Doch selbst dort drangen nach einem Bericht der Agentur News5 Wassermassen ein und durchnässten beispielsweise das Stroh des Ferkelstalles im Streichelzoo. Verletzt wurden wohl aber weder Menschen noch Tiere.

Umgestürzter Baum behindert Zugverkehr

Zwischen Pleinfeld und Georgensgmünd fiel während des Unwetters außerdem ein Baum auf die Gleise einer Zugstrecke. Zwischen Nürnberg und Treuchtlingen kam es daher zu Beeinträchtigungen, die Strecke war nur eingleisig befahrbar. Auch die Strecke zwischen Pleinfeld und Gunzenhausen war laut Bahn von "witterungsbedingter Beeinträchtigungen" betroffen. Am Abend war die Strecke zeitweise komplett gesperrt, ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet.

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