Kostenexplosion für Erweiterung

Leichendorf: Beim Wertstoffhof purzeln die Millionen

Harald Ehm

Fürther Nachrichten

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13.6.2022, 16:03 Uhr
 Sperrmüll mühsam über eine Treppe in die Container zu wuchten – das soll nach der Erweiterung im Wertstoffhof in Leichendorf Vergangenheit sein.

© Hans-Joachim Winckler, NN  Sperrmüll mühsam über eine Treppe in die Container zu wuchten – das soll nach der Erweiterung im Wertstoffhof in Leichendorf Vergangenheit sein.

Im Wesentlichen ist die Entwicklung für die "Anpassung der Kosten", wie die Vorlage im Kreisausschuss überschrieben war, auf veränderte Planungen in zwei Bereichen zurückzuführen: So wurde das Sozialgebäude für die Männer und Frauen – aktuell sind es acht Personen – jetzt für 20 Mitarbeitende ausgelegt, es wird also größer. Das ist notwendig, um "mit zukünftigen Entwicklungen und gesetzlichen Anforderungen umgehen zu können", so die Verwaltung.

Konkret braucht es mehr Personal, um etwa das neue Öffnungszeitenkonzept umsetzen zu können. Umgedacht wurde auch bei der Wärmeerzeugung: Anstatt der vorgesehenen Flächenheizung kommt jetzt eine Wärmepumpe zum Einsatz. Dafür wird im Gebäude ein zusätzlicher Raum benötigt und – mit Blick auf eine Photovoltaikanlage sowie Ladestationen für Fahrzeuge und Arbeitsgeräte – ein weiterer für die Prozessleit- und Steuertechnik.

Darüber hinaus werden eine ganze Reihe weiterer Punkte aufgeführt, die die Kosten nach oben treiben: der Abriss des bisherigen Sozial- und Wägegebäudes inklusive Entsorgung, sechs weitere Stellplätze sowie ein zusätzliches WC für Mitarbeitende und Kunden, dazu Änderungen bei der Entwässerung. Auf insgesamt fünf Seiten listet die Verwaltung detailliert alle Modifizierungen auf, die Historie der Kostenfortschreibung inklusive.

Es gab Redebedarf

Obwohl der Bauausschuss das Thema schon intensiv vorberaten und einstimmig empfohlen hatte, den neuen Kostenrahmen abzunicken, gab es noch einige Wortmeldungen aus dem Gremium. In diesem Zusammenhang von einer Kostenanpassung zu sprechen, empfand etwa Michael Bischoff (SPD) als beschönigend, "anderswo würde man von einer Kostenexplosion sprechen".

Ehrlicherweise müsse man sagen, dass es sich um eine komplett neue Planung handle, und das mitten im laufenden Prozess. Für den SPD-Fraktionssprecher steht fest: "Das sollte nicht allzu häufig passieren." Zumal bei besagten 4,7 Millionen Euro noch Steuern und Honorare aufaddiert werden müssen. Das sagte Landrat Matthias Dießl auf Nachfrage und nannte eine Gesamtsumme von dann 6,8 Millionen Euro.

Während Renate Krach (CSU) davon sprach, dass die Planungen "zwar absolut unglücklich gelaufen" seien, aber dies nicht typisch für die öffentlich Hand sei, meinte Friedrich Biegel (Freie Wähler): Man dürfe nicht vergessen, dass man die Planungstiefe zunächst noch nicht gehabt habe. Sein Trost: Das Ganze werde sich nicht "so hochdramatisch" auf die Gebühren auswirken.

Zumal sich nicht nur der Service für die Bürgerinnen und Bürger verbessert, sondern künftig auch erheblich mehr Abfallarten in Leichendorf entsorgt werden können. Darauf hatte der Landrat hingewiesen. Er monierte aber auch, dass man bei der Technik zu kurz gegriffen habe und die Kosten "leider viel zu niedrig angesetzt" gewesen seien. Die Kreisverwaltung, so Dießl, habe deswegen "schon kritisch mit dem Planer gesprochen".

Zahlen aus Vor-Corona-Zeiten

Der heißt Jürgen Wagner und war in der Sitzung anwesend – Fragen an ihn gab es seitens der Politikerinnen und Politiker allerdings keine. Gegenüber den Fürther Nachrichten führte Wagner als Gründe für die gestiegenen Kosten nicht nur die erweiterten Öffnungszeitungen, den damit einhergehenden höheren Personalbedarf sowie die Umplanungen bei der Technik ins Feld. Die Schätzungen, sagte der Experte, stammten vielmehr aus Vor-Corona-Zeiten, außerdem seien inzwischen auch noch die vehementen Preissteigerungen auf dem Bausektor dazugekommen. Dies sei bei der Diskussion im Kreisausschuss jedoch "nicht erwähnt" worden.

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