Puschendorfs "Roter Ochse" wird zum Minotaurus

12.2.2018, 21:00 Uhr
Puschendorfs

© Ralf Jakob

Schon 1469 fand die "Tafernwirtschaft" (vom lateinischen Wort "Taverna") im Urkundenbuch des Nürnberger Kartäuserklosters Erwähnung. Im Mittelalter war die "Schenkstatt" wegen ihrer Lage an der alten Handelsstraße zwischen Frankfurt und Nürnberg ein wichtiger Stützpunkt für Händler und Reisende.

Und dann das: Vor mehr als vier Jahren schloss das Lokal, die Zukunft war äußerst ungewiss. Als sich kein neuer Pächter fand, wollte ein Investor das Gebäude zunächst in eine Anlage mit Eigentumswohnungen umbauen – sehr zum Verdruss der Puschendorfer.

Mitten im Kommunalwahlkampf vor vier Jahren fand sich gar die Forderung in manchem Wahlprogramm, die Gemeinde solle die Immobilie erwerben und notfalls das Rathaus dort einrichten. Das markante Gebäude in besonderer Lage sollte keinesfalls seine zentrale und kommunikative Bedeutung einbüßen, die es seit Jahrhunderten hatte. Doch wegend der klammen Gemeindekasse und der hohen Pro-Kopf-Verschuldung wurde diese Lösung nie offiziell diskutiert.

Mitte 2015 erwarb Volker Erhardt das Anwesen. Mit seinem Plan, Gasthaus und Biergarten zu erhalten, stieß er auf einhellige Zustimmung im Ort. Ein vergleichbares Objekt, zentral gelegen, mit einer Bushaltestelle unmittelbar vor der Tür und vorbeiführenden Rad- und Wanderwegen — das begeisterte den Herzogenauracher. Entsprechend enthusiastisch ging er die Modernisierung an.

Jetzt, zweieinhalb Jahre später, sitzt er im Gasthaus vor einem "Dorfteller" mit Souvlaki, Steak und Gyros und zeigt sich äußerst zufrieden mit dem Ergebnis. Allerdings sei die Suche nach dem richtigen Pächter schwieriger gewesen als erwartet; so machten Aspiranten in letzter Sekunde noch einen Rückzieher.

Den vergangenen Sommer hat Erhardt dafür genutzt, die Inneneinrichtung zu gestalten und zu bestellen, unter anderem die Bestuhlung und die Kücheneinrichtung. Aufgaben, die er ursprünglich eigentlich dem neuen Pächter überlassen wollte. Im Spätherbst ging es dann aber doch schnell. Drei Interessenten wollten letztendlich den Vertrag unterschreiben, sagt er. Das beste Konzept, das "außergewöhnlich gute Essen" und die Freundlichkeit der Familie Zacharioudakis hätten den Ausschlag gegeben.

Das Paar war sofort verliebt

"Wir haben uns sofort verliebt in den Ort und in die Gaststätte", sagt das Gastwirtspaar. Mihail Zacharioudakis hat mit einem griechischen Künstler die Wandgemälde sowie den Lokalnamen bestimmt. Der Minotaurus ist eine Gestalt aus der griechischen Mythologie, die einen menschlichen Körper und den Kopf eines Stiers hat. Das Fabelwesen wurde von König Minos in ein Labyrinth auf der griechischen Insel Kreta verbannt, da sich dessen Gemahlin einem wilden Stier hingab.

Kretische Küche wird die Tageskarte und demnächst auch eine wechselnde Wochenkarte mit Spezialitäten bestimmen. Beim Bier vertraut der Wirt, wie seine Vorgänger, auf die Zusammenarbeit mit der Tucher Bräu. Der helle Gastraum mit gelben Steinfliesen und weißen Wänden verfügt über 60 Sitzplätze. Im Nebenzimmer mit dem ursprünglichen Tonnengewölbe des ehemaligen Kuhstalls können bis zu 40 Gäste Platz nehmen, im Biergarten 65.

Zuspruch hat das Wirtsehepaar, das in Fürth-Stadeln zu Hause ist, schon erhalten. "Du bassd scho genau zu unserm Roten Ochsen", hat einer der ersten Stammgäste gesagt – beim Feierabendbier am dafür reservierten "Franken-Eckla", direkt neben dem Tresen. Mehr Lob geht in Franken bekanntlich nicht.

Mehr Informationen über das Restaurant Minotaurus in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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