Nach Aufruf

Sorge vor Omikron: Hilfskräfte fangen am Fürther Klinikum an

14.1.2022, 21:00 Uhr
Sorge vor Omikron: Hilfskräfte fangen am Fürther Klinikum an

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Die vierte Welle ist vorbei, sie hatte ihren Höhepunkt Ende November, Anfang Dezember. Damals lag die Sieben-Tage-Inzidenz in Fürth bei über 600, das Personal im Klinikum, ohnehin ausgelaugt nach zwei Jahren Pandemie, kam einmal mehr an seine Belastungsgrenzen.

Als die Inzidenzwerte dann auch dank strikterer Regelungen bis zum Jahreswechsel kontinuierlich sanken (auf 138,8 am 1. Januar), machte sich das im Fürther Krankenhaus bemerkbar. Die Lage entspannte sich allmählich, die Zahl der Covid-Patienten ging stetig zurück. Aktuell liegen hier elf auf der Corona-Normalstation und drei auf der Intensivstation.

Erste Omikron-Fälle im Klinikum

In den vergangenen Tagen wurden auch in Fürth die ersten Omikron-Patienten stationär behandelt. Von den elf Corona-Patienten auf der Normalstation sind drei mit Omikron infiziert, vier mit Delta, bei den übrigen steht das Ergebnis noch aus, sagte Klinikumssprecherin Carmen Brückner am Freitag. Der Medizinische Direktor und Pandemiebeauftragte des Hauses, Dr. Manfred Wagner, geht davon aus, dass man sich in zwei Wochen die Frage "Delta oder Omikron?" gar nicht mehr stellen muss, weil die neue Variante immer dominanter wird.

Wie in ganz Deutschland verbreitet sich Omikron auch zunehmend in Stadt und Landkreis Fürth. Anfang der Woche gab es hier rund 350 Omikron-Fälle, dazu rund 100 Verdachtsfälle. Am vergangenen Wochenende sei hier erstmals ein Anteil von 50 Prozent an den Neuinfektionen festgestellt worden, heißt es aus dem Gesundheitsamt. Die Inzidenz steigt seit Anfang Januar wieder. Sie lag am Freitag in Fürth bei 375,9, im Kreis bei 348,0. Omikron sei mutmaßlich ansteckender, das spiegele sich in den Zahlen. Es gebe aktuell positive Fälle "im niedrigen zweistelligen Bereich" in einer Fürther Senioreneinrichtung, teilt Landratsamtssprecher Christian Ell auf Nachfrage mit. Vor allem aber beobachte man weiterhin das oft zitierte "diffuse Infektionsgeschehen".

Eine Prognose, wie sich Omikron auf die Belastung der Krankenhäuser auswirken wird, wolle und könne er nicht geben, sagt Dr. Manfred Wagner. Es gebe hier widersprüchliche Aussagen aus verschiedenen Ländern. Was kommen wird, lasse sich noch nicht einschätzen.

"Wir versuchen, uns auf alle Eventualitäten vorzubereiten", sagt Brückner. Das Haus wappnet sich wie andere Bereiche der kritischen Infrastruktur für Szenarien, in denen ein erheblicher Teil der Belegschaft ausfällt, weil Beschäftigte erkrankt oder in Quarantäne sind. Angespannt ist die personelle Situation in den Krankenhäusern wegen des Pflegekräftemangels auch so schon. Im Laufe der Pandemie sind bereits viele Pflegekräfte erschöpft oder frustriert aus dem Beruf ausgestiegen. Man bemerke jetzt erste Ausfälle, aber noch nicht in großer Zahl, sagt Brückner.

Je nach Vorkenntnis

Mit Blick auf Omikron und eine mögliche fünfte Welle hatte das Klinikum kürzlich per Zeitungsanzeige in den FN und in sozialen Netzwerken einen Helferaufruf gestartet: Sollte es zu gravierenden Engpässen kommen, werde jede helfende Hand gebraucht, betonten die Verantwortlichen.

23 Helferinnen und Helfer, mit und ohne medizinischen Hintergrund, wurden in den vergangenen Tagen geschult, berichtet Brückner nun, jeweils etwa einen halben Tag lang und abgestimmt auf ihre Vorkenntnisse. Während man Medizinstudenten etwa zeigen kann, wie man Schutzkleidung anlegt oder Medikamente zureicht, lernen andere beispielsweise, wie man das Krankenhausbett verstellt, Patienten die Telefonanlage erklärt, Wäsche ausgibt oder beim Transport der Betten hilft. Sie sollen für helfende Tätigkeiten eingesetzt werden, um das Pflegepersonal zu entlasten, so Brückner.

Die Hilfskräfte fangen nun schon mit der Arbeit an. Darunter seien auch "sehr motivierte Rentner" wie eine ehemalige Hebamme und eine frühere Gynäkologin. Sie können ihre neuen Kollegen künftig zum Beispiel beim Abstrich-Nehmen unterstützen. Einige der Helfer wollen sich ehrenamtlich engagieren, andere haben vom Klinikum einen Vertrag bekommen.

Der Artikel wurde am 14. Januar aktualisiert.

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