Wassermassen im Zenngrund

Wilhermsdorf nach der Flut: Die Stromversorgung läuft wieder

10.7.2021, 14:58 Uhr
Auch die Wasserwacht war mit ihren Booten gefordert. In Langenzenn retteten die Helfer Jugendliche aus dem Hochwasser.

© ToMa, NN Auch die Wasserwacht war mit ihren Booten gefordert. In Langenzenn retteten die Helfer Jugendliche aus dem Hochwasser.

Aufatmen im Zenngrund: Nach der verheerenden Flut vom Freitag sanken am Wochenende die Pegel des Flusses, die Zeichen standen auf Entspannung. Die Wilhermsdorfer mussten einen Tag ohne Strom verbringen, bis zum frühen Samstagnachmittag war die Energieversorgung gekappt gewesen. Über das Wochenende pumpten die Feuerwehren die letzten Keller leer. Und auch die Bürger packten an.

Wilhermsdorfs Bürgermeister klang am Telefon fast verwundert: Die Zenn sei wieder in ihr Bett zurückgekehrt, sagte Uwe Emmert. Gut gefüllt sei der Fluss zwar, aber abgesehen von ein paar größeren Lachen auf den Wiesen und etwas Treibgut erinnere kaum noch etwas an das vorangegangene Schreckensszenario. Nach Osten hin, Richtung Langenzenn und Veitsbronn, stand freilich noch mehr Wasser im Grund.

Die Lichter gingen aus

Die Nacht auf Samstag war nicht lang gewesen: Kurz nach 2 Uhr hatte Emmert die Arbeit mit dem Krisenstab in Wilhermsdorf beendet, um 8 war er schon wieder in Besprechungen mit den örtlichen Wehren. Alle Anstrengungen galten zunächst der Wiederherstellung der Stromversorgung, nachdem die Trafostation nahe des Flusses geflutet worden war. Hier speisen N-Ergie und Infra den Strom ins Gemeindenetz ein. Am Freitag, 12.30 Uhr, waren für rund 4000 Einwohner im Ort sprichwörtlich die Lichter ausgegangen.
Ab dem frühen Samstagmorgen kämpften die Experten der Energieversorger, um die Probleme zu beheben. Kurz nach 14 Uhr war es geschafft. Mit Großgeneratoren wurden bestimmte Punkte im Gemeindegebiet am Freitag schon wieder versorgt, etwa der Norma-Markt. Bei Rewe hatten die Verantwortlichen sich selbst mit einem Notstromaggregat und einem Kühllaster beholfen.

Am Samstag waren die Wassermassen auch vom Festplatz verschwunden. Die Feuerwehren übernahmen Aufräum- und Verkehrssicherungsarbeiten. Die Stelzenbachstraße war stellenweise unterspült, Teile des Gehwegs weggerissen. Da es sich um eine Kreisstraße handelt, war das Landratsamt gefragt, ehe die wichtige Nord-Süd-Verbindung wieder halbseitig geöffnet werden konnte. Die Wiesenstraße war ab Sonntag frei, spätestens heute soll das auch bei der Hubstraße der Fall sein.

Emmert war gestern bei zwei Familien, die durch das Hochwasser „sehr viel verloren haben“. Und einen Gewerbebetrieb hat er besucht, bei dem Maschinen, Mobiliar und Material zerstört wurden. Das Problem: Es sei kaum Zeit geblieben, um die Menschen zu warnen. Innerhalb einer Stunde kam die Flut. Auch die Trafostation steht im Fokus: Vor zwei bis drei Jahren habe man Vorsorge getroffen und Schotts einbauen lassen, erläutert der Bürgermeister. 60 Zentimeter hoch sind die wasserdichten Vorrichtungen, damit wähnte sich die Gemeinde auf der sicheren Seite. Am Freitag war das zu wenig: Das Wasser stieg auf 75 Zentimeter, lief in das Gebäude und sorgte so für den Blackout. Die Schotts könnten erhöht oder das Gebäude mit einer Mauer umgeben werden. Sicher sei, so Emmert: „Da muss etwas passieren.“

Mehr Glück hatte Langenzenn: Auch dort war einer der Verteilerpunkte „kurz davor, unterzugehen“, wie es Kreisbrandrat Frank Bauer formulierte. „Aber es ist uns gelungen, den Strom zu halten.“ So blieb die Zennstadt von einem Ausfall des Energienetzes bewahrt.
Mit dem Schrecken davon kamen sieben Jugendliche, die sich am Freitag bei Langenzenn mit zwei Schlauchbooten auf das Hochwasser gewagt hatten. In der Strömung trieb einer der schwimmenden Untersätze ab, verfing sich aber in der Böschung. Glücklicherweise war die Wasserrettung schnell vor Ort.

Genau wie in Wilhermsdorf machte der geflutete Zenngrund in Langenzenn und Veitsbronn die Flussübergänge unpassierbar. Zum Teil liefen Keller oder Garagen voll: Aber, sagte Veitsbronns Bürgermeister Marco Kistner, „mit Blick auf Wilhermsdorf ist das nichts Gravierendes. Da bin ich froh, dass wir mit einem blauen Auge davongekommen sind.“

Viel hätte nicht mehr gefehlt, der Feuerwehr-Großeinsatz wäre zum Katastrophenfall mutiert: „Zehn bis 15 Zentimeter“, erläutert der Kreisbrandrat mit Blick auf die Pegelstände. Insgesamt hätten sich bis zu 250 Einsatzkräfte und Helfer gegen die Fluten gestemmt, sagt Frank Bauer und lobt das Engagement aller Beteiligten sowie die Zusammenarbeit mit den Gemeinden und ihren Bürgermeistern: „Das war toll.“

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