Zum Schutz: Bodycams begleiten die Fürther Polizei

12.9.2019, 06:00 Uhr
Die neuen Polizeikameras sind wegen der gelben Signalfarbe gut erkennbar. Sie sollen potenzielle Gewalttäter abschrecken.

© Isabel Pogner Die neuen Polizeikameras sind wegen der gelben Signalfarbe gut erkennbar. Sie sollen potenzielle Gewalttäter abschrecken.

Ein paar Mal waren die Kameras bereits mit auf Streife. Einigen Fürthern sind sie also schon aufgefallen – sie kommentierten das neue Ding "auf Fürther Art", erzählt Mark Kohl schmunzelnd: "Was habt ihr da jetzt für ein gelbes Kästchen?"

Kohl, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion (PI) an der Kapellenstraße, hat die Einführung der "gelben Kästchen" in Fürth koordiniert. Jedes Streifenteam kann künftig eine Bodycam dabei haben. Sie haftet am Hemd, an der Bluse oder der Jacke. Darunter steht gut lesbar: "Video Audio".

Die Kamera soll erkennbar sein. Allein schon ihre Präsenz kann in manch aufgeheizter Situation hilfreich sein und beim Gegenüber die Hemmschwelle erhöhen, aggressiv zu werden, hofft Kohl. Reicht der Anblick nicht, kann der Beamte warnen: "Wenn du jetzt nicht runterfährst, schalte ich sie ein."

Ist ein Konflikt schon eskaliert, eine Konfrontation bedrohlich, kann der Polizist auf eine Ankündigung verzichten. Das Blinken der Kamera aber signalisiert: Hier wird gefilmt.

Ein längerer Pilotversuch hat gezeigt, dass das Gerät tatsächlich deeskalierend wirkt. Es soll, das betonte vor kurzem Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, vor allem dem Schutz der Beamten dienen. Denn Gewalt gegen Polizisten nimmt zu.

Wie ihre Kollegen habe sie sich die Bodycam schon länger gewünscht, sagt Obermeisterin Stefanie Hermeling beim Pressegespräch in der Fürther PI: "Wir sind froh, dass sie endlich da ist." Wertvoll können die Aufnahmen auch nach dem Einsatz sein: Sie zeigen, wie der Konflikt ablief, können vor Gericht als Beweismittel verwendet werden.

"Ein Bild sagt mehr als tausend Worte", meint Fürths Polizeichef Michael Dibowski. Auch Vorwürfe von Bürgern, die sich über unangemessenes Verhalten seitens der Polizei beschweren, ließen sich so besser überprüfen. Für den Gebrauch der Kameras gelten feste Regeln. Sind sie auf Standby geschaltet (sie leuchten dann grün), nehmen sie ständig automatisch einige Sekunden auf und überschreiben sie wieder – nur die letzten Sekunden vor dem richtigen Einschalten bleiben gespeichert. Eskaliert ein Streit überraschend, kann das hilfreich sein.

Diese Voraufnahme-Funktion darf allerdings nicht überall verwendet werden, Wohnungen etwa sind besonders geschützt. Hier muss Gefahr für einen Menschen bestehen, damit die Kamera laufen darf, so Kohl. Auch bei Demonstrationen sind die Hürden beim Filmen sehr hoch, weil das Versammlungsrecht ein hohes Gut ist. Die Bodycams werden hier nicht eingesetzt, sagt Kohl.

Beamte können die Videos nicht verändern

Anders ist das auf der Kirchweih, bei Fußballspielen oder am Hauptbahnhof. Beim "Gurken-Heini", so Kohl, wird man die Bodycam kaum brauchen – eher schon, wenn Jugendliche am Autoscooter randalieren. Die Aufnahmen können von den Beamten nicht verändert werden, betonen Dibowski und Kohl. Eigenes Fehlverhalten könne man also nicht rausschneiden. Wird das Video nicht benötigt und gesichert, werde es nach 21 Tagen automatisch vom Server gelöscht, erklärt er.

Brenzlige Situationen erleben die Beamten jeden Tag, sagt Kohl. Und Dibowski ergänzt: "Jeder Fall, in dem man Gewalt verhindern kann, ist ein gewonnener Fall."

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