Filmfestival

26-stündiger Marathon: Das Filmhaus Nürnberg zeigt Edgar Reitz' "Die zweite Heimat"

Birgit Nüchterlein

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18.1.2023, 11:00 Uhr
Mit dieser Szene aus Edgar Reitz' umfangreichem Werk "Die zweite Heimat" wirbt das Nürnberger Filmhaus für sein "Heimat!"-Festival.

© Edgar Reitz Filmstiftung Mit dieser Szene aus Edgar Reitz' umfangreichem Werk "Die zweite Heimat" wirbt das Nürnberger Filmhaus für sein "Heimat!"-Festival.

Erst vor Kurzem ist Edgar Reitz' Autobiografie "Filmzeit, Lebenszeit" erschienen – und zugleich die aufwendig restaurierte und digitalisierte Fassung seines vielleicht wichtigsten Werkes "Die zweite Heimat – Chronik einer Jugend" von 1992. Für das Nürnberger Filmhaus ist diese Koinzidenz Grund genug, um Reitz' Werk in den Mittelpunkt seines Filmfestivals "Heimat!" zu stellen.

In dem Kino im Künstlerhaus kann man die filmische Zeitreise vom 20. Januar bis 5. Februar an drei Wochenenden neu erleben. Eröffnet wird das Festival am 20. Januar um 18 Uhr mit Ehrengast Edgar Reitz, seinen beiden Hauptdarstellern Salome Kammer und Henry Arnold sowie Nürnbergs Kulturbürgermeisterin Julia Lehner. Henry Arnold wird aus Reitz' Autobiografie lesen und mit Salome Kammer Lieder aus der "Zweiten Heimat" vortragen.

Danach, um 20.30 Uhr, ist mit "Die Zeit der ersten Lieder" Teil eins des umfangreichen Werkes zu sehen, der das Jahr 1960 beleuchtet.

Regisseur Edgar Reitz ist dem Nürnberger Filmhaus seit Jahren eng verbunden.

Regisseur Edgar Reitz ist dem Nürnberger Filmhaus seit Jahren eng verbunden. © imago images/Hoffmann

Die Verbundenheit zwischen dem Nürnberger Filmhaus und dem inzwischen 90-jährigen Regisseur ist groß. Bereits 2018 organisierte das Kino-Team eine große Werkschau zu Edgar Reitz. Aus dem intensiven Austausch zwischen Publikum, Filmemacher und weiteren Gästen ging in der Folge sogar das Buch "Edgar Reitz – Die große Werkschau" hervor.

Die neue Edition von Reitz' "Die zweite Heimat" umfasst 13 Filme mit insgesamt fast 26 Stunden Länge. Im Filmhaus sind sie alle zu sehen. Sie spiegeln die sogenannten wilden Sechziger in Deutschland mit ihren Träumen, Illusionen, eroberten Freiheiten, aber auch mit ihren Desillusionierungen und ihrem Scheitern. Die geschilderten Lebensgeschichten sind fiktiv, doch sie erzählen auch von realen Ereignissen wie den Münchner Krawallen, der ersten Mondlandung und der Ermordung John F. Kennedys.

Aus dem Leben erzählt

Während der Begriff "Heimat" noch heute bisweilen mit der NS-Zeit oder kitschigen Heimatfilmen in Verbindung gebracht wird, geht es bei Reitz vielmehr um Themen wie Liebe, Sehnsucht, Geborgenheit und Zusammensein – eben um das Leben.

Auch Wehmut, Ausschluss, Vertreibung, Ausbrechen und verlorene Zeit spielen eine Rolle. "Die Lebensgeschichten einzelner Personen werden in ihrer spezifischen Umgebung, Zeit, Sprache und Kultur so erzählt, dass sie in philosophische Universalfragen nach dem eigentlichen Leben und uns alle betreffende Seinsfragen münden", heißt es in der Ankündigung.

"Die zweite Heimat" wurde demnach mit den Werken von Flaubert und Proust verglichen, sie wurde bei den Filmfestspielen in Venedig gezeigt, und in Bezug auf ihr episches Ausmaß sucht sie ohnehin ihresgleichen.

In Nürnberg führt die Schauspielerin Patricia Litten durch das 26-stündige Filmprogramm. Den letzten Teil seines Werkes mit dem Titel "Kunst oder Leben", der im Jahr 1970 spielt, wird Edgar Reitz zum Abschluss des Festivals am Sonntag, 5. Februar, um 18.30 Uhr persönlich vorstellen.


"Heimat! Das Filmfestival", 20. Januar bis 5. Februar 2023. Filmhaus Nürnberg im KunstKulturQuartier, Königstraße 93. Mehr Informationen unter www.filmhaus.nuernberg.de

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