Wie abgehoben ist das denn?
Absurde Adele-Show: Was die britische Sängerin von ihrer Musikerkollegin Taylor Swift lernen sollte
7.8.2024, 15:00 UhrSie erscheint aus einer Nebelwolke, schwebt in einer schwarzen Robe aus der Mitte der Bühne empor. "Hello, it's me": Mit diesen Worten aus ihrem Song "Hello" begrüßt die britische Sängerin Adele ihre Fans zum ersten Konzert auf dem Münchner Messegelände. Die Sängerin ist umgeben von endlos erscheinenden Besucherrängen - 80.000 Zuschauer finden pro Show Platz. Hinter ihr erstreckt sich ein riesiger Videoscreen - 220 Meter lang. Es ist eine Location der Superlative, super groß, super spektakulär und vor allem super temporär - und damit schlecht für den Planeten.
Wenn am 31. August nach insgesamt zehn Konzerten nämlich die letzten Töne verklungen sind und der letzte Scheinwerfer ausgeschaltet wird, verschwindet die Adele-Arena wieder.
Gekostet hat der Spaß einen dreistelligen Millionenbetrag - sei’s drum, meinen wohl die Verantwortlichen. Die Stadt München nimmt während der Konzerte immerhin ordentlich Geld ein. Clemens Baumgärtner, zuständiger Wirtschaftsreferent, rechnet für Gastronomie, Hotellerie und Co. mit rund 560 Millionen Euro.
Wer nichts gewinnt, sondern nur verliert - nämlich Ressourcen -, ist der Planet Erde. Die Grube, aus der Adele zu Konzertbeginn erscheint, wurde extra betoniert. Der ehemals geschotterte Boden des Messegeländes musste auf einer Fläche von 75.000 Quadratmetern asphaltiert werden, um der Adele-Arena standhalten zu können. Die 220-Meter-Leinwand wurde eigens angefertigt; die Aufbauten für die Zuschauerränge und die Bühne mussten nach München gebracht werden. Das alles frisst Ressourcen.
Erdüberlastungstag zeigt: Wir verschwenden zu viele Ressourcen
Erst vor wenigen Tagen erreichte die Menschheit den sogenannten Erdüberlastungstag. Das heißt, bereits am 1. August, einen Tag vor Adeles erstem Auftritt in München, haben wir alle Ressourcen verwendet, die der Planet in einem Jahr wieder herstellen kann. Und ein Teil dieser Ressourcen steckt in der Adele-Arena.
Jedem Adele-Fan sei das unvergessliche Konzerterlebnis vergönnt, aber musste es wirklich eine Pop-up-Arena sein oder hätte es nicht auch das Olympiastadion in München getan? Sogar Mega-Star Taylor Swift war die alte Sportstätte für ihre Eras-Tour gut genug.
Große Portion Abgehobenheit: Adele kommt wegen Pop-up-Arena nach München
Als im Februar öffentlich wurde, dass Adele Konzerte in Deutschland spielen wird, sagten die Veranstalter gegenüber der "Bild", es sei ein schwieriger Weg gewesen, die Sängerin von München zu überzeugen. Erst die temporäre Arena, der nur für sie maßgeschneiderte Veranstaltungsort, habe den Ausschlag gegeben. Dass Mega-Stars im Auge ihres Ruhmes Gefahr laufen, die Bodenhaftung zu verlieren, scheint naheliegend. Aber das ist schon eine große Portion Größenwahn, die Adele da an den Tag legt.
Und gleichzeitig wütet eine Diskussion darüber, wie wahnsinnig teuer Konzert-Tickets mittlerweile sind. Kühner Gedanke: Vielleicht ließe sich ja bei den Kosten für den Veranstaltungsort sparen. Vielleicht könnten Tickets dann billiger angeboten werden. Die Fans würde es freuen - und die Umwelt auch.
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