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"Das Boot": In Staffel 3 ziehen minderjährige Kriminelle in den "totalen Krieg"

12.5.2022, 14:45 Uhr
Franz Dinda als U-Boot-Ingenieur Robert Ehrenberg.

© Stephan Rabold/Bavaria Fiction GmbH/Sky Deutschland Franz Dinda als U-Boot-Ingenieur Robert Ehrenberg.

Kiel, Lissabon, London und natürlich die Hohe See sind für die mehrsträngige Handlung die Schauplätze, die in bewährter Scheibchen-Dramaturgie gegeneinander geschnitten werden.

Nach dem dramatischen Abgang von Vicky Krieps und Clemens Schick, deren Figuren in der zweiten Staffel den Serientod fanden, liegt die personelle Kontinuität vornehmlich in den Händen von Franz Dinda in der Rolle des U-Boot-Ingenieurs Robert Ehrenberg und Tom Wlaschiha als Gestapo-Chef Hagen Forster.

Er wurde in der letzten Staffel von Frankreich nach Polen versetzt, um sich an der "Endlösung der Judenfrage" zu beteiligen. Seine Beihilfe zum Holocaust liegt am Anfang der dritten Staffel bereits hinter ihm und erst in der letzten Folge legt der Gestapo-Mann ein Geständnis über seine Untaten ab.

Zu Beginn landet Forster in Lissabon, wo er undercover den Tod eines deutschen Spions aufklären soll. Im neutralen Portugal tummelt sich ein buntes Gemisch aus deutschen, britischen und amerikanischen Diplomaten und Agenten. Das Salazar-Regime treibt mit beiden Kriegsparteien Handel und will der NS-Diktatur kriegsentscheidendes Wolfram-Metall im Wert von fünf Millionen Reichsmark in Gold verkaufen.

Derweil rüstet sich in Kiel eine neue U-Boot-Flotte für den Einsatz im Atlantik. Goebbels hat 1943 den "totalen Krieg" ausgerufen. Die Schlacht um Stalingrad ist verlustreich verloren. Die Alliierten bombardieren die Hafenstadt Nacht für Nacht. Die Boots-Mannschaft besteht überwiegend aus minderjährigen Kriminellen, die vor die Wahl gestellt wurden: U-Boot oder KZ.

Auch der junge Kapitän Franz Buchner (Konstantin Gries) ist vollkommen unerfahren und so übernimmt der leitende Ingenieur Ehrenberg unter der Hand das Kommando. Derweil wird in London der Marine-Offizier Jack Swinburne (Ray Stevenson), nachdem sein Sohn im Seekrieg gefallen ist, als Kommandant eines britischen Zerstörers zum passionierten Jäger auf deutsche U-Boote.

Breit angelegtes Erzählspektrum

Durch das breit angelegte Erzählspektrum ist auch in der dritten Staffel zu Lande und zu Wasser für Spannung gesorgt. Mit Hans Steinbichler und Dennis Gansel standen zwei versierte Kino-Regisseure hinter der Kamera, die mit der klaustrophobischen Enge des U-Bootes ebenso gut umgehen können wie mit der Inszenierung von Seeschlachten.

Vor allem die Erzählstränge auf dem Boot, in dem mit der blutjungen Besatzung eine andere Gruppendynamik freigesetzt wird, und in Lissabon, wo ein wenig "Casablanca"- Gefühl aufkommt, funktionieren aufgrund der gelungenen Besetzung bestens. Etwas halbherzig wirkt nach dem Abgang der fabelhaften Vicky Krieps hingegen der Versuch, mit Hannie Lessing in der Rolle der frustrierten Marine-Kommandeurs-Gattin eine neue Frauenfigur als Gegengewicht zum seemännischen Überschuss zu etablieren.

Am Schluss bleiben die Schleusentore weit geöffnet für eine vierte Staffel, die vermutlich Kurs auf das Ende des Zweiten Weltkrieges nehmen wird, womit die allmählich etwas schwächelnde Serie dann auch endgültig auserzählt sein sollte.

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