"Das Licht, das die Toten sehen"

So wird der neue "Polizeiruf" aus München

14.5.2022, 05:55 Uhr
 Bessie Eyckhoff (r, Verena Altenberger) befragt in der Eishalle Stefanie Reither (Zoë Valks).

© Hendrik Heiden, dpa  Bessie Eyckhoff (r, Verena Altenberger) befragt in der Eishalle Stefanie Reither (Zoë Valks).

Sie ist einfühlsam und verständnisvoll, Verdächtige duzt sie gerne vertrauensvoll und fragt erstmal: Wie geht es dir? Mit dieser Strategie ist Elisabeth "Bessie" Eyckhoff (Verena Altenberger) in ihren bisher vier Mordfällen im "Polizeiruf 110" aus München gut gefahren. So gut, dass man schon mutmaßen konnte, sie stellt ihre Konkurrenten vom "Tatort" in den Schatten.

Natürlich klärt sie auch den neuesten Fall, der eigentlich zwei Fälle ist. An die Vorgänger "Bis Mitternacht" und "Frau Schrödingers Katze" kommt "Das Licht, das die Toten sehen" (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) aber nicht heran. Dafür fehlt ihm trotz subtiler Spannung das Außergewöhnliche, auch das Tempo: Atmosphäre statt Action, Blicke und Gesten statt vieler Worte. Über anderthalb Stunden eher zäh als packend.

Es geht um den Mord an der 16-jährigen Laura. In der Münchner Eissporthalle ist sie leidenschaftlich gerne Schlittschuh gelaufen. So wie Anne. Das Mädchen war ebenfalls 16 Jahre alt, als es vor zwei Jahren spurlos verschwand. Die große Frage ist nun: Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen? Welche Rolle spielt die traumatisierte Mutter der verschwundene Anne, die dauernd in der Eishalle auftaucht? Und was hat dieses suspekte junge Paar damit zu tun, das von Anfang an sehr breiten Raum in der von Sebastian Brauneis und Roderick Warich geschriebenen und von Filippos Tsitos inszenierten Geschichte einnimmt, ohne dass man wüsste warum?

Bessie ermittelt ab sofort mit ihrem neuen, alten Kollegen Dennis Eden (Stephan Zinner), den sie noch aus ihrer Zeit in der Polizeiwache kennt. Er ist eine gute Ergänzung zu ihr: Mehr interessiert an Reifenspuren als am Zwischenmenschlichen. Und auch wenn er mit zwei Kaktus-Pflanzen ins Büro zieht, besteht keine Gefahr, dass dieser bodenständige Typ zum Problem-Kollegen wird, wie "Tatort"-Kommissar und Kakteen-Liebhaber Faber in Dortmund. Dafür ist Eden viel zu normal. Eyckhoffs empathische Vorgehensweise ist ihm suspekt. Er mag "das Persönliche" daran nicht. Das aber ist ihre Stärke, die sie auch in diesem langatmigen "Polizeiruf" ausspielt.

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