"Charakter einer Festival-Familie"

Taubertal 2022: Friedlichstes Festival aller Zeiten? Polizei zieht besondere Bilanz

Oliver Haas

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14.8.2022, 16:41 Uhr
Friedliches und dennoch ausgelassenes Feiern auf Großveranstaltungen ist möglich. Die Besucher und Besucherinnen des Taubertal-Festivals machen es vor.

© Elke Walter Friedliches und dennoch ausgelassenes Feiern auf Großveranstaltungen ist möglich. Die Besucher und Besucherinnen des Taubertal-Festivals machen es vor.

Insgesamt 15.000 Menschen feierten das Wochenende im Taubertal auf der Eiswiese unterhalb des romantischen Altstadt-Panoramas vor den Toren Rothenburgs. Wo viele Menschen, da auch Reiberein, könnte man meinen. Nicht aber so auf dem diesjährigen Rockfestival, was auch erfahrene Polizeikräfte verwundert.

"Das Taubertal war zwar schon immer ein friedfertiges Festival, aber wir haben in diesem Jahr auffällig geringe Fallzahlen, auch im Hinblick auf die früheren Festivaljahre", lautet das Fazit des Einsatzleiters Stefan Schuster gegenüber unserer Redaktion. Der Polizist durfte das Festival bereits zehn Mal erleben. Nicht nur die Behörden sehen es so in diesem Jahr, auch beim Veranstalter und allen weiteren Sicherheitskräften herrsche der gleiche Tenor.

Natürlich habe es hier und da einige Vorkommnisse gegeben, was bei so vielen Menschen unvermeidlich ist. "Meist konnten kleinere Reibereien und Unstimmigkeiten durch den Ordnungsdienst oder Polizeikräfte kommunikativ beigelegt werden", heißt es im Polizeibericht vom Festival-Sonntag.

Nur wenige Abkühlungen nötig

"Nur wenige Störenfriede mussten bei hochsommerlichen Temperaturen durch den Ordnungsdienst und Polizeikräfte 'abgekühlt' werden", formuliert es Schuster humorvoll in seinem Zwischenfazit vom Samstag.

Auffällig war diesbezüglich ein 45-jähriger Oberbayer, der im alkoholisierten Zustand Streit mit einem Ordner suchte, nachdem dieser ihm auf den richtigen Ausgang verweisen wollte. Der 45-Jährige schlug dem Ordner unvermittelt gegen den Hals. Als Polizeibeamte eingreifen wollten, wurden auch diese von dem Mann attackiert und beleidigt. Der Festivalbesucher wurde überwältigt und vorläufig festgenommen.

Es war das wohl das einzige erwähnenswerte Vorkommnis dieser Art im Polizeibericht. Sexualdelikte, wie es sie auf anderen Festivals leider häufiger gibt, seien bislang noch nicht bekannt. "Natürlich kann man das nie ausschließen und es kann immer zu derartigen Vorfällen kommen, wo so viele Menschen sind", gesteht der Einsatzleiter Schuster ein. Absolute Gewissheit könne es aber nur geben, wenn diese auch zur Anzeige gebracht werden, was auch erst im Nachhinein des Festivals erfolgen kann.

Auffällig wenige Diebstähle

Aber auch Veränderungen durch die Veranstalter haben für eine höhere Sicherheitslage gesorgt. So wurde der größte Campingplatz auf dem Berg, oberhalb des Festivalgeländes, in diesem Jahr komplett eingezäunt und mit Zugangskontrollen versehen.

Menschen, die kein Festivalbändchen am Handgelenk tragen, hatten somit keinen Zutritt. Diebstähle von Außerhalb, die in den vergangenen Festival-Jahren wiederholt auftraten, spielten in diesem Jahr kaum eine Rolle. Auffällig waren diesbezüglich etwa ein 18- und ein 19-Jähriger, die zum Pfandflaschen-Sammeln ohne Festivalbändchen über den Campingplatz streiften. Sie erhielten einen Platzverweis und nach erfolgloser Ermahnung eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch.

Eine Art "Restart"

Während das Rote Kreuz die Einsatzlage als normal beschreibe - nicht mehr oder weniger Einsätze als sonst hatte - verzeichnet auch die Feuerwehr nur Kleinstaufträge und das trotz der enormen Trockenheit, betont Schuster.

Erklären kann sich der Einsatzleiter die friedliche Stimmung nur mit Corona: "Es ist jetzt das erste mal Taubertal seit Beginn der Pandemie. Das war wie eine Art Restart."

"Es ist ein friedliches Festival-Völkchen auf dem Taubertal", sagt Schuster abschließend hörbar erfreut. Der Umgang zwischen den Besuchern und den Sicherheitskräften sei sehr gut gewesen. "Das ist durchaus wertschätzend gemeint und hat eher den Charakter einer Festival-Familie."


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