Filmfestival

Verstaubtes Land, staatliche Unterdrückung: So werden die Nürnberger Lateinamerikafilmtage

Philipp Tappe

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8.2.2023, 13:00 Uhr
Szene aus dem bolivianischen Film "Utama: Ein Leben in Würde".

© Kairos Filmverleih Szene aus dem bolivianischen Film "Utama: Ein Leben in Würde".

Vom 9. bis zum 15. Februar zeigt das Filmhaus Nürnberg im Rahmen der 35. Lateinamerikafilmtage acht Filme aus Argentinien, Chile, Brasilien, Bolivien und Kolumbien - auf Originalsprache, mit deutschen Untertiteln.

Der Spielfilm "Utama - Ein Leben in Würde", der beim amerikanischen Sundance Filmfestival den Hauptpreis gewann, eröffnet das Festival. Regisseur Alejandro Loayza Gris portraitiert in seinem Debüt ein älteres Quechua-Ehepaar, das im ausgedörrten bolivianischen Hochland lebt. Eine zärtliche Liebesgeschichte und Kritik am menschengemachten Klimawandel sei der Film, so der Veranstalter.

Auch Altmeister Patricio Guzmán schuf mit "Mi País imaginario" ein politisches Werk, als er die sozialen Proteste in Santiago de Chile dokumentierte und Polizeigewalt mit der Kamera festhielt.

Der Berliner Künstler Christian Diaz Orejarena, der im Oktober 2022 im Filmhaus seinen historischen Comic "Otras Rayas – andere Wege" präsentierte, wird den Vorfilm zu "Anhell69" liefern. Orejarena wird vor Ort sein. Der Hauptfilm, diesjähriger Gewinner beim Dokumentarfilm Leipzig, erzählt halb rekonstruiert die Träume und Ängste der queeren kolumbianischen Jugend.

Adirley Queirós begleitet mit "Mato Seco em Chamas" drei Frauen, die in einer Favela nahe Brasília illegal Öl fördern, das verticken und a la "Mad Max" durch staubige Gassen rasen.

Martin Longo und Cristián Cartier filmen in ihrer Dokumentation "En el Nombre del Litio", wie die Indigenen im Norden Argentiniens gegen den Abbau von Lithium kämpfen. Ein wichtiger Rohstoff für Batterien von Elektroautos, gleichzeitig bedroht die Förderung ihre Heimat, die Salzwüste. Ein brandaktuelles Thema, so besuchte Olaf Scholz erst vor kurzem die Staatschefs Argentiniens und Chiles, auch um über eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit bei Rohstoffen zu verhandeln. Ein Expertengespräch wird den Filmeabend abrunden.

Das Filmhaus präsentiert zudem drei Historienfilme. "1976" spielt im titelgebenden Jahr in Santiago de Chile. Mit der Herrschaft des Faschisten Augusto Pinochet hat sich eine gutbürgerliche Familie arrangiert, über Politisches spricht sie nicht. Bis der örtliche Pfarrer Hauptfigur Carmen bittet, sich um einen verletzten Mann zu kümmern.

Santiago Mitre inszeniert mit "Argentina, 1985" einen Politthriller, in dem zwei junge Staatsanwälte Beweise zusammentragen, um die Generäle der Militärdiktatur hinter Schloss und Riegel zu bringen.

Jenen Putsch thematisiert auch "Tangos", wenn nur am Rande. Darum geht´s: Eine argentinische Tanzgruppe im Pariser Exil probt ein "Tanguedia" ein, ein Mix aus Tragödie und Komödie auf der Grundlage des Tangos. Und scheitert.


Weitere Informationen finden Sie unter: 35. Lateinamerikafilmtage.

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