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Was Nick Cave sagt und wo Monika Mann ihr Glück fand: Unsere Buchtipps für den Januar 2023

31.1.2023, 05:00 Uhr
Es kam vor, dass Arno Geiger Kopf stand. Bevor er Bestseller-Autor wurde. Während er den Durchbruch schaffte. Und auch danach schauten regelmäßig nur noch seine Beine aus Wiener Altpapiercontainern hervor. In "Das glückliche Geheimnis" erzählt der preisgekrönte österreichische Schriftsteller zuweilen sehr intim von seiner jahrzehntelangen Leidenschaft, im Müll anderer Leute zu wühlen, Geschichten zu entdecken, Gesellschaftsgrenzen zu überwinden und daran persönlich wie auch als Künstler zu wachsen. Lesenswert. (Hanser, 25 Euro) Christian Mückl
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Es kam vor, dass Arno Geiger Kopf stand. Bevor er Bestseller-Autor wurde. Während er den Durchbruch schaffte. Und auch danach schauten regelmäßig nur noch seine Beine aus Wiener Altpapiercontainern hervor. In "Das glückliche Geheimnis" erzählt der preisgekrönte österreichische Schriftsteller zuweilen sehr intim von seiner jahrzehntelangen Leidenschaft, im Müll anderer Leute zu wühlen, Geschichten zu entdecken, Gesellschaftsgrenzen zu überwinden und daran persönlich wie auch als Künstler zu wachsen. Lesenswert. (Hanser, 25 Euro) Christian Mückl © Hanser/Montage: Sabine Schmid

Von Roddy Doyle ("The Commitments") weiß man: Er kann einfach erzählen. Leicht, witzig, sämig wie ein Pint Guinness. Dass er in seinem Roman "Lächeln" nun das Thema des sexuellen Missbrauchs an katholischen Schulen aufgreift, hat auch literarisch Folgen, und das kann irritieren. Aus der Begegnung mit einem Klassenkameraden im Pub mit viel launigem Männer-Geplänkel erwächst eine massive Krise, die den irgendwie gescheiterten Schriftsteller Viktor am Ende dann doch einholt. Ein bitterer Twist wie bei Ian McEwan enthüllt seine Lebenslügen, kommt nach dem unterhaltsamen Vorlauf aber stark hölzern und symbolisch daher... Das gibt Punktabzug (Goya, 22 Euro). Wolf Ebersberger
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Von Roddy Doyle ("The Commitments") weiß man: Er kann einfach erzählen. Leicht, witzig, sämig wie ein Pint Guinness. Dass er in seinem Roman "Lächeln" nun das Thema des sexuellen Missbrauchs an katholischen Schulen aufgreift, hat auch literarisch Folgen, und das kann irritieren. Aus der Begegnung mit einem Klassenkameraden im Pub mit viel launigem Männer-Geplänkel erwächst eine massive Krise, die den irgendwie gescheiterten Schriftsteller Viktor am Ende dann doch einholt. Ein bitterer Twist wie bei Ian McEwan enthüllt seine Lebenslügen, kommt nach dem unterhaltsamen Vorlauf aber stark hölzern und symbolisch daher... Das gibt Punktabzug (Goya, 22 Euro). Wolf Ebersberger © Goya/Montage: Sabine Schmid

Muss man wirklich das Reihenhaus in Liverpool besuchen, in dem Paul McCartney aufwuchs, oder – schon etwas gehobener – das Haus von John Lennons Tante Mimi? Beide gehören inzwischen sogar dem National Trust. Was den englischen Journalisten Craig Brown aber nicht weiter beeindruckt. Sein puzzlehaft pralles Beatles-Buch "One Two Three Four" lebt nicht nur von der Vielzahl der Fan-Stimmen, die er zitiert, sondern auch von kritischer Haltung. Keckes Spekulieren gehört dazu: Wenn sich Pauls Eltern nicht aus Angst vor den deutschen Bomben im 2. Weltkrieg nähergekommen wären - gäbe es diesen Paul (und den Rest der Band) womöglich nicht... Steile These! (Beck, 29,95 Euro). Wolf Ebersberger
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Muss man wirklich das Reihenhaus in Liverpool besuchen, in dem Paul McCartney aufwuchs, oder – schon etwas gehobener – das Haus von John Lennons Tante Mimi? Beide gehören inzwischen sogar dem National Trust. Was den englischen Journalisten Craig Brown aber nicht weiter beeindruckt. Sein puzzlehaft pralles Beatles-Buch "One Two Three Four" lebt nicht nur von der Vielzahl der Fan-Stimmen, die er zitiert, sondern auch von kritischer Haltung. Keckes Spekulieren gehört dazu: Wenn sich Pauls Eltern nicht aus Angst vor den deutschen Bomben im 2. Weltkrieg nähergekommen wären - gäbe es diesen Paul (und den Rest der Band) womöglich nicht... Steile These! (Beck, 29,95 Euro). Wolf Ebersberger © C.H.Beck/Montage: Sabine Schmid

Er galt als "Rock-Poet" und Enfant terrible des Literaturbetriebs, seine Prosasammlung mit dem markanten Titel "Früher begann der Tag mit einer Schusswunde" (1969) avancierte zum Kultbuch. Jetzt hat der in München und Wien lebende Autor Wolf Wondratschek unter dem Titel "Die weißen Jahre" gesammelte Reportagen und Stories herausgebracht. Darunter zum Beispiel einen Text, den er 1987 anlässlich seines Besuchs des Wimbledon-Finales schrieb. Damals gewann die arrivierte Amerikanerin Martina Navratilova noch einmal gegen die junge, aufstrebende deutsche Tennis-Hoffnung Steffi Graf. Wondratschek hält Graf für ein Genie. Und freut sich gerade deshalb, dass Navratilova sie bezwingt. "Was dem Genie abgeht, ist die Faszination des bedingungslosen Kämpfens." Leute wie Steffi Graf sind für den Wondratschek-Kosmos einfach zu glatt. In "Die weißen Jahre" geht es auch um Bukowski, Fassbinder, John Huston und viele mehr. Wer "Die weißen Jahre" durchhat, sollte im August vielleicht nochmals zu einem Buch von Wondratschek greifen: Dann wird der Autor nämlich 80 Jahre alt (Ullstein, 18 Euro). Marco Puschner
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Er galt als "Rock-Poet" und Enfant terrible des Literaturbetriebs, seine Prosasammlung mit dem markanten Titel "Früher begann der Tag mit einer Schusswunde" (1969) avancierte zum Kultbuch. Jetzt hat der in München und Wien lebende Autor Wolf Wondratschek unter dem Titel "Die weißen Jahre" gesammelte Reportagen und Stories herausgebracht. Darunter zum Beispiel einen Text, den er 1987 anlässlich seines Besuchs des Wimbledon-Finales schrieb. Damals gewann die arrivierte Amerikanerin Martina Navratilova noch einmal gegen die junge, aufstrebende deutsche Tennis-Hoffnung Steffi Graf. Wondratschek hält Graf für ein Genie. Und freut sich gerade deshalb, dass Navratilova sie bezwingt. "Was dem Genie abgeht, ist die Faszination des bedingungslosen Kämpfens." Leute wie Steffi Graf sind für den Wondratschek-Kosmos einfach zu glatt. In "Die weißen Jahre" geht es auch um Bukowski, Fassbinder, John Huston und viele mehr. Wer "Die weißen Jahre" durchhat, sollte im August vielleicht nochmals zu einem Buch von Wondratschek greifen: Dann wird der Autor nämlich 80 Jahre alt (Ullstein, 18 Euro). Marco Puschner © Ullstein/Montage: Sabine Schmid

Sie selbst hieß Monika, aber in der Familie von Thomas Mann war sie nur "das Mönle" - und wurde zeitlebens als untaugliche Tochter verachtet. Trotzig, faul, hysterisch, so die Familienmeinung. Auf jeden Fall zu wenig "männlich". Ihr Glück fand sie woanders, auf Capri, in den Armen von Toni, dem Sohn eines Fischers und Maurers. Der nannte sie liebevoll "Monascella", wie nun auch diese sehr lesenswerte Biografie von Kerstin Holzer betitelt ist, die dem unsicheren Leben von Monika Mann nachspürt und sie auch noch in ihrem feuilletonistischen Schreiben ehrenrettet. (dtv, 22 Euro) Wolf Ebersberger
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Sie selbst hieß Monika, aber in der Familie von Thomas Mann war sie nur "das Mönle" - und wurde zeitlebens als untaugliche Tochter verachtet. Trotzig, faul, hysterisch, so die Familienmeinung. Auf jeden Fall zu wenig "männlich". Ihr Glück fand sie woanders, auf Capri, in den Armen von Toni, dem Sohn eines Fischers und Maurers. Der nannte sie liebevoll "Monascella", wie nun auch diese sehr lesenswerte Biografie von Kerstin Holzer betitelt ist, die dem unsicheren Leben von Monika Mann nachspürt und sie auch noch in ihrem feuilletonistischen Schreiben ehrenrettet. (dtv, 22 Euro) Wolf Ebersberger © dtv/Montage: Sabine Schmid

Erbarmen! Die Österreicher kommen! Im Vorfeld der Leipziger Buchmesse, die sich heuer ausführlich dem Nachbarland widmen wird, rollt jetzt schon lawinenartig eine erstaunliche Welle bemerkenswerter Literatur auf uns zu. Sie können halt immer noch anders, will sagen: irgendwie befreiter, böser, komischer, kompromissloser erzählen als ihre Autoren-Kollegen aus Deutschland. Michael Ostrowski ist da ein gutes Beispiel: in der Heimat auch bekannt als Schauspieler, schickt er in "Der Onkel"  einen Loser in die brüchige Idylle, aufdass er einen Scherbenhaufen im trauten Spießbürger-Alltag anrichtet. Da geht es wüst zu wie beim Kalafiti im Prater und selbst Elfriede Jelinek lobt: "Das Buch wird Sie schon anschieben…" (Rowohlt, 24 Euro) Bernd Noack
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Erbarmen! Die Österreicher kommen! Im Vorfeld der Leipziger Buchmesse, die sich heuer ausführlich dem Nachbarland widmen wird, rollt jetzt schon lawinenartig eine erstaunliche Welle bemerkenswerter Literatur auf uns zu. Sie können halt immer noch anders, will sagen: irgendwie befreiter, böser, komischer, kompromissloser erzählen als ihre Autoren-Kollegen aus Deutschland. Michael Ostrowski ist da ein gutes Beispiel: in der Heimat auch bekannt als Schauspieler, schickt er in "Der Onkel" einen Loser in die brüchige Idylle, aufdass er einen Scherbenhaufen im trauten Spießbürger-Alltag anrichtet. Da geht es wüst zu wie beim Kalafiti im Prater und selbst Elfriede Jelinek lobt: "Das Buch wird Sie schon anschieben…" (Rowohlt, 24 Euro) Bernd Noack © Rowohlt/Montage: Sabine Schmid

Eigentlich mag Nick Cave keine Interviews mehr geben. Mit dem Journalisten Sean O'Hagan hat er dann aber doch geredet, 40 Stunden lang, in 16 Sessions während der großen Pandemie. Diese Gespräche finden sich nun – gerafft, aber als Wortlaut-Interviews belassen – in dem Buch "Glaube, Hoffnung und Gemetzel". Auf 300 Seiten geht es für die Fans um die ganz schweren Themen im Leben: Glaube, Liebe, Hoffnung, Tod, Trauer, Reue, Sühne und Vergebung. Bei der Lektüre ist es von Vorteil, wenn man mit dem vorzüglichen Spätwerk des bibelfesten Workaholics vertraut ist, also den Studioalben ab "Push The Sky Away" (2013). (Kiepenheuer & Witsch, 26 Euro) Stefan Gnad
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Eigentlich mag Nick Cave keine Interviews mehr geben. Mit dem Journalisten Sean O'Hagan hat er dann aber doch geredet, 40 Stunden lang, in 16 Sessions während der großen Pandemie. Diese Gespräche finden sich nun – gerafft, aber als Wortlaut-Interviews belassen – in dem Buch "Glaube, Hoffnung und Gemetzel". Auf 300 Seiten geht es für die Fans um die ganz schweren Themen im Leben: Glaube, Liebe, Hoffnung, Tod, Trauer, Reue, Sühne und Vergebung. Bei der Lektüre ist es von Vorteil, wenn man mit dem vorzüglichen Spätwerk des bibelfesten Workaholics vertraut ist, also den Studioalben ab "Push The Sky Away" (2013). (Kiepenheuer & Witsch, 26 Euro) Stefan Gnad © Kiepenheuer & Witsch/Montage: Sabine Schmid

Irmgard Keun (1905-1982) hat noch erleben dürfen, wie sie nach dem Krieg als frühreife Autorin herrlich frecher Romane wie "Das kunstseidene Mädchen" (1932) wiederentdeckt wurde. Literarisch anknüpfen konnte sie daran nicht mehr, und auch eine Autobiografie hat sie, zeitweise schwere Trinkerin, nicht vollenden können. Gut, dass wenigstens einige Interviews mit ihr erhalten sind. Ihre Blitzkarriere in der Weimarer Republik, der Versuch der Emigration und die bizarre Beziehung zu Joseph Roth, all dies ist Thema in dem heiter gestimmten Gesprächsband "Kein Anschluss unter dieser Nummer" (Kampa, 22 Euro). Wolf Ebersberger
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Irmgard Keun (1905-1982) hat noch erleben dürfen, wie sie nach dem Krieg als frühreife Autorin herrlich frecher Romane wie "Das kunstseidene Mädchen" (1932) wiederentdeckt wurde. Literarisch anknüpfen konnte sie daran nicht mehr, und auch eine Autobiografie hat sie, zeitweise schwere Trinkerin, nicht vollenden können. Gut, dass wenigstens einige Interviews mit ihr erhalten sind. Ihre Blitzkarriere in der Weimarer Republik, der Versuch der Emigration und die bizarre Beziehung zu Joseph Roth, all dies ist Thema in dem heiter gestimmten Gesprächsband "Kein Anschluss unter dieser Nummer" (Kampa, 22 Euro). Wolf Ebersberger © Kampa/Montage: Sabine Schmid

Naja, als Titel wohl eine Nummer zu groß, aber wenn man schon Literaturnobelpreisträger ist, will man ja standesgemäß was zu sagen haben. "Die Philosophie des modernen Songs", so nennt Bob Dylan sein neues Buch – in dem er nichts anderes tut, als beherzt über seine 66 liebsten Popsongs zu plaudern, ob von Elvis ("Money Honey" und "Viva Las Vegas"), Willie Nelson ("On the road again") oder Little Richard. Zu dessen "Tutti frutti" dann auch ein Obstbild von Cézanne zu stellen, zeigt aber den weiten Horizont dieser persönlichen Hitparade. Und auch Sängerinnen wie Judy Garland, Cher und Nina Simone sind ja zum Glück im anregend illustrierten Best-Of vertreten...  (Beck, 35 Euro). Wolf Ebersberger
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Naja, als Titel wohl eine Nummer zu groß, aber wenn man schon Literaturnobelpreisträger ist, will man ja standesgemäß was zu sagen haben. "Die Philosophie des modernen Songs", so nennt Bob Dylan sein neues Buch – in dem er nichts anderes tut, als beherzt über seine 66 liebsten Popsongs zu plaudern, ob von Elvis ("Money Honey" und "Viva Las Vegas"), Willie Nelson ("On the road again") oder Little Richard. Zu dessen "Tutti frutti" dann auch ein Obstbild von Cézanne zu stellen, zeigt aber den weiten Horizont dieser persönlichen Hitparade. Und auch Sängerinnen wie Judy Garland, Cher und Nina Simone sind ja zum Glück im anregend illustrierten Best-Of vertreten...  (Beck, 35 Euro). Wolf Ebersberger © C.H.Beck/Montage: Sabine Schmid

Berlin kann bizarr sein. Zeitgleich greift Robert in einer Buchhandlung nach dem selben Werk wie ein deutlicher angetrunkener Mann. Wie er Exil-Brite. Wie er Schriftsteller.  Doch anders als Robert kein junger Familienvater, sondern einsamer Wolf mit wilder Vita: Seit er die Biografie eines Oligarchen schreiben soll, hat er keine ruhige Minute mehr. Diese Unruhe geht auf Robert und seine Familie über. Chris Power wagt in seinem Debütroman "Ein einsamer Mann" die Kreuzung von Künstler-, Agenten- und Berlinroman - und wenn die Handlung auch manchmal wackelt, unterhaltsam ist sie allemal. (Ullstein, 22,90 Euro). Christian Mückl
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Berlin kann bizarr sein. Zeitgleich greift Robert in einer Buchhandlung nach dem selben Werk wie ein deutlicher angetrunkener Mann. Wie er Exil-Brite. Wie er Schriftsteller.  Doch anders als Robert kein junger Familienvater, sondern einsamer Wolf mit wilder Vita: Seit er die Biografie eines Oligarchen schreiben soll, hat er keine ruhige Minute mehr. Diese Unruhe geht auf Robert und seine Familie über. Chris Power wagt in seinem Debütroman "Ein einsamer Mann" die Kreuzung von Künstler-, Agenten- und Berlinroman - und wenn die Handlung auch manchmal wackelt, unterhaltsam ist sie allemal. (Ullstein, 22,90 Euro). Christian Mückl © Ullstein/Montage: Sabine Schmid

Xavier de Maistre hat es mit seiner "Reise um mein Zimmer" vorgemacht, George Perec setzte es mit "Das Leben – Gebrauchsanweisung" kongenial fort: Die Welt im Kleinen, im Unmittelbaren um uns herum entdecken und erkennen, gehört zu den überraschendsten und spannendsten Erlebnissen, die wir ohne viel Geld haben können. Der Franzose Thomas Clerc  schreibt jetzt mit seinem Roman "Interieur" diese Kunst der Erforschung des Mikrokosmos wunderbar weiter und führt uns mit Akribie und Erzählkunst durch seine Pariser Wohnung, in der er auch zu sich und zu seinem Denken ganz neue Wege findet (Matthes & Seitz, 26 Euro). Bernd Noack
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Xavier de Maistre hat es mit seiner "Reise um mein Zimmer" vorgemacht, George Perec setzte es mit "Das Leben – Gebrauchsanweisung" kongenial fort: Die Welt im Kleinen, im Unmittelbaren um uns herum entdecken und erkennen, gehört zu den überraschendsten und spannendsten Erlebnissen, die wir ohne viel Geld haben können. Der Franzose Thomas Clerc  schreibt jetzt mit seinem Roman "Interieur" diese Kunst der Erforschung des Mikrokosmos wunderbar weiter und führt uns mit Akribie und Erzählkunst durch seine Pariser Wohnung, in der er auch zu sich und zu seinem Denken ganz neue Wege findet (Matthes & Seitz, 26 Euro). Bernd Noack © Matthes & Seitz/Montage: Sabine Schmid

"Franziska Linkerhand" war in den 70er Jahren der Roman, mit dem Brigitte Reimann ihre Zweifel an der Wirksamkeit des DDR-Sozialismus überzeugend kundtat. Dass die deutsche Autorin einmal an ein Gelingen des Arbeiter- und Bauernstaates glaubte, zeigt ihr früher, 1952 begonnener Text "Die Denunziantin", in dem es Reimann noch sehr überzeugt um die Zukunft ihres Landes ging, das sie auf dem rechten linken Weg sah und das sie schützen wollte vor Nörglern und möglichen Staatsfeinden. Ein Jugendwerk, sicher, sprachlich noch unfertig und ungelenk, gleichwohl ein faszinierendes deutsch-deutsches Dokument, dessen Entstehung hier zudem noch von Kristina Stella umfassend erläutert wird (Aisthesis Verlag, 24 Euro). Bernd Noack
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"Franziska Linkerhand" war in den 70er Jahren der Roman, mit dem Brigitte Reimann ihre Zweifel an der Wirksamkeit des DDR-Sozialismus überzeugend kundtat. Dass die deutsche Autorin einmal an ein Gelingen des Arbeiter- und Bauernstaates glaubte, zeigt ihr früher, 1952 begonnener Text "Die Denunziantin", in dem es Reimann noch sehr überzeugt um die Zukunft ihres Landes ging, das sie auf dem rechten linken Weg sah und das sie schützen wollte vor Nörglern und möglichen Staatsfeinden. Ein Jugendwerk, sicher, sprachlich noch unfertig und ungelenk, gleichwohl ein faszinierendes deutsch-deutsches Dokument, dessen Entstehung hier zudem noch von Kristina Stella umfassend erläutert wird (Aisthesis Verlag, 24 Euro). Bernd Noack © Aisthesis Verlag/Montage: Sabine Schmid

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