Forscher nennen Folgen für Kinder

Studie warnt: Ist Paracetamol gefährlich für Schwangere?

Christina Merkel

Hochschule & Wissenschaft

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30.9.2022, 10:37 Uhr
Paracetamol ist ein häufig genutztes Schmerzmittel in Deutschland.

© Lino Mirgeler, dpa Paracetamol ist ein häufig genutztes Schmerzmittel in Deutschland.

Die Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft kann zu Schlafstörungen und Aufmerksamkeitsproblemen bei kleinen Kindern führen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsteam der Pennsylvania State University in einer neuen Studie.

Die US-Wissenschaftler haben dafür die Daten von insgesamt 2422 Mutter-Kind-Paaren untersucht. Wenn die Frauen das Schmerzmittel während der Schwangerschaft eingenommen hatten, war die Chance für das Auftreten der Probleme bei ihren dann dreijährigen Kindern überdurchschnittlich erhöht. Die Forscher testeten körperliche Beschwerden, Aufmerksamkeit, emotionale Reaktionen, aggressives Verhalten und Schlafprobleme.

Überraschend sind die Ergebnisse, weil Paracetamol in Deutschland als sicheres Schmerzmittel für werdende Mütter gilt - anders als etwa Aspirin. Vor allem im letzten Drittel der Schwangerschaft wird von Acetylsalicylsäure, dem Wirkstoff des Schmerzmittels, abgeraten, da es den Geburtsverlauf verlängern kann und die Blutgerinnung hemmt.

Doch auch bei Paracetamol wird die Eignung bei Schwangeren immer wieder in Frage gestellt. Verschiedene frühere Studien beschreiben erhöhte Risiken für das Auftreten von Asthma, Aufmerksamkeitsproblemen und Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern.

Wie Aussagekräftig ist die Studie?

Kritiker bemängeln hingegen die Aussagekraft solcher Untersuchungen. So werde beispielweise nicht berücksichtigt, warum die Mütter zu den Medikamenten griffen. In der vorliegenden Studie wird zwar pränataler Stress als Störfaktor mit eingerechnet, die Forscher selbst weisen aber auf die Grenzen ihrer Analyse hin.

Die Daten beruhen lediglich auf einem Telefoninterview in der 35. Schwangerschaftswoche. Sie berücksichtigen weder Dosis, Häufigkeit noch den Zeitpunkt der Einnahme des Schmerzmittels während der Schwangerschaft. Ebenso wurde das Verhalten der Kinder nicht von Lehrern oder Ärztinnen beurteilt, sondern von den Müttern selbst.

"Möglicherweise unterscheiden sich Mütter, die während der Schwangerschaft häufiger zu Paracetamol greifen, in ihrem Verhalten bei der Erziehung auch von Schwangeren, die bewusst auf die Medikamenteneinnahme verzichten", kritisiert Dr. Wolfgang Paulus von der Universitätsfrauenklinik in Ulm die Studie. "Die Kinder befinden sich in einer familiären Umgebung, die als gravierende Einflussgröße zu betrachten ist."

Er warnt davor, Schwangere zu verunsichern. "Paracetamol ist nach wie vor ein gut dokumentiertes, sicheres Analgetikum während der Schwangerschaft", sagt Paulus. Trotzdem: "Der Einsatz von Paracetamol sollte in der Schwangerschaft so kurz und moderat dosiert wie möglich erfolgen."

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