Gesetze und Emotionen

Was macht eigentlich eine Schadenreguliererin?

2.5.2022, 17:54 Uhr
Was macht eigentlich eine Schadenreguliererin?

© Alexander Prautzsch/pda-tmn

Die Bilder der Schäden, die nach der Flut im Ahrtal 2021 entstanden sind, haben viele noch vor Augen. Wann immer es darum Leistungsansprüche von Versicherten zu prüfen, sind Schadenreguliererinnen und Schadenregulierer im Einsatz.

Was im ersten Moment abstrakt klingt, bekommt durch Katja Burglin ein Gesicht. Im Job-Protokoll erzählt die 39-Jährige, warum sie sich als Schadenreguliererin nicht nur mit Richtlinien und Gesetzen auskennt, sondern auch Erklärerin, Zuhörerin und Trösterin ist.

Der Weg in den Job

Ich habe Versicherungskauffrau gelernt und nach meinem Abschluss nebenberuflich BWL studiert. Das Studium ist für den Job nicht unbedingt notwendig. Es werden auch Quereinsteiger eingesetzt. In der Regel aber haben die Schadenregulierer eine kaufmännische Versicherungsausbildung.

Diese Aufgaben stehen an

Ich kümmere mich als Schadenreguliererin bei der Axa Versicherung um ein Gebiet in Thüringen und West-Sachsen. Ich bearbeite Schadensfälle, bei denen der Sachverhalt nicht eindeutig ist. Ich entscheide über Leistungsansprüche, berechne Versicherungsleistungen und kann Zahlungen anweisen.

Viele Sachlagen kläre ich vor Ort im Kontakt mit den Kunden. Zur Schadensaufnahme nutze ich ein Tablet. Für meine Arbeit am Computer muss ich mit fachspezifischer Software umgehen können. Außerdem müssen wir viele Gesetze, Richtlinien sowie Handbücher und interne Arbeitsanweisungen kennen und beachten.

So sieht ein typischer Arbeitstag aus

Ich mag es, dass ich morgens nicht immer weiß, was mich erwartet. Jeder Schadenfall entwickelt sich etwas anders. Oft fahre ich zu den Kunden, schaue mich vor Ort um. Ich führe Gespräche, bekomme Einblick in diverse Lebenssituationen.

Es gibt natürlich ähnliche Abläufe und wiederkehrende Arbeitsblöcke. Was mir gefällt ist, dass ich mir den Tag so organisieren kann, wie ich will. An Bürotagen erledige ich viele organisatorische Dinge und verfasse Mails. Ich genieße es aber auch, wenn ich im Auto zu den Kunden unterwegs bin, dabei Musik höre und die Region erkunde.

Das persönliche Rüstzeug für den Job

Empathie und ein Gespür für Menschen sind wichtig. Man sollte sich mit Versicherungsverträgen auskennen, Bedingungen lesen und anwenden können sowie einen Sinn für rechtliche Sachverhalte haben.

Auch eine gewisse Offenheit für neue technische Entwicklungen und permanente Veränderungen ist von Vorteil. Wer flexibel und gleichzeitig strukturiert arbeiten kann, bringt gute Voraussetzungen für diesen Beruf mit. Wichtig ist außerdem, dass man einen Führerschein hat.

Die schönen Seiten des Berufes

Wir können Menschen in Ausnahmesituationen helfen. Die sind nicht immer so extrem wie beim Hochwasser im Ahrtal 2021. Aber wir haben häufig mit Menschen in emotionalen Situationen zu tun. Hier signalisieren zu können, dass der finanzielle Schaden abgesichert ist, ist natürlich ein gutes Gefühl.

Was mir gefällt ist, dass durch mich ein abstraktes, unsichtbares Produkt ein Gesicht bekommt. Und schön ist, wenn man am Ende ein Danke hört. Als Schadenreguliererin bin ich vieles: Erklärerin, Zuhörerin, auch Seelsorgerin und Trösterin.

Die weniger schönen Aspekte im Job

Ich habe mit Emotionen zu tun, das kann belasten. Ich spüre Mitleid mit verzweifelten Menschen, die weinen, wenn ihr Haus zum Beispiel durch einen Wasserschaden unbewohnbar geworden ist. Oder wenn durch ein Feuer alles vernichtet wurde, etwa liebgewordene Erinnerungen.

Zu den weniger schönen Seiten meines Berufes gehört, Menschen sagen zu müssen, wenn etwas durch die Versicherung nicht abgedeckt ist. Da geht es manchmal um Details, etwa eine nicht mitversicherte Garage.

Wir haben in den meisten Fällen mit ehrlichen Kunden zu tun. Zur Wahrheit gehört aber, dass Versicherungsbetrug vorkommt, und das ist kein Kavaliersdelikt. Ich achte darauf, ob eine Schilderung schlüssig ist. Aber ich bin keine Detektivin, ich kläre einen Sachverhalt.