Vor allem ältere Autos betroffen

Dreist: Immer mehr Katalysatoren werden gestohlen

Ulla Ellmer

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21.1.2023, 10:32 Uhr
Katalysator: Mercedes installiert solche Abgasreinigungssysteme seit 1986 serienmäßig.

© Mercedes-Benz Katalysator: Mercedes installiert solche Abgasreinigungssysteme seit 1986 serienmäßig.

Ältere und alte Autos, so sollte man meinen, werden von Kriminellen eher gemieden. Doch ein spezielles Bauteil ist für die Diebesbanden von so großem Interesse, dass sie sich gerade an den Oldies gern vergreifen. Nicht etwa die Audioanlage oder der Bordcomputer weckt Begehrlichkeit. Die Langfinger gehen buchstäblich tiefer – und holen sich den Katalysator.

Hohe Dunkelziffer

Das böse Treiben nimmt immer üblere Ausmaße an. Verzeichnete die ADAC-Straßenwacht im Jahr 2018 noch 77 Fälle, waren es 2022 schon 1038. Die Dunkelziffer, so mutmaßt der Club, liegt noch weitaus höher – schon allein deshalb, weil nicht bei jedem Kat-Klau die „Gelben Engel“ herbeigerufen werden.

Auch in der Region sorgt die Kat-Kriminalität immer wieder für Ärger und Schlagzeilen. Im vergangenen August wurde auf einem Neumarkter Parkplatz der Kat aus einem Audi geflext, Ende Dezember nahmen Streifen der Polizeiinspektion Hilpoltstein drei Männer bei dem Versuch fest, Katalysatoren aus einem Recyclingbetrieb zu stehlen, und erst vor wenigen Tagen ertappte eine Zivilstreife in der Nürnberger Südstadt ein Diebestrio beim Kat-Klau aus einem Opel Vectra.

Lukrative Beute

Eine lukrative Beute ist der Abgasreiniger deshalb, weil in ihm teuer gehandelte Edelmetalle wie Palladium, Rhodium und Platin stecken. „Bei Altmetallhändlern können Diebe für einen Katalysator leicht einen kleinen bis zu einem höheren dreistelligen Betrag erlösen“, weiß das von der HUK-Coburg-Versicherung getragene Goslar-Institut. Der ADAC berichtet, dass die Bauteile dann recycelt und dreist ausgerechnet den Herstellern von Katalysatoren wieder angeboten werden.

Opel Astra, Toyota Prius und VW Polo bevorzugt

Warum aber sind gerade ältere Autos – und laut ADAC vor allem die Modelle Opel Astra, Toyota Prius sowie VW Polo – bevorzugte Opfer? Das hat damit zu tun, dass der Ausbau hier besonders einfach und schnell gelingt. „Der Dreiwege-Katalysator ist gut zugänglich in der Mitte des Wagenbodens verbaut“, erklärt der ADAC. Versierte Klau-Experten benötigen für die Entnahme oft nicht einmal eine Minute. Bei moderneren Fahrzeugen ist der Kat laut ADAC schwerer zu erreichen, da er sehr nah am Motor verbaut wird, um sich nach dem Kaltstart schneller aufzuheizen und Betriebstemperatur zu erreichen. Für die Langfinger gestaltet sich die Sache somit diffiziler und zeitaufwendiger, das Risiko, erwischt zu werden, steigt.

Die betroffenen Autofahrer bemerken den Diebstahl oft erst dann, wenn sich das Gefährt plötzlich anders und laut anhört. Wichtig: Ist der Kat weg, erlöscht die Betriebsgenehmigung, die Weiterfahrt ist verboten. Wer das Auto nicht stehenlässt, begeht zumindest eine Ordnungswidrigkeit und muss mit einem Bußgeld und gegebenenfalls einem Flensburg-Punkt rechnen, vor allem aber besteht kein Versicherungsschutz mehr. Selbst der Transport in die Werkstatt hat per Hänger zu erfolgen. Und der Schaden fällt oft hoch aus, inklusive Montage kann der Ersatz des Katalysators 500 bis mehr als 2000 Euro kosten.

Wirtschaftlicher Totalschaden?

Wer eine Kaskoversicherung abgeschlossen hat, darf zwar damit rechnen, dass die Kosten – abzüglich eines eventuellen Selbstbehalts - erstattet werden. Und doch sind manche Alt-Autos mit dem Kat-Klau am Ende ihres Daseins angelangt: Dann nämlich, wenn der für die Reparatur erforderliche finanzielle Aufwand den Wert des Fahrzeugs übersteigt und die Diagnose „wirtschaftlicher Totalschaden“ lautet.

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