Kraftstoffverbrauch senken

Spritpreis-Schock: Wie Autofahrer sparen können

Ulla Ellmer

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13.3.2022, 12:16 Uhr
 
Spritpreis-Schock: Wie Autofahrer sparen können

© ule

Später Vormittag an einer Tankstelle an der Regensburger Straße im Osten Nürnbergs. Ungläubig blickt die ältere Dame auf die Preistafel. „Ich habe zuerst gedacht, ich hätte mich verlesen“, sagt sie und senkt dann doch ergeben den Zapfhahn in den Tankstutzen ihres VW Golfs.

Nein, nicht verlesen: 2,19 Euro für den Liter Super E10, 2,25 Euro für Super, 2,36 für Diesel. Abgesehen davon, dass das exorbitant teuer ist, markiert es auch eine verkehrte Welt. Denn eigentlich liegt der Dieselpreis immer unter dem von Benzin. Warum das jetzt anders ist, erklärt der ADAC mit der aktuell hohen Heizölnachfrage, die sich durch „Versorgungsängste und Bedenken der Verbraucher wegen noch höherer Ölpreise im kommenden Herbst“ ergeben habe. So hat sich neben Heizöl auch der verwandte Diesel-Kraftstoff verteuert.

Rohölmarkt in Aufruhr

Den Grund für den generellen Anstieg der Spritpreise kennen wir alle: Der russische Überfall auf die Ukraine hat „die Entwicklungen am Rohölmarkt in Aufruhr geraten“ lassen, wie es der ADAC formuliert. Die Folgen treffen vor allem diejenigen, die auf ihr Auto angewiesen sind – Berufspendler beispielsweise, die auf dem Land wohnen und nicht auf ein dichtmaschiges Netz öffentlicher Verkehrsmittel wie in den großen Städten ausweichen können.

 
Spritpreis-Schock: Wie Autofahrer sparen können

© Statista

Der Staat soll verzichten

Und so mehren sich die Stimmen, die den Staat dazu aufrufen, aktiv zu werden. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans versuchte sich an einem wahlkampfwirksamen Handy-Video, in dem er die hohen Spritpreise empört als „irre“ geißelte, Lutz Linden – Generalsekretär des Automobilclubs von Deutschland (AvD) – bezeichnete es als „Unverschämtheit, dass der deutsche Staat Einnahmen-Gewinner während dieser Krise in Europa“ sei. Verbal etwas gemäßigter appellierte auch der ADAC an die Bundesregierung, „eine befristete Senkung der Mehrwertsteuer auf Kraftstoffe zu prüfen“.

Die Hälfte geht an den Fiskus

Tatsächlich wandert rund die Hälfte des an der Tankstelle zu entrichtenden Kraftstoff-Literpreises in die Taschen des deutschen Fiskus. Mehrwertsteuer, Energiesteuer (die frühere Mineralölsteuer), CO2-Abgabe, Erdölbevorratungsbeitrag – all dies führt dazu, dass beispielsweise beim Diesel nur knapp 35 Prozent des Preises auf den eigentlichen Kraftstoff entfallen.

Tipps zum Kraftstoff-Sparen

Was aber können Autofahrer tun? Ihnen, wie es beispielsweise Greenpeace oder die Deutsche Umwelthilfe fordern, jetzt endgültig ein Tempolimit zu verordnen, autofreie Sonntage auszurufen und/oder die Homeoffice-Pflicht fest zu verankern, scheint wenig zielführend – denn wer irgend kann, wird angesichts des Spritpreis-Schocks schon selbst versuchen, bewusster mit dem Auto umzugehen. Ein paar Tipps helfen, den Verbrauch und die Kraftstoffkosten zumindest etwas zu senken:

Fahrten vermeiden: Für diejenigen, die auf ihr Auto angewiesen sind, leichter gesagt als getan. Eine Binsenweisheit ist es außerdem. Und doch gibt es Situationen, in denen das Auto einfach mal stehenbleiben kann und das Fahrrad, die eigenen Füße oder öffentliche Verkehrsmittel weiterhelfen. Vermieden werden sollten vor allem Kurzstreckenfahrten, die bekanntermaßen besonders verbrauchsintensiv sind. Wenn es gar nicht ohne Auto geht, dient es der Effizienz, mehrere Ziele so miteinander zu verbinden, dass die Gesamtstrecke möglichst kurz ausfällt.

Fahrstil anpassen: Eine vorausschauende Fahrweise kann helfen, den Verbrauch spürbar zu senken. Einerseits heißt das, vor einer roten Ampelkreuzung oder einem Tempolimit frühzeitig den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und das Auto ausrollen zu lassen. Dabei sollte der Gang nicht herausgenommen und erst spätmöglichst ausgekuppelt werden, so wird die Schubabschaltung des Autos optimal ausgenutzt. Beim Anfahren und Beschleunigen wiederum ist es sinnvoller, zügig vorzugehen und dann schnell in den höchstmöglichen Gang zu schalten. „So wird die Zeitdauer, in der der Motor unter hoher Last arbeitet, minimiert“, erklären die Fachleute des AvD. Nicht verkehrt ist es, schon bei Tempo 50 in den fünften Gang zu schalten. Viele Autos verfügen über eine Schaltpunktanzeige, die als Orientierungshilfe dient.

Motor ausschalten: Moderne Fahrzeuge sind inzwischen mit einer Start-Stopp-Automatik ausgestattet, die den Motor – beispielsweise – beim Warten an einer roten Ampel in die Pause schickt und ihn beim Losfahren automatisch reaktiviert. Ist ein solches System nicht an Bord, sollte der Motor bei zu erwartender längerer Wartezeit ganz klassisch mithilfe des Zündschlüssels ausgeschaltet werden.

Gewicht minimieren, Aerodynamik optimieren: Je mehr Masse der Motor bewegen muss, desto mehr Kraftstoff verbraucht er. Deshalb sollte alles raus aus dem Auto, was nicht oder nicht mehr gebraucht wird: Schneeketten und Reservekanister ebenso wie leere Getränkekisten. Überlegen kann man sich auch, das schwere Reserverad durch ein Reifenreparatur-Set zu ersetzen – und/oder das Bordwerkzeug aus dem Fahrzeug zu nehmen, denn im Zeitalter des Handys wird man im Pannenfall ohnehin einen Pannendienst alarmieren.

Dachaufbauten verschlechtern die Aerodynamik und erhöhen wie überflüssige Kilos den Kraftstoffkonsum. Die nach dem Winter obsolete Dachbox sollte also ebenso abgebaut werden wie ein nicht genutzter Fahrradträger.

Reifendruck erhöhen: Eine wirksame Maßnahme, um zumindest ein bis zwei Zehntelliter Sprit pro 100 Kilometer Sprit zu sparen, ist das Erhöhen des Reifendrucks auf den maximal vorgegebenen Wert. So reduziert sich die Aufstellfläche des Reifens und der Rollwiderstand sinkt. Wenn alte durch neue Reifen ersetzt werden müssen, macht es Sinn, auf Energiesparreifen umzusteigen.

Elektrische Verbraucher mäßigen: Eine permanent laufende Scheibenheizung schlägt sich ebenso beim Spritkonsum nieder wie eine mit maximaler Kühlleistung arbeitende Klimaanlage. Die Air Condition mit in die Verbrauchsrechnung einzubeziehen – das muss allerdings mit Augenmaß geschehen. „Längerfristiges Ausschalten kann zu Schäden an der Technik führen“, warnen die AvD-Experten. Zumindest zwischendurch sollte die Klimaanlage also immer mal wieder zugeschaltet werden und für einige Zeit aktiv bleiben.

Fahrgemeinschaften bilden: Sich zu mehreren zusammenzutun, senkt nicht nur die Spritrechnung für den Einzelnen, sondern auch das Verkehrsaufkommen und wirkt somit Staus entgegen. Mitfahr-Apps helfen bei der Organisation. Corona-Risiken lassen sich durch Tests und Maskenpflicht im Auto reduzieren.

Planvoll tanken: Der ADAC hat festgestellt, dass sich allein durch die Wahl des richtigen Tankzeitpunkts Geld sparen lässt. Am günstigsten kommt man in aller Regel abends zwischen 18 und 19 Uhr und später zwischen 20 und 22 Uhr davon, am teuersten wird der Besuch an der Tankstelle frühmorgens gegen 7 Uhr. Auf Langstreckenfahrten wiederum sollte man nicht unbedingt die Raststätte konsultieren, sondern den kleinen Umweg zu einem Autohof in Kauf nehmen. Spritpreis-Apps unterstützen beim Preisvergleich.

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