Ganz intensiv die Berge erleben

Endlich mal oben bleiben: Auf der Montafoner Hüttenrunde wandern Sie hochalpin durch mehrere Gebirge

21.9.2024, 08:00 Uhr
So muss Wanderurlaub sein - abendlicher Ausklang auf der Tübinger Hütte mit Blick in die Berge.

© Matthias Niese So muss Wanderurlaub sein - abendlicher Ausklang auf der Tübinger Hütte mit Blick in die Berge.

Wir bleiben einfach sitzen, wenn der Tag ausklingt und es am schönsten wird über 2000 Metern Höhe - rundum Stille, Almwiesen, schroffe Felsen und ein Atem beraubendes Panorama. All die anderen Wanderer müssen wieder absteigen - es bleiben nur noch die auf der Hütte, die am nächsten Morgen durch schroffe Natur zur nächsten Hütte aufbrechen. Die Dämmerung wird zur Nacht, wir hören in der Ferne nichts als die Kuhglocken läuten. Ein glitzerndes Firmament breitet sich über uns aus, wie man es in Mitteleuropa nur noch in den Bergen erlebt.

Die Montafoner Hüttenrunde im Österreichischen Vorarlberg - wir testen fünf Etappen Weitwandern bei einer Hochalpen-Wanderung und in Hütten.

Die Montafoner Hüttenrunde im Österreichischen Vorarlberg - wir testen fünf Etappen Weitwandern bei einer Hochalpen-Wanderung und in Hütten. © Matthias Niese

Die Kinder sind jetzt groß genug und gerade im Zeltlager - die Gelegenheit haben wir genutzt und erstmals einen lang gehegten Traum wahrgemacht: Nicht mit Anhang vom Quartier im Tal aus auf den Berg ziehen, um nach der Einkehr wieder rechtzeitig abzusteigen. Stattdessen erwandern wir fünf von insgesamt 13 Etappen der Montafoner Hüttenrunde.

Nur das allernötigste Gepäck mitnehmen

Die führt uns durch die herrliche Landschaft dieses gut 40 Kilometer langen Tals im österreichischen Bundesland Vorarlberg, das eingehegt wird von den Gebirgsketten Rätikon, Verwall und Silvretta und überragt vom 3.312 Meter hohen Piz Buin an der Grenze zur Schweiz. Es ist der ideale Trip auch für Hüttenwander-Einsteiger wie uns - und so starten wir erst mal ganz entspannt mit der Seilbahn. Schließlich wollen wir es nicht gleich übertreiben mit den recht schweren Rucksäcken, in denen für die nächsten fünf Tage all unser Hab und Gut für jede Wetterlage verstaut ist.

Gleich zu Beginn der ersten Wanderung merken wir, dass wir viel zu viel mitschleppen. Der wichtigste Tipp lautet daher: Packen Sie nur etwa zehn Prozent Ihres eigenen Körpergewichts in einen mittelgroßen Wanderrucksack. Wir haben nach dem zweiten Tag das Gewicht halbiert, uns zwei kleine Rucksäcke ausgeliehen und sind mit dem Nötigsten (verschwitzte Funktionsshirts kann man auch auf der Hütte im Waschbecken waschen) prima über die Berge gekommen.

Etappe 1: Über den Grat zur Tübinger Hütte

Die Versettlabahn bringt uns ab Gaschurn zur Bergstation, wo Richtung Süden der Erich-Endriss-Weg immer auf dem Kamm entlangführt - mit tollem Blick zu allen Seiten. Wir nehmen unterwegs die Madrisella (2466 Meter) als ersten Gipfel mit, laufen durch kleine Schneefelder und über Felsblöcke immer weiter Richtung Süden übers Mittelbergjoch und vorbei an einer alten Zollhütte hinunter zur schon von Weitem sichtbaren Tübinger Hütte.

Vor der Tilisunahütte grasen Kühe, unten liegt der Tilisuna-See, in dem man baden kann.

Vor der Tilisunahütte grasen Kühe, unten liegt der Tilisuna-See, in dem man baden kann. © Matthias Niese

Nach 11,4 Kilometern, ein paar herrlich entschleunigenden Stunden mit 700 Metern Auf- und 520 Metern Abstieg werfen wir erschöpft unseren Rucksack ins Matratzenlager und blinzeln nach der geselligen Hüttenmahlzeit und mit einem Bier den Rest des Abends ins weite Panorama. Diese Tour zum Nachlaufen finden Sie hier unter www.komoot.com/de-de/tour/1763922500

Etappe 2: Über zwei "Jöchli" nach Gargellen

Sie müssen ab der Tübinger Hütte wieder ein Stück zurück und bergauf übers Mittelbergjöchli und über das Vergaldner Jöchli (im Montafon sprechen sie eine Mischung aus Schweizerdeutsch und Schwäbisch) und durch das malerische Vergaldnertal bis nach Gargellen. Insgesamt sind das 12 Kilometer mit 322 Metern Auf- und 1.113 Metern Abstieg ins Tal, der in die Knie geht. Sie sollten daher beim hochalpinen Hüttenwandern eine solide Grundkondition und gesunde Gelenke haben. Übernachtungstipp ist das Hotel Mateera in Gargellen, denn gleich dahinter beginnt die Tour des nächsten Tages.

Etappe 3 über den Grubenpass zur Tilisunahütte

Vom Berdorf Gargellen geht es das erste Stück entlang des Suggadin-Bachs und weiter einen etwas steileren Wanderpfad hinauf zur Oberen Röbialpe. Dann laufen wir über das Sarottlajoch eine kurze, mit Kette gesicherte Passage. Dann folgen in schöner Abwechslung Plasseggajoch und Grubenpass immer hinauf und hinunter. Nach Westplatte und Scheinfluh kommt die Tilisunahütte in Sicht, wo wir nach Tomatensuppe, Kassler und Topfenpfannkuchen müde ins Matratzenlager kippen. Immerhin sind wir gut 10 Kilometer über 1000 Meter hinauf und 240 Meter hinabgestiegen. Diese schöne Etappe zum Nachlaufen finden Sie hier unter www.komoot.com/de-de/tour/1766906961 . Die große Herausforderung folgt jedoch am nächsten Tag.

Etappen 4 I zur Lindauerhütte und 4 II zur Douglasshütte

Wir laufen heute an einem Tag die offiziellen Etappen 9 und 10 der Montafoner Hüttenrunde und haben Respekt vor dem, was uns bevorsteht, zumal es mittags gewittern soll. Frühstück gibt’s zum Glück schon um halb sieben, viertel acht steigen wir hinauf zum Bilkengrat. Das Panorama der Kalkberge des Rätikon ist auf diesem Abschnitt besonders toll, doch nun folgt ein langer, Kraft zehrender Ab- und ein kurzer Aufstieg zur Lindauer Hütte: www.komoot.com/de-de/tour/1770355855.

Es waren nur knapp fünf Kilometer in zweieinhalb Stunden, nach einem Radler folgt die eigentliche lange Strecke zur Douglasshütte - eine Hochtour am Fuße der Kalkgebirge des Rätikon mit den markanten "Drei Türmen" und dem Lünersee als Ziel. Doch der Himmel zieht bedrohlich zu, kühle Wolkenschwaden ziehen vom Tal die Alm hinauf.

Ein Hagelgewitter überrascht uns mitten beim Aufstieg. Oben hört es kurz auf zu regnen, wir trocknen uns ab und ziehen uns warm und regendicht an.

Ein Hagelgewitter überrascht uns mitten beim Aufstieg. Oben hört es kurz auf zu regnen, wir trocknen uns ab und ziehen uns warm und regendicht an. © Matthias Niese

Zehn Kilometer liegen noch vor uns, 838 Höhenmeter Auf- und 604 Meter Abstieg. Da müssen wir durch, denn die Douglasshütte ist bereits gebucht. Wir laufen den ersten, extrem langen Abschnitt hinauf und sind nassgeschwitzt, als es zu regnen und zu hageln beginnt. Wir sehen es als frische Dusche, trocknen uns oben flott ab und wechseln in warme, trockene Kleidung und Regenjacke. Bald zieht der Himmel auf und nach mehreren Hochtälern steigen wir zum Lüner Stausee hinab, an dem die Douglasshütte liegt. www.komoot.com/de-de/tour/1770357564

Etappe 5 durchs Rätikon zur Heinrich-Hueter-Hütte

Zum Abschluss machen wir in nur drei Stunden mehr Tiefenmeter als Höhenmeter durchs Rätikon zur Heinrich-Hüter-Hütte - eine besonders schöne Unterkunft, in der wir gerne übernachtet hätten - doch nach einer Beeren-Buttermilch müssen wir hinabsteigen und mit dem Wanderbus Rellstal zum Bahnhof Vandans und dann nach Hause fahren - im Bewusstsein, die Alpen so intensiv erlebt zu haben, wie es nur bei einer mehrtägigen Hüttenwanderung möglich ist. www.komoot.com/de-de/tour/1771525536

Gutes Schuhwerk und Stöcke brauchen Sie unbedingt auf einer Hüttenwanderung im Hochgebirge.

Gutes Schuhwerk und Stöcke brauchen Sie unbedingt auf einer Hüttenwanderung im Hochgebirge. © Matthias Niese

Mehr Informationen

Alpenmosaik Montafon: www.montafon.at/alpenmosaik/de, Tel.; 0043/50/6686
Das Alpenmosaik ist das übergreifende Themenwanderwegenetz, basierend auf den geologischen Besonderheiten des Montafon mit seinen drei Gebirgszügen (Rätikon, Silvretta und Verwall) und dem Tal. Während dieser Hüttenwanderung durchwandern Sie zwei der drei Gebirgszüge (Silvretta und Rätikon) und erleben die unterschiedlichen Charakteristika der Landschaft.
Anreise: Mit dem Auto ab Nürnberg 370 Kilometer in 4 Stunden, mit dem Zug ca. 5:30 Stunden via München und Bregenz. Beste Wanderzeit: Juni bis September. Packliste für eine Fernwanderung in den Hochalpen: • wetterfeste und funktionale Bekleidung • Regenausrüstung (Jacke, Hose, Rucksackschutz) • leichter Wanderrucksack mit ausreichend Verpflegung und Getränken • Hüttenschlafsack und ggf. Ohrenstöpsel • Wanderstöcke • Bergschuhe mit fester Sohle! • Stirnlampe • Erste-Hilfe-Set • Sonnenbrille, Sonnencreme, Insektenschutz, Kopfbedeckung • Kamera

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