Corona bestimmt diese 8 Reisetrends

So wird Urlaub 2022: Wohnmobil, Freunde und Familie, Nachhaltigkeit und mehr

15.1.2022, 05:55 Uhr
Allein von Januar bis September 2021 wurden fast 67 000 Wohnmobile neu zugelassen.

© imago images/Westend61 Allein von Januar bis September 2021 wurden fast 67 000 Wohnmobile neu zugelassen.

Urlaubstrend 1: Unterwegs im rollenden Schneckenhaus

Wer regelmäßig Autobahn fährt, kann bestätigen, dass gefühlt jeder zehnte Wagen ein Wohnmobil, zumindest aber ein Camper ist. Allein von Januar bis September 2021 wurden fast 67 000 Wohnmobile neu zugelassen. Gebremst wird dieser Boom derzeit nur von langen Lieferzeiten. Die Branche hat – wie viele andere auch – Probleme mit dem Nachschub wichtiger Komponenten. Aber auch jede andere Art von Camping bzw. der gehobenen Form Glamping wächst weiter. Urlaub in der eigenen mobilen Behausung entspricht dem, was der Human-Geograf Markus Hilpert von der Universität Augsburg Low-Touch-Tourism nennt, also möglichst kontaktfreies Reisen.

Rund 20 Prozent mehr Hunde wurden allein 2020 verkauft

Rund 20 Prozent mehr Hunde wurden allein 2020 verkauft © Sammy-Williams/Pixabay/LizenzCC0

Urlaubstrend 2: Lieber mieten statt logieren

Egal ob Jolle, Jacht, Ferienwohnung oder Villa – alles, was man temporär mieten kann, wird auch im nächsten Jahr boomen. Das Reiseportal Booking.com hat 24 000 Konsumenten in 31 Ländern zu ihren Präferenzen befragt. 55 Prozent gaben an, dass sie sich auch im nächsten Jahr eher für eine Ferienwohnung als ein Hotel oder Resort entscheiden werden. In Deutschland waren es sogar 60 Prozent der Befragten. Urlauber suchen offenbar wegen der Pandemie nach Unterkünften, die öffentliche Keimherde (Touchscreens, Türklinken, Liftknöpfe) sowie Kontakt mit fremden Personen (Lobbys, Speisesäle) auf ein Minimum reduzieren.

Urlaubstrend 3: Gemeinsam statt zweisam – oder gar solo

Durch zahlreiche Kontakt- und Reisebeschränkungen haben wir entdeckt, dass allein virtuelle Begegnungen nicht reichen. Wir brauchen Familie und Freunde, und zwar analog. Corona hat viele Begegnungen verhindert oder aufgeschoben. Das wird nun nachgeholt. Das Reservierungssystem Amadeus kann das belegen: Seit Herbst 2020 haben die Gruppenbuchungen um 83 Prozent zugenommen. Generationsübergreifender Familienurlaub sowie Reisen mit den besten Freunden werden daher auch 2022 ungebrochen populär sein.

Urlaubstrend 4: Der Hund muss mit

Nicht nur die ganze Familie von Opa bis Baby muss mit in den Urlaub. Bereits vor der Pandemie lebte in jedem fünften Haushalt ein Vierbeiner. Dem Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) zufolge löste Corona jedoch einen Boom aus. Rund 20 Prozent mehr Hunde wurden allein 2020 verkauft. Andere Länder erlebten Ähnliches. Folglich stellt etwa der Hotelkonzern Hilton in seinem Trendreport 2022 fest, dass eine wachsende Zahl von Gästen, vor allem jüngere Hundebesitzer der Generation Z und Y, nicht ohne ihre Tiere reist. Hundefreundliche Hotels, aber auch Ferienwohnungen oder Campingplätze haben Konjunktur.

Urlaubstrend 5: Vergiss die Bucket List

Machu Picchu, die Pyramiden von Gizeh, der Grand Canyon – statt lange Listen darüber zu führen, was man in diesem Leben noch unbedingt besuchen möchte, hat uns Covid-19 beigebracht, bloß nicht zu warten. Wer zu lange zögert, den bestraft die nächste Virusvariante. Die Taktik besteht also nicht darin, auf bessere oder gar wieder normale Zeiten zu spekulieren, sondern die Chance immer sofort zu ergreifen, wenn die Wunschreise möglich ist.

Urlaubstrend 6: Nachhaltiger reisen

Die Frage, ob es sinnvoll ist, zu Dumpingpreisen kurz mal übers Wochenende zum Shopping nach XY zu jetten, stellen sich immer mehr Reisende – Greta Thunberg und Fridays for Future sei Dank. Der Unternehmensberatung Accenture zufolge würden 86 Prozent der Reisenden gerne nachhaltig unterwegs sein.

Allerdings klaffen Wunsch und Wirklichkeit auseinander, denn nur die Hälfte davon tut es auch. Adäquat auf die Klimakrise zu reagieren, ist trotzdem nicht nur Sache von Regierungen und Unternehmen. Jeder kann seinen Teil dazu beitragen. Das bedeutet nicht Verzicht aufs Reisen, aber gemäß der Devise "weniger ist mehr" vielleicht weniger, aber dafür längere Fernreisen, Bahn statt Kurzflügen und Aktivitäten, die vor Ort einen geringeren CO2-Fußabdruck hinterlassen und jeweils die lokale Wirtschaft fördern.

Workation - arbeiten aus dem Urlaub.

Workation - arbeiten aus dem Urlaub. © Patrick Seeger/dpa

Urlaubstrend 7: Arbeiten am Urlaubsort

Die Digitalisierung ermöglicht es uns, praktisch von jedem Platz der Erde aus zu arbeiten. Doch erst Corona hat dieser Möglichkeit richtig Schub verschafft. Wer sowieso im Home Office ist, der kann seinen Arbeitsplatz genauso gut an jedem Platz mit Internetanschluss aufschlagen. Neudeutsch heißt dieses Phänomen Workation, auf das die Hotellerie mit eigenen Lösungen antwortet. Egal ob eintägige Flucht vor den eigenen vier Wänden oder wochenlanger Aufenthalt am Traumziel – Kurz- oder Langzeitofferten sind die Antwort auf dieses noch relativ junge touristische Phänomen.

Urlaubstrend 8: Balkonien ist cool

Was man früher Urlaub in Balkonien nannte, heißt nun schicker Staycation. Es bedeutet Ferien entweder zu Hause mit Ausflügen oder in der Nähe machen. Wer sich für diese Urlaubsart entscheidet, behält die größtmögliche Kontrolle und kann schnell umplanen, falls die Corona-Regeln sich ändern. Spontane Entscheidungen lassen sich einfacher umsetzen, Sprachprobleme gibt es nicht – und wer innerhalb Deutschlands oder in den angrenzenden Ländern unterwegs ist, der kann sich im Notfall auf ein zuverlässiges Gesundheitssystem verlassen. Zudem haben viele in den letzten zwei Jahren entdeckt: Deutschland hat viele schöne Ecken.

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