Traumhaft gelegen

Trotz Bergen und Weingütern: Dieses Land zieht in Europa die wenigsten Touristen an

Oliver Haas

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9.2.2023, 09:16 Uhr
Türkisblaue Idylle gibt es nicht nur in der Karibik, sondern auch bei Malbun in Liechtenstein.

© imago images/PantherMedia, NNZ Türkisblaue Idylle gibt es nicht nur in der Karibik, sondern auch bei Malbun in Liechtenstein.

Eigentlich hat der kleine Alpenstaat (fast) alles zu bieten, was viele Urlauber suchen. In den wärmeren Monaten kann gewandert werden und im Winter können sich Ski-Fahrer und Snowboarder auf etwa 23 Kilometer Pistenstrecke austoben. Dennoch zieht das kleine Fürstentum nur wenige Reisende an und ist vielen Menschen nur im Zusammenhang mit Steueraffären oder einem Qualifikationsspiel der Fußball-Nationalmannschaft bekannt. Sie ahnen es bereits, es geht um Liechtenstein.

Daten der UN-Welttourismusorganisation UNWTO zufolge bereisten lediglich 98.000 Menschen das Fürstentum. Selbst die um etwa 100 Quadratkilometer kleinere Enklave San Marino hatte im gleichen Jahr 2019 ganze 111.000 Touristen zu Besuch.

Mit etwa 38.700 Einwohnern leben in Liechtenstein nur knapp weniger Menschen als im mittelfränkischen Schwabach. Die Gesamtfläche des kleinen Staates von 160 Quadratkilometern entspricht etwas mehr als die Hälfte des Fürther Landkreises. Geographisch befindet sich das Binnenland zwischen der Schweiz und Österreich. Bis auf den Alpenrhein ist das "nächstgrößere" Gewässer der kleine Stausee Steg.

Gründe für geringen Tourismus

Nicht vorhandene Bademöglichkeiten sind in Anbetracht der bereits genannten Outdoor-Aktivitäten jedoch nicht der Hauptgrund für mangelnden Tourismus. Es beginnt bereits mit der Anreise in das bergige Land. Einen eigenen Flughafen gibt es nämlich nicht. Die nächsten sind in Zürich oder in Friedrichshafen am Bodensee, etwa 70 bis 80 Minuten mit dem Auto von der Hauptstadt Vaduz entfernt. Die Anreise mit der Bahn ist möglich, allerdings mit vielen Umstiegen verbunden.

Ausblick auf die Burg in Vaduz mit Alpenpanorama.

Ausblick auf die Burg in Vaduz mit Alpenpanorama. © imago images/PantherMedia, NNZ

In Liechtenstein angekommen, stellt sich dann die Frage nach den verhältnismäßig wenigen Übernachtungsplätzen. Die Plattform Travelbook zählt mit Berufung auf die Landesverwaltung insgesamt 1357 Betten, verteilt auf 33 Hotels, 63 Ferienwohnungen, zwei Campingplätze und Berghütten. Gerechnet auf die Landesgröße klingt das zwar nach viel, ist im Vergleich zum vielfach kleineren Monaco (zwei Quadratkilometer Landesfläche) an der Mittelmeerküste allein mit 5528 Hotelbetten jedoch wenig.

Wer dennoch den Weg in das Fürstentum Liechtenstein auf sich nimmt, kann sich auf eine schöne Natur im Land, aber auch im angrenzenden Österreich und der Schweiz freuen. Das Hauptziel für Wanderfreunde und Wintersportler ist dabei Malbun im Süden Liechtensteins. Für die Feinschmecker hält das Rheintal zudem mehrere Weingüter parat.

Ein Städtetrip in die Hauptstadt Vaduz ist zwar lohnenswert, dürfte jedoch keinen ganzen Urlaub füllen. Die Stadt am Rhein beherbergt zwar einige Museen und markante Bauten wie das Schloss Vaduz. Dieses kann jedoch nicht besichtigt werden, da es sich im Besitz der Fürstenfamilie befindet. Ein Spaziergang durch die Hauptstadt mit etwa 5.700 Einwohnern fällt dazu verhältnismäßig kurz aus.

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