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24. Januar 1972: Kandidatenwahl ohne große Veränderungen

24.1.2022, 07:00 Uhr
24. Januar 1972: Kandidatenwahl ohne große Veränderungen

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Bei der außerordentlichen Jahreshauptversammlung am Samstag im kleinen Saal der Meistersingerhalle bestätigten die rund 300 Delegierten (darunter 40 Frauen) ihren Spitzenplatz. Änderungen in der Reihenfolge bei den anderen 54 Frauen und Männern ergaben sich nur im mittleren und unteren Feld der Kandidatenliste, vor allem bei den Positionen, die gerade noch Aussicht auf einen Stuhl im Rathaussaal bieten. Gleichzeitig verabschiedete die Partei ihr kommunales Schwerpunktprogramm, versehen mit dem Zusatz, daß die Belange der Bürger in den ab 1. Juli zu Nürnberg gehörenden Gebieten voll gewürdigt und von Stadtteil-Beiräten vertreten werden. Siebeneinhalb Stunden dauerte die Marathon-Abstimmung, obwohl sich die Delegierten erstmals der Elektronik bedienten. Sie brauchten unter der hohlen Hand nur aufs Knöpfchen zu drücken. Minuten später konnte das Präsidium das Ergebnis an seinem Tisch ablesen und der Konferenz – solange der Bildwerfer mitmachte – auch optisch sichtbar machen. Auf diese Weise waren die vorderen Plätze sehr schnell besetzt. An der Einstufung der Bewerber, wie sie sich aus den Vorschlägen der 32 SPD-Stadtteile ergeben hatte, änderte sich nichts mehr. Doch dann mußte der Kornburger Bürgermeister Christof Dotzauer (66) unerwartet Abschied von Rang 30 nehmen.

In der Abstimmung überflügelte ihn der Neunhöfer Maler und Bildhauer Peter Cürlis, dessen ursprünglichen Platz 35 schließlich Dotzauer nach einer Stichwahl behielt. Einen bemerkenswerten Sprung nach vorne machte der an 47. Stelle stehende zweite Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Arno Hamburger. An ihn ging der Platz 36. Noch mehr holte die 28jährige Studentin Ingrid Thumm auf, die vorher aussichtslos auf Platz 59 gelegen hatte, jedoch mit 155 Delegiertenstimmen hinter Hamburger an 38. Stelle landete. Zufriedener als sie gekommen waren, gingen die Jungsozialisten nach Hause. Mit Dr. Peter Schönfelder (12.), Horst Schmidbauer (17.), Jürgen Fischer (23.) und Jürgen Wolff (32.) brachten sie nicht nur ihre Kandidaten im Vorderfeld durch. Ihr Vorsitzender Gebhard Schönfelder (38.) konnte sich um drei Ränge vorarbeiten. Bert Voigt belegte den 40. Platz. Dafür mußten drei altgediente Stadträte in der Meistersingerhalle ihre Absicht begraben, noch einmal ins Rathaus zurückzukehren. Weder Albert Bleistein (ursprünglich auf Platz 37 gesetzt), der bereits 25 Jahre kommunalpolitische Tätigkeit hinter sich hat, noch der Sportexperte der Fraktion, Hans Wagner, und Franz Schlosser erhielten die nötige Stimmenzahl, um auf die Liste zu kommen. Die anderen Bewerber, von denen zuweilen bis zu 14 für einen Platz genannt wurden, liefen ihnen den Rang ab. Unterbezirksvorsitzender Willy Prölß, bisher zugleich Fraktionsvorsitzender und Anwärter auf den Bürgermeisterposten, zeigte sich nach der Schlacht jedoch sehr zufrieden mit der Kandidatenliste. Sein Kommentar: „Es freut mich, daß sich einige Frauen und die Jugend besser platzieren konnten. Die Mischung ist relativ ausgewogen.“ Übrigens: das Durchschnittsalter der 55 Kandidaten, von denen die ersten 15 doppelt auf die Liste gesetzt werden, beträgt 46,1 Jahre.

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