Strafprozess

Crystal im Wert von über einer Million Euro verkauft: Nürnberger Rocker müssen in Haft

Ulrike Löw

E-Mail zur Autorenseite

16.3.2022, 17:09 Uhr
Drogenhändler aus der Nürnberger Rockerszene wandern jetzt hinter Schloss und Riegel.

© IMAGO / Panthermedia Drogenhändler aus der Nürnberger Rockerszene wandern jetzt hinter Schloss und Riegel.

Die sechs Männer im Alter zwischen 28 und 47 Jahren hatten 14, 3 Kilo Crystal-Meth umgesetzt, einige von ihnen sind selbst abhängig von Drogen. Die 20. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth hat, abhängig von der jeweiligen Tatbeteiligung, langjährige Freiheitsstrafen verhängt.

Drei Rocker aus Nürnberg hatten sich im Sommer 2020 zu einer Drogenbande zusammengeschlossen und mehr als eine Million Euro mit dem Methamphetamin umgesetzt. Die Drogen hatten sie einem 35-Jährigen aus Regensburg kiloweise abgekauft.

Der Mann hatte zwei Helfer und ließ das Gift mit dem Auto von Regensburg nach Nürnberg transportieren, eine Tankstelle in Altdorf diente als Übergabestelle. Die drei Nürnberger nutzten das Kellerabteil einer Mietwohnung als Rauschgiftbunker. Als die Ermittler kamen, stellten sie hier auch verbotene Schlagringe und ein Springmesser sicher.


Prozess-Auftakt: Drogenhändler aus der Nürnberger Rocker-Szene


In dem Kellerabteil wurden die Drogen portioniert und verpackt. Die drei Männer hatten das Crystal für 40 Euro pro Gramm eingekauft, und verkauften es für mindestens 50 Euro pro Gramm weiter.

Da aus Straftaten kein Gewinn übrig bleiben soll, wird der Ertrag in Form von so genanntem Wertersatz eingezogen - und diese Beträge werden neben den Freiheitsstrafen in der Urteilsbegründung genannt.

Das Gericht hat den Regensburger - aufgrund erst kürzlich erfolgter Verurteilungen in anderen Straftaten - gleich zu zwei Freiheitsstrafen verurteilt: Er erhält fünf Jahre und acht Monate, hinzu kommt eine weitere Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren und sechs Monaten. Angeordnet wird ein Wertersatz von 515.550 Euro - und zumindest 44.450 Euro konnte die Staatsanwaltschaft bereits beschlagnahmen. Dieser Betrag wurde in einer silbernen Aluminiumbox in einer Kommode im Schlafzimmer des Beschuldigten gefunden.


Operation Schneeschmelze: Polizei verbrennt 1,5 Tonnen Kokain


Auch als die Ermittler in Regensburg anrückten, beschlagnahmten sie bei der Festnahme nicht nur Drogen: Die Polizisten stellten bei einem Helfer des Regensburger Lieferanten 175 Stück Schrotmunition, Kaliber 12, und dazu 8200 Schuss Patronenmunition, Kaliber 9 Millimeter, Luger, sicher.

Munition und ein Kryptohandy

Und auch ein Kryptohandy tauchte auf: Dabei handelt es sich um ein Smartphone mit einem eigenen Betriebssystem, mit dessen Hilfe verschlüsselte Kommunikation möglich ist. Ermittler können dieses Telefon jedoch weder abhören noch orten. Genutzt hat diese Elektronik dem Mann wenig.

Jeder der drei Nürnberger muss mehr als neun Jahre verbüßen

Der 47-Jährige wird wegen Beihilfe zum Betäubungsmittelhandel und des vorsätzlichen Besitzes von Munition zu fünfeinhalb Jahren verurteilt, ein Betrag von 2.610 Euro wird eingezogen.

Der zweite Helfer (25) des Regensburger Händlers kommt mit einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren glimpflich davon, doch auch er bekommt Wertersatz in Höhe von 3.000 Euro zu spüren.

Gericht ordnet auch Entzugstherapien an

Für die drei Nürnberger Mitglieder der Rockergruppe "United Tribuns" geht es lange hinter Schloss und Riegel: Das Gericht verhängt gegen einen 30-Jährigen neun Jahre und zwei Monate Freiheitsstrafe (Wertersatz: 213.283,29 Euro). Ein 32-Jähriger erhält neun Jahre und vier Monate (Wertersatz: 188.283,29 Euro) und ein 28-Jähriger wird zu neun Jahren und zehn Monaten Freiheitsstrafe verurteilt (Wertersatz: 213.283, 29 Euro).

Schlagring und Springmesser

Als die Polizei im Februar 2021 die Wohnungen der Männer in Nürnberg durchsuchte, wurden unter anderem auch verbotene Waffen wie ein Schlagring und ein Springmesser gefunden. Sie sollen Prospects, eine Art „Rocker-Mitglied auf Probe“, bei den United Tribuns Nürnberg gewesen sein, nach dem Drogendeal stiegen sie angeblich zu vollwertigen Mitgliedern auf.

Seit Mitte Januar wurde in der 20. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth verhandelt, zwischenzeitlich musste in dem Verfahren eine Pause eingelegt werden, einige der Männer erkrankten in der Haftanstalt an Corona.

Das Gericht wies - mit Ausnahme des auf freien Fuß gesetzten Helfers aus Regensburg - alle Männer in einen Entziehungsanstalt ein. Dies bedeutet, dass sie alle zunächst in der JVA einen Teil ihrer Freiheitsstrafen verbüßen müssen, im Anschluss müssen sie sich Therapien unterziehen. Auf diese Weise soll verhindern werden, dass die Männer infolge ihrer Sucht erneut schwere Straftaten begehen.

Verwandte Themen