Pizzalieferungen und vorgetäuschte Bedrohungslage

Drachenlord-Hater provozieren Großeinsatz in Nürnberger Hotel - Streamer muss Zimmer verlassen

Tobi Lang

Redakteur

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9.5.2022, 14:55 Uhr
Der YouTuber Drachenlord (links) wird von seinen Kritikern verfolgt. Das sorgt regelmäßig für Großeinsätze der Polizei. Das Foto rechts zeigt die Szenerie am Plärrer. Entsprechende Videos kursieren in den sozialen Netzwerken. 

© Screenshot YouTube/Telegram Der YouTuber Drachenlord (links) wird von seinen Kritikern verfolgt. Das sorgt regelmäßig für Großeinsätze der Polizei. Das Foto rechts zeigt die Szenerie am Plärrer. Entsprechende Videos kursieren in den sozialen Netzwerken. 

Nicht nur im beschaulichen Altschauerberg war die Hoffnung groß. Seit Jahren beschäftigt der Drachenlord, ein YouTuber, die Polizei. Vor dem Wohnhaus des Streamers kam es regelmäßig zu Massenaufläufen, Handgreiflichkeiten und Pöbeleien. Er hat sich eine sogenannte Hater-Community aufgebaut: Gegner, die jeden Schritt, jedes Video verfolgen - und auch vor der physischen Konfrontation nicht zurückscheuen. Inzwischen ist Rainer W., wie der Mensch hinter dem Netzphänomen wirklich heißt, zwar ausgezogen und tourt durch ganz Deutschland. Die Drachenlord-Geschichte hat jetzt aber ein weiteres Kapitel - und Schauplatz ist erneut Mittelfranken.

Am Donnerstagabend positionierten sich mehrere Streifen rund um ein Nürnberger Hotel. Gegen 19 Uhr, erklärt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken, habe es einen vermeintlichen Notruf gegeben. "Dort soll es zu einer Bedrohung gekommen sein." Vorsorglich rückte auch das Unterstützungskommando (USK) an. "Das betreffende Zimmer war aber leer." Tatsächlich habe sich der Notruf als mutwillige Falschalarmierung herausgestellt. Die Ermittlungen wegen Vortäuschung einer Straftat und dem Missbrauch von Notrufen laufen. "Gegen unbekannt", wie der Sprecher erklärt, denn: Wer die Polizei tatsächlich rief, ist noch unklar.

"Die ein oder andere Pizza geliefert"

Nach Informationen unserer Redaktion hatte der Drachenlord kurze Zeit zuvor in das Ibis-Hotel am Plärrer eingecheckt. Seine sogenannten Hater spürten ihn auf, mehrere von ihnen belagerten die Unterkunft am Nürnberger Verkehrsdrehkreuz. "Im Verlauf des Einsatzes ist auch die ein oder andere Pizza geliefert worden", sagt der Polizeisprecher. Genau das geschieht fast immer, wenn der YouTuber irgendwo auftaucht. Hater lassen sich Essen, Taxis oder andere Dienstleistungen auf den Namen Winklers liefern - um ihn zu ärgern.

Der Drachenlord selbst bestätigt die Vorfälle. Er sei vom Personal gebeten worden, das Hotel zu verlassen, sagt er in einem Video. "Nach 20 Minuten hat das Telefon bei mir auf dem Zimmer geklingelt", so der YouTuber, der angibt, von der Ibis-Kette das Geld für die Übernachtung zurückbekommen zu haben.

Ibis erklärt auf Nachfrage, dass man "zum Wohle unserer übrigen Gäste" habe eingreifen müssen - und den Drachenlord deshalb zum Verlassen des Hotels aufgefordert habe. "Verschiedener Aktionen externer Dritter" hätten zu einer "starken Beeinträchtigung unseres operativen Betriebs" geführt, sagt ein Sprecher. Aber: "Weder Gäste, Mitarbeitende noch Dritte kamen zu Schaden."

Der Drachenlord behauptet, inzwischen bei mehreren Hotelketten auf einer Liste nicht erwünschter Personen zu stehen. Viele scheuen den Ärger, den das Netzphänomen verursacht, den Lärm, die Pilgerfahrten, die Pöbeleien zwischen dem Streamer und seinen Kritikern. Erst kürzlich musste W. das Excelsior Hotel in der Fürther Pyramide schlagartig verlassen - auch hier entdeckten ihn Hater. "Ich bin nur in der Lage, mich nachts zu bewegen", sagt der Drachenlord, der aber auch nicht aufhört, Videos ins Netz zu stellen und den Kult um seine Person zu befeuern.

Wo der YouTuber sich aktuell aufhält, bleibt unklar. Er selbst erklärt in einem Video: "Ich plane momentan einen Umzug in ein anderes Land."