Experten am Telefon

Schaufensterkrankheit: Der Leidensdruck ist hoch

Silke Roennefahrt

Lokalredaktion

E-Mail zur Autorenseite

1.10.2022, 10:00 Uhr
Weil die Betroffenen quasi an jedem Schaufenster stehen bleiben, heißt die periphere arterielle Verschlusskrankheit auch "Schaufensterkrankheit".

© imago images/Future Image, NNZ Weil die Betroffenen quasi an jedem Schaufenster stehen bleiben, heißt die periphere arterielle Verschlusskrankheit auch "Schaufensterkrankheit".

Mit Schmerzen in den Waden fängt es meistens an. Irgendwann sind die Beschwerden beim Laufen so groß, dass die Betroffenen immer wieder stehen bleiben müssen und erst nach einer Erholungspause weiter gehen können. Weil das mitunter so wirkt, als würden sie dabei in ein Schaufenster schauen, bekam die Erkrankung den Namen "Schaufensterkrankheit".

Tatsächlich handelt es sich aber um eine Gefäßerkrankung. Die periphere arterielle Verschlusskrankheit wird durch Arteriosklerose hervorgerufen. Die Risikofaktoren sind ähnlich wie beim Herzinfarkt: Männer sind häufiger betroffen als Frauen, Rauchen und hoher Blutdruck begünstigen die Erkrankung ebenso wie das Alter. Die Schmerzen in den Waden entstehen durch die zunehmende Verengung der Arterien. "Wir unterscheiden zwischen veränderbaren und unveränderbaren Risikofaktoren, sagt Prof. Dr. Markus Kleemann, Chefarzt der Klinik für Viszeral- und Gefäßchirurgie an den Dr. Erler-Kliniken. Er ermutigt seine Patienten deshalb, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und Bluthochdruck behandeln zu lassen und das Rauchen einzustellen.

Engstellen oder gar Verschlüsse der Schlagadern lassen sich mit Bypässen behandeln, einer Art künstlicher Umgehungsstraße für das Blut. Auch so genannte Stents, also Ballons und Gefäßstützen, kommen zum Einsatz, mit ihnen werden die Gefäße gedehnt. In Diagnose und Therapie der Erkrankung hat die Medizin in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Die Ärzte arbeiten nicht nur mit neuen bildgebenden Verfahren, sondern setzen zunehmend auf innovative minimalinvasive Behandlungen. Sie kommen mit kleinsten Schnitten aus und sind daher besonders schonend.

An den Dr. Erler-Kliniken kommt dabei ein 3D-C-Bogen zum Einsatz, bei dem ein Röntgenstrahler und ein Bildempfänger verbunden sind. Das Bildgebungsverfahren ist sehr flexibel. "Wir können den Patienten während eines minimalinvasiven Eingriffs dreidimensional aus fast jedem Winkel durchleuchten, ohne dass wir ihn maßgeblich bewegen müssen", erklärt Prof. Kleemann. Mit seinem Kollegen Dr. Julian Tank wird er am Mittwoch, 5. Oktober, von 16 bis 18 Uhr sämtliche Fragen der Leserinnen und Leser zum Thema beantworten. Dabei geht es nicht nur um Diagnose und Therapie, sondern auch um die weitere Behandlung und um das Thema Folgeschäden.

Im schlimmsten Fall droht eine Amputation

Wird die Erkrankung nicht behandelt, können Körperteile wie Zehen absterben, im schlimmsten Fall droht eine Amputation. Mit Sabine Pfeifer ist deshalb auch eine zertifizierte Wundmanagerin am Expertentelefon zu erreichen, sie weiß, wie chronische Wunden am besten zu versorgen sind.

In einem frühen Stadium wiederum kann ein spezielles Gehtraining helfen und dazu beitragen, den Radius der oft älteren Patienten zu erweitern. Da gehe es dann möglicherweise um eine Verlängerung der Gehstrecke von 200 auf 350 Meter, sagt Kleemann. Aber für die Betroffenen könne das schon einen großen Unterschied machen. "Das ist eine Frage der Lebensqualität." Fragen zum Gehtraining kann der Physiotherapeut Moritz Hirsch beantworten. Die Telefonnummern der Experten veröffentlichen wir am Mittwoch.

Keine Kommentare