Energie und Verpackung wird teurer

Spargelsaison im Knoblauchsland: Gemüsepreise ziehen insgesamt kräftig an

Hartmut Voigt

Lokalredaktion Nürnberg

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11.4.2022, 15:53 Uhr
Spargelsaison im Knoblauchsland: Gemüsepreise ziehen insgesamt kräftig an

© Stefan Hippel, VNP

Durch die kalten Nächte im März hinkt die Gemüseproduktion im Knoblauchsland zwar rund anderthalb Wochen hinterher, doch das ist kein Problem. Zum Auftakt der Spargelsaison fand Spargelprinzessin Ann-Katrin Meinert genügend erntereife Stangen in den aufgehäuften Erddämmen bei Buch.

Die Verbraucher müssen sich auf höhere Preise einstellen: Für die ersten Stangen zahlt man traditionell mehr, weil das Angebot noch gering ist. Der Kilopreis kratzt momentan an der 14 Euro-Marke. Peter Höfler, Kreisobmann des Bauernverbands, rechnet aber damit, dass sich der Preis in den nächsten Wochen bei zehn Euro einpendelt.

Höfler meint jedoch, dass die Gemüsepreise insgesamt - nach Sorten unterschiedlich - um bis zu 15 Prozent ansteigen. Verpackung und Dünger werden teurer, ebenso Diesel und Gas, rechnet der Landwirt vor. Auch die Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro im Herbst sei ein wichtiger Kostenfaktor. Die Verbraucher müssten beim Gemüse wohl dauerhaft tiefer ins Portemonnaie greifen. Die Produktionsbedingungen seien schwierig, die Lieferketten schwer einschätzbar: "Es gibt eine gewisse Nervosität, aber wir sind trotzdem optimistisch. Es bleibt uns ja auch gar nichts anderes übrig", beschreibt er die Stimmung unter den Bauern.

Wichtiger Stickstoffdünger

Gerd Düll, Leiter des Fürther Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, ergänzt, dass der für den Gemüseanbau so wichtige Stickstoffdünger aus Erdgas produziert wird und dass dieser Dünger-Anteil Russlands und der Ukraine 40 Prozent auf dem Weltmarkt beträgt. Putins Krieg werde sich auch in diesem Segment auswirken - mit deutlichen Teuerungen.

Unabhängig von den aktuellen Entwicklungen sieht der Behördenleiter in Mittelfranken einen klaren Trend zum Anbau des vitamin- und mineralstoffreichen Spargels. Im Knoblauchsland und im Nürnberger Süden sind die Anbauflächen deutlich gewachsen: Vor ein paar Jahren waren es etwa 75 Hektar, mittlerweile sind es 100 Hektar. Pro Hektar lag die durchschnittliche Erntemenge bayernweit bei 6,4 Tonnen. Fast das gesamte hiesige Edelgemüse geht in die Gastronomie oder wird direkt ab Hof vermarktet. Dass die Stangen erntefrisch sind, kann man mit einem einfachen Test feststellen: Wenn man sie aneinander reibt, quietscht frischer Spargel.

Radieschen und Rucola

Das ballaststoffreiche Gewächs ist jedoch nicht das einzige, was momentan im Nürnberger Norden geerntet wird: Auch Radieschen, Lauch und Rucola sind fertig, in drei Wochen dürfte Freilandsalat so weit sein. Aus den Gewächshäusern kommen schon Tomaten, Gurken und Paprika.

Bei den Saisonarbeitern rechnen die fränkischen Landwirte derzeit mit keinerlei Problemen: Die gesetzlichen Corona-Beschränkungen sind aufgehoben, die Hygiene-Regeln werden weiterhin streng eingehalten. Die meisten Saisonarbeiter kommen aus Rumänien und Polen, etliche Ukrainer haben sich bereits gemeldet. Auch wenn derzeit nur wenige in den Betrieben arbeiten, so sind sie doch im Knoblauchsland präsent: Mehrere Bauern haben geflüchtete Familien aus der Ukraine bei sich aufgenommen.

"Tag der offenen Tür" fällt aus

Am Rande der Spargelsaison-Eröffnung teilte der Bauernverband mit, dass der bei der Bevölkerung sehr beliebte "Tag der offenen Tür" im Knoblauchsland zum dritten Mal in Folge ausfallen muss. Nach den beiden Corona-Absagen der vergangenen Jahre fehle diesmal die Zeit und Energie, um ein derartiges Großereignis zu organisieren. Im nächsten Jahr soll die informative Veranstaltung aber wieder stattfinden.

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