Fall 21 der Weihnachtsaktion

Trauma für Kinder: Weil Mutter in den Knast muss, klingelte morgens die Polizei

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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6.12.2022, 13:45 Uhr
Kinder brauchen Halt - und wenn sie plötzlich auf Vater oder Mutter verzichten müssen, hinterlässt das meist tiefe Spuren. 

© Marcel Kusch/dpa, picture alliance / dpa Kinder brauchen Halt - und wenn sie plötzlich auf Vater oder Mutter verzichten müssen, hinterlässt das meist tiefe Spuren. 

Vielleicht war er einfach etwas zu gutgläubig. Dass er nicht früher hellhörig und misstrauisch geworden war - Norbert E. (alle Namen von Betroffenen geändert) kann es immer noch nicht fassen. Aber seine Lebensgefährtin, die Mutter ihrer gemeinsamen Kinder, hatte es mit immensem Geschick verstanden, ihm vorzugaukeln, alles laufe prima und sei in bester Ordnung.

Bis eines Morgens die Polizei vor der Tür stand und Linda E. mitnahm. Ein Gericht hatte sie wegen fortgesetzter Betrügereien zu einer längeren Zeit hinter Gittern verurteilt - offenkundig hatte sie selbst nicht wahrhaben wollen, was sie sich und ihrer Familie mit ihren schrägen und heimlichen Geschäftchen einbrockt hatte und wie alle dafür büßen müssen.

Ein paar Minuten nur gewährten ihr die Beamten noch, damit sie sich von ihren Kindern verabschieden konnte - ein traumatisches Erlebnis für das älteste, das schon ziemlich genau begriff, dass etwas Dramatisches vor sich ging. Und Norbert E. wurde von einer Minute auf die andere zum alleinerziehenden Vater.

Job für die Kinder aufgegeben

Gewiss: Mütter geraten ähnlich abrupt viel häufiger in eine solche Lage - mit bitteren Folgen. Dass auch Männer wie der 33-jährige gelernte Kaufmann plötzlich ihren Job aufgeben müssen, um sich ganz um ihre Kinder kümmern zu können, ist dagegen noch vergleichsweise selten. Bei Norbert E., der nun auf Jobcenter-Leistungen angewiesen ist, blieb es nicht bei dem erzwungenen Abschied vom Arbeitsplatz und dem Verlust des Einkommens. Ihm flatterte obendrein eine Kündigung für die Wohnung ins Haus - samt der Ankündigung der Zwangsräumung.

Denn seine Partnerin war reihenweise Mietzahlungen schuldig geblieben - und hatte auch entsprechende Mahnungen verschwinden lassen. Und das war nicht die einzige Altlast. Längst hat der Mann alles Ersparte geopfert und überdies die Verwandtschaft anpumpen müssen. Ins Schlamassel hineingezogen wurde letztlich auch Norbert E.‘s Mutter: Um ihn bei der Betreuung der Kleinen zu unterstützen, hat auch sie besonders lohnende Arbeitsschichten aufgegeben.

Rückfall ins Drogenmilieu

Dass das alles dann doch kein Einzelfall ist, zeigt das Beispiel von Eduard K. Der 45-jährige Bauhandwerker war noch relativ spät Vater geworden. Die Partnerin, eine frühere Drogenabhängige, schien sich durch die Teilnahme am Substitutionsprogramm gut stabilisiert zu haben - bis zu einem Rückfall im vergangenen Frühjahr. So übernahm der Vater von einem Tag auf den anderen die alleinige Verantwortung für das gemeinsame Kind.

„Vermutlich hat mich das sogar irgendwie gerettet, denn mir war klar: Ich muss funktionieren und das Ruder herumreißen“, sagt er. Und der zuständige Bezirkssozialarbeiter vom Allgemeinen Sozialdienst ist beeindruckt: „Hut ab vor der Leistung und dem Durchhaltevermögen dieses Vaters.“


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