Ausstellung zeigt "Stadtkonflikte"

Weg mit kargen Plätze und Beton: So könnte Nürnberg schöner sein

Christina Merkel

Hochschule & Wissenschaft

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2.8.2022, 15:56 Uhr
Am Bahnhof Rothenburger Straße gehen die Menschen schnell weiter.

© Eduard Weigert, NN Am Bahnhof Rothenburger Straße gehen die Menschen schnell weiter.

Schotter liegt auf dem Weg. Ein kaputtes Fahrrad lehnt in der Ecke. Die Wände sind mit Farbe beschmiert. Wenn sich zwei Fußgänger entgegenkommen, müssen sie sich aneinander vorbeidrücken. Wenn jemand mit Kinderwagen oder Koffer kommt, ist kein Durchkommen mehr.

„Der Bahnhof an der Rothenburger Straße ist ein typisches Beispiel“, sagt Gabu Heindl. „Das ist ein absoluter Umschlagsplatz – an dem sich niemand gerne aufhält.“ Hunderte Menschen steigen hier jeden Tag in die U-Bahn oder aus der S-Bahn. Autos rollen auf den Frankenschnellweg. Schnell weiter, schnell weg. Denn außer den Bahnsteigen und der engen Unterführung gibt es hier nichts. Sogar der nächste Bäcker ist 400 Meter weit weg.

„Dabei ist das einer der zentralen Übergänge in Nürnberg, um vom Norden in den Süden der Stadt zu kommen“; sagt Heindl. Die Unterführung Rothenburger Straße ist einer der „Stadtkonflikte“, die die Professorin mit ihren Studierenden untersucht hat. Eine Woche lang präsentieren sie ihre Ergebnisse nun im Offenen Büro des Nürnberger Stadtplanungsamtes, heute Abend um 18 Uhr wird die Schau feierlich eröffnet.

Konflikte gehören zur Stadt

„Im öffentlichen Raum wird es immer Konflikte geben“, sagt die Professorin. „Das muss so sein und das muss man auch akzeptieren.“ Trotzdem sei es Aufgabe der Stadtplanung, damit umzugehen. „Wie entstehen sie? Was bedeuten sie? Und wie gehen wir damit um?“

Heindl hat in Wien, Tokio und in Princeton in den USA Architektur studiert und in Philosophie promoviert. Sie unterrichtet Städtebau an der Technischen Hochschule Nürnberg. Gemeinsam mit knapp 50 Master-Studierende hat sie sich in drei Seminaren die Konflikte der Stadt genau angeschaut.

Etwa die Marienzeile, zwischen Hauptbahnhof und Dürrenhof, wo sich ein Hotel ans andere reiht und am Ende auch das Hochschul-Gebäude der Fakultät Architektur steht. "Da wurde jetzt Jahre lang gebaut und am Ende stehen Betonwände und eine Armut an Grün, die ihres Gleichen sucht", sagt Heindl. "Das ist absolut veraltete Stadtentwicklung."

Ein Studenten-Team hat die Einkaufstraßen in der Innenstadt analysiert. Ein anderes die Bürgerbeteiligung bei der Neugestaltung des Aufseßplatzes. Die Grundig-Türme waren Thema, das Tafelhof-Areal, und weitere Orte, an deren unterschiedliche Ansprüche aufeinandertreffen. Es geht um günstige Mieten, hohe Renditen, Spekulation um Wohnraum und Bodenpolitik.

Kritische Generation

"Brisante Themen sind immer hochkomplex", erklärt die Professorin. "Aber es geht darum, sie anzusprechen, zu diskutieren." Die Ausstellung soll der Beginn einer Debatte sein. "Mit unseren Architekturstudierenden wächst eine Generation heran, die genau hinschaut, hochinteressiert, kritisch und bereit, sich öffentlich einzubringen."

Die Studenten machen auch Vorschläge, wie es besser gehen kann. Statt ein "Angstraum Unterführung", so das Thema einer Gruppe, sollten die Tunnel zwischen Nord- und Südstadt offene Foyers sein. Mit viel Licht und breiten Spuren für Fußgänger und Radfahrer.

Einladende Eingänge, durch die die Menschen gerne gehen, damit sie die Stadt verbinden statt zu trennen. "Wir müssen Qualitätsräume schaffen", sagt die Professorin. Natürlich weiß sie, was so etwas kostet. "Wir sollten uns fragen: Was ist uns der öffentliche Raum wert? Und wie viel privatwirtschaftlichen Profit wollen wir damit zulassen?"

Die Ausstellung "Stadtkonflikte" läuft von Mittwoch, 3., bis Dienstag, 9. August im Offenen Büro des Stadtplanungsamtes in der Lorenzer Straße 30, in Nürnberg. Öffnungszeiten: Mo. Di. Do. 08:30 bis 15:30 Uhr und Mi. Fr. 08:30 bis 12:30 Uhr.

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