Nach Messerattacken

Dein Freund und Helfer*in: Wir brauchen mehr Polizei - aber sie muss diverser werden

Thomas Correll

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9.9.2024, 18:55 Uhr
Mehr Polizeipräsenz? Gerne, aber unter einer Bedingung.

© Sven Hoppe/Sven Hoppe/dpa Mehr Polizeipräsenz? Gerne, aber unter einer Bedingung.

Warum ist innere Sicherheit eigentlich ein Thema, das immer von Konservativen besetzt wird? Nach Attentaten wie zuletzt in Solingen oder dem verhinderten mutmaßlichen Anschlag in München gibt es einen ständig wiederkehrenden Grundtenor: Wir brauchen mehr Polizei.

Während in den vergangenen Jahrzehnten auch in unionsgeführten Bundesländern bei Polizei-Budgets gespart wurde, gerieren sich Politiker wie Friedrich Merz und Markus Söder als Verteidiger von Recht und Ordnung. Bei SPD, Grünen und allen, die sich politisch weiter links verorten, fehlt indessen jede Vision für eine Vereinbarung von Freiheit und Sicherheit.

Frauen, queere Menschen, Migranten sind unterrepräsentiert

Dabei ist die Antwort in Sachen Polizei nicht so schwer: Wir brauchen mehr, aber auch eine diversere, sensiblere Polizei. Eine, die widerspiegelt, wie unsere Gesellschaft zusammengesetzt ist. Frauen, queere Menschen, Migranten sind unterrepräsentiert in der bayerischen Polizei (und nicht nur hier) - besonders in den Führungsrollen.

Wenn sich das ändert, kann vielleicht endlich das ärgerliche und spaltende racial profiling, also die Kontrolle von Menschen einzig wegen ihres "fremden" Aussehens, eingedämmt werden. Polizeibeamte werden nicht als "Freund und Helfer" wahrgenommen. Sie kommen erst, wenn es gekracht hat. Mehr Polizei muss auch bedeuten: mehr Arbeit vor Ort. Das kann einfach die Frage sein, ob alles in Ordnung ist. Oder der freundliche, aber nachdrückliche Hinweis, dass die Fußgängerzone kein Mülleimer ist. Oder der Kontakt zu den Geschäftsinhabern in Stadtvierteln und Gemeindeteilen.

Positive Präsenz führt zu Akzeptanz

Das geht in Richtung Sozialarbeit, was manchem Beamten nicht gefallen wird. Aber nur so lässt sich die Entfremdung zwischen Teilen der Bevölkerung und ihren Beschützern zurückdrehen. Positive Präsenz führt zu mehr Akzeptanz. So ergibt ein Aufstocken der Einsatzkräfte Sinn. Dann kann auch über Waffenverbotszonen diskutiert werden, die sonst unmöglich zu kontrollieren sind.

Auch an den Grenzen braucht es eine andere Vorgehensweise. Bei Stichproben wird ein sehr geringer Prozentsatz illegal Einreisender erwischt. Ein ordentlich aussehendes Auto mit deutschem Kennzeichen wird jedoch meist keines Blickes gewürdigt.

Leider sitzen in harmlosen Schlitten die größten Verbrecher. Einen Bandenboss juckt es nicht, ob ein kleiner Schleuser festgenommen wird, der für wenig Lohn Flüchtende in seinen Kleinbus packt. Schleusern legt man das Handwerk mit internationaler Zusammenarbeit, Datenauswertung, groß angelegten Aktionen. Dafür braucht es mehr Polizei.

Allerdings sollte auch klar sein, dass die Ordnungsmacht eine wichtige Aufgabe erfüllt. Nicht nur linke Gruppierungen verunglimpfen mit dem Schlachtruf "ACAB" ("All Cops are Bastards", also "Alle Polizisten sind Bastarde") die Einsatzkräfte. Das ist eine dumme Pauschalverurteilung in der Art, wie sie sich gerade diese Gruppen selbst immer wieder verbitten.

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