Ärger wegen neuem Job

Lobbyagentur engagiert Holefleisch - Kritik an Baerbock und ihrem Ehemann

4.5.2022, 15:14 Uhr
Annalena Baerbock und ihr Ehemann Daniel Holefleisch bei der Stimmabgabe zur Bundestagswahl 2021. 

© Jan Woitas/dpa Annalena Baerbock und ihr Ehemann Daniel Holefleisch bei der Stimmabgabe zur Bundestagswahl 2021. 

Ende 2021 war Daniel Holefleisch bei der Deutschen Post/DHL ausgeschieden, um mögliche Interessenskonflikte mit der politischen Karriere seiner Ehefrau Annalena Baerbock zu vermeiden. Annalena Baerbock wurde Außenministerin und alles schien in bester Ordnung. Der Einstieg des 49-Jährigen bei der Kommunikationsberatung MSL sorgt nun für immer lauter werdende Kritik.

Holefleisch soll im zum französischen Publicis-Konzern gehörenden Unternehmen "Kunden mit einem Fokus auf Public Affairs beraten und ist auf politische Analysen spezialisiert", heißt es in einer Pressemitteilung der der Agentur. Mit "Public Affairs" wird das Wort "Lobbyarbeit" gerne elegant umgangen. Daniel Holefleisch wird zudem als Spezialist für "politische Analysen" auf der Webseite von MSL begrüßt. Alles zusammen stößt der Nichtregierungsorganisation Lobbycontrol sauer auf.

Der Wechsel von Holefleisch sei "aus mehren Gründen problematisch" schreibt Lobbycontrol auf Twitter. So sei die Agentur schon mehrfach für ausländische Regierungen tätig gewesen, unter anderem auch vor einigen Jahren für Saudi-Arabien. "Mit dem Ehemann der deutschen Außenministerin werben zu können, dürfte der Agentur bei der Kundenakquise sicherlich einige Vorteile bringen," heißt es dort weiter.

Im Wahlkampf hatte Annalena Baerbock angekündigt, dass ihr Mann den Job bei der Deutschen Post/DHL aufgeben werde, falls sie zur Bundeskanzlerin gewählt wird oder ein Ministeramt antritt. Lobbycontrol stellt jetzt die Frage, warum eine "Tätigkeit für eine Lobbyagentur" besser mit dem Regierungsamt seiner Frau vereinbar sein soll, als die "Lobbytätigkeit für die Deutsche Post". Die Lobbyagentur sagt über ihr eigenes Selbstverständnis: "MSL erzeugt lokal und international Einfluss im Sinne der Unternehmen und Marken unserer Kunden."

Laut Lobbyregister der Bundesregierung sind die "Interessen- und Vorhabenbereiche" von MSL breit gestreut. Die Auflistung reicht vom Arbeitsrecht über Energiepolitik und Gesundheitsthemen bis hin zu Verkehrspolitik oder Verbraucherschutz.

Der neue Arbeitgeber kann trotz - oder gerade - wegen der Kritik keinen Interessenkonflikt in der Tätigkeit von Daniel Holefleisch erkennen. "Eine Ansprache der Leitungsebene des Auswärtigen Amtes oder der Außenministerin Annalena Baerbock im Rahmen seiner Tätigkeit bei MSL ist vertraglich ausgeschlossen", schreibt das Unternehmen in seiner Pressemitteilung.

4 Kommentare