Gegen Waffenlieferungen an die Ukraine

Offener Brief an Scholz: Alice Schwarzer hat aus der Geschichte nichts gelernt

Martin Damerow

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2.5.2022, 11:38 Uhr
Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer ist gegen Waffenlieferungen an die Ukraine.

© Henning Kaiser/dpa Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer ist gegen Waffenlieferungen an die Ukraine.

Alice Schwarzer und jene, die den offenen Brief gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine unterzeichnet haben, haben die Dimension dessen, was sich dort gerade abspielt, augenscheinlich nicht erfasst. Wladimir Putin hat das Land, das er mit seinen Truppen überfallen hat, als von Nazis beherrschtes Regime bezeichnet, welches er „befreien“ müsse. Und diesen Plan setzt er um, ohne Rücksicht auf Verluste.

Geflecht aus Ideologie und Gewalt

Wie kann Schwarzer glauben, dass jemand, der sich in einem solchen Geflecht aus Ideologie, Gewalt und Großmachtsfantasien verloren hat, mit einer gewissen Zurückhaltung besänftigt werden könnte? Natürlich haben wir alle Angst vor einer Ausweitung des Konflikts, vor einem dritten Weltkrieg. Aber wenn wir jetzt die Ukraine alleine lassen, was für ein Signal sendet das nach Moskau? Dass wir zähneknirschend auch dann innehalten werden, wenn der Feldzug weitergeht nach Georgien, in die Republik Moldau oder in die baltischen Staaten?

Ganz klar: Bekommt das ukrainische Volk keine militärische Unterstützung, ist es chancenlos gegen den Aggressor. Wer Alice Schwarzers Vorstoß zu Ende denkt, muss erkennen, dass sie mit ihrer Haltung bereit ist, ein ganzes Volk zu opfern, um selbst in Frieden leben zu können. Doch was für ein fragiler Frieden wäre das, der durch „appeasement“ erkauft ist und beim nächsten Konflikt schon wieder brüchig wäre? Und wie würde das Leben von Millionen Ukrainern in einem von Russland annektierten Land aussehen? Ob Frau Schwarzer auch daran gedacht hat?

Falls ja, hat sie das viel zitierte „niemals wieder“ falsch verstanden. Niemals wieder sollte eine friedliche Demokratie von einem faschistoid anmutenden Despoten unterjocht werden dürfen, während andere danebenstehen und zusehen. Die Geschichte hat uns diese schwere Verantwortung auferlegt, ob wir sie annehmen wollen oder nicht. Wer sich dem per se verweigert, hat daraus nichts gelernt.

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