
Kommentar
Trumps „Deals“ sind riskant, teils brutal - und ob sie den USA nutzen, ist fraglich
Es geht Schlag auf Schlag: Tag für Tag hakt der US-Präsident einen Punkt nach dem anderen ab, der auf der im Wahlkampf angekündigten Liste seiner "Deals" - treffender wäre: Grausamkeiten - steht.
Drastische Schritte und Schnitte sind da zu erleben. Trumps zusehends mächtiger Helfer Elon Musk hat übers Wochenende die rund 10.000 Mitarbeiter der amerikanischen Entwicklungs-Behörde USAID gefeuert. Die sei "eine kriminelle Organisation", schrieb Musk in seinem Netzwerk X. "Es ist Zeit, dass sie stirbt." USAID sei "böse" und ein "Schlangennest von linksradikalen Marxisten, die Amerika hassen".
Ein Kahlschlag, der die Ärmsten trifft
Also: weg damit. Weg mit den 50 Milliarden Dollar, die von USAID in sehr sinnvolle, konfliktverhindernde Projekte flossen. Erste Folgen des Kahlschlags: In einigen afrikanischen Ländern fehlen bald Medikamente. Im Bürgerkriegs-erschütterten Sudan schließen Suppenküchen - die einzige Anlaufstelle für Flüchtlinge dort.
Vorher verkündete Trump den Ausstieg der USA aus der Weltgesundheitsorganisation WHO. Der tritt frühestens in einem Jahr in Kraft. Experten warnen vor drastischen Folgen. Es drohten Rückschläge im Kampf gegen Krankheiten wie Aids, Malaria und Tuberkulose, weil die USA hier die größte Unterstützung leisteten. Letztlich schade sich Amerika durch die selbstgewählte Isolation auch selbst.
Doch Trump interessiert sich nicht für solche Fakten. Im Gegenteil - Warnungen vor den Folgen seines Kahlschlags scheinen ihn eher zu befeuern. Das gilt auch für seine bizarre Handelspolitik. Er droht mit Zöllen, setzt sie dann zeitweise wieder aus - wie gegen Mexiko und Kanada - oder verhängt sie, nun gegen China.
Was er erreichen will, ist unklar. Sein Druck sorgte dafür, dass Mexiko und Kanada stärker gegen Drogenschmuggel in die USA vorgehen und die Grenzen massiver kontrollieren wollen - da funktioniert die Zoll-Drohung auch als Mittel, andere Forderungen durchzusetzen.
Zölle erhöhen Preise und befeuern die Inflation
Zölle selbst aber schaden einer auf Austausch basierenden Weltwirtschaft. Sie erhöhen Preise - und kommen letztlich die Kunden teuer zu stehen, weil Produkte wegen der Zölle zu höheren Preisen verkauft werden. Die Inflation - der Trump doch den Kampf ansagte - dürfte so eher wieder steigen. Ob die US-Wähler das gut finden?
Auch der EU droht Trump mit Zöllen. Möglich, dass der US-Präsident aber auch da auf "Deals" setzt - kürzlich rief er die Europäer auf, Öl und Erdgas aus den USA zu importieren oder mehr US-Rüstung zu kaufen.
Trump sieht, dass allein schon seine Drohungen Wirkung zeigen. Er nimmt sich ohne Rücksicht jenes Recht des Stärkeren, das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs durch internationale Regeln eingehegt wurde, um Schwächere zu schützen und verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Ein System der Stabilität. Trump und Musk geben es preis. Ob sie so "Amerika wieder groß" machen, ist offen. Daher wäre es gut, auf ihre Provokationen kühl zu reagieren - und erst recht Regeln einzuhalten.
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