Wende bei Facebook und Instagram
Vorauseilender Gehorsam: Meta-Chef Zuckerberg wirft Netz-Regeln über Bord und dient sich Trump an
8.1.2025, 14:45 UhrSo sieht es aus, wenn sich ein mächtiger Konzernchef einem noch mächtigeren Konkurrenten und dazu dem mächtigsten Mann der Welt andient: Mark Zuckerberg, Chef des Online-Riesen Meta mit seinen Plattformen Facebook und Instagram, hat angekündigt, die redaktionellen Eingriffe durch Faktenchecker dort zu streichen - genau das hat zuvor Elon Musk getan, als er Twitter kaufte und daraus X machte. Und genau das fordert Donald Trump immer wieder. Ihm kommt Zuckerberg entgegen, der ganz offensichtlich um die Gunst des künftigen Präsidenten buhlt.
Dafür holte er zwei Trump-Vertraute in die Meta-Führungsebene, dafür spendete er eine Million Dollar (für Multimilliardär Zuckerberg etwa das, was für unsereins 500 Euro sind) für Trumps Amtseinführung, dafür pilgerte er wie viele andere auch in dessen Residenz Mar-a-Lago.
Vor ein paar Jahren waren sie sich noch spinnefeind
Vor bald vier Jahren hatte Facebook noch Trumps Account gesperrt, nachdem der damals abgewählte Präsident den Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 befeuert hatte. Trump drohte Zuckerberg danach mit Gefängnis, Musk plante lange einen Käfigkampf gegen den Konkurrenten Zuckerberg. Echte Männerfreunde...
Nun lenkt der Meta-Chef ein: Die US-Wahl markiere einen "kulturellen Wendepunkt", die Regierung und "etablierte Medien" hätten zu lange daran gearbeitet, Menschen zu "zensieren". Daran habe sich auch Meta beteiligt. Nun wolle er seinen Konzern zu den Wurzeln zurückführen "und freie Meinungsäußerung wiederherstellen".
Klingt gut. Erst einmal. Wer aber sieht, wie diese freie, eher ungenierte, völlig unkontrollierte Meinungsäußerung auf X aussieht, dem kann schon grausen davor, wenn sich Facebook und Instagram nun ähnlich entwickeln. Auf X tummeln sich mehr und mehr rechtsradikale Stimmen, oft voller Hass. Musk postet kräftig mit - als Agitator für Rechtsextremisten.
Bisher prüften Faktenchecker einige Posts auf den Meta-Netzwerken. Ja, sie schossen teils übers Ziel hinaus. Aber sie bremsten auch die Verbreitung von Fake News, sie taten das, was Redaktionen tun: sie prüfen die Inhalte. Im Rundfunk oder in einer Zeitung kann nicht jeder unkontrolliert veröffentlichen, was ihm durch den Kopf geht. Auf X schon, auf Facebook soll es nun - vorerst nur in den USA - auch so sein: Jeder kann argumentieren, aber eben auch hetzen, lügen, diffamieren.
Ein Kampf um mehr Macht und Geld
Der angebliche Kampf für Meinungsfreiheit ist zuerst ein Kampf um Macht und Geld: Wer Faktenchecker einspart, steigert Gewinn und Klicks. Die Internet-Milliardäre stützen Trump, weil er ihnen nicht ins Geschäft pfuscht und sie ungehemmt agieren lässt - auch, damit sie ihn ungehemmt regieren lassen: ein Deal, der beiden Seiten nutzt.
Ein gefährlicher Trend: Die USA, diese alte Demokratie, könnte zu einer Oligarchie werden, einer Herrschaft der Wenigen, der Finanz-Eliten. Sie profitieren - wie Musk - von Polarisierung und Spaltung. "Meinungsfreiheit" ist da nur das Deckmäntelchen, mit dem sie ihre Interessen kaschieren.
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