E-Mobilität: Konkurrenz in China

Warum der Auto-Gipfel die Probleme von VW, BMW und Mercedes nicht lösen kann

Michael Husarek

Chefredakteur Nürnberger Nachrichten

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23.9.2024, 11:29 Uhr
Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, bei einem Rundgang durch die Elektro-Montage des VW-Werkes Emden.

© Sina Schuldt/Sina Schuldt/dpa Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, bei einem Rundgang durch die Elektro-Montage des VW-Werkes Emden.

Es ist nicht lange her, dass Wirtschaftsminister Robert Habeck beim Austausch mit Beschäftigten im VW-Werk in Emden relativ ratlos wirkte. Was sollte er den verunsicherten Arbeitnehmern auch sagen? Alles wird gut? Das wäre allenfalls die Antwort von Populisten.

Man sollte also mit dem üblichen Grünen-Bashing vorsichtig sein, gerade wenn es um Konzerne wie VW geht. Denn die Dinge liegen nicht ganz so einfach. Wer genauer hinblickt, stellt fest: Die sich abzeichnende Krise der deutschen Automobilindustrie ist gewiss nicht allein der Politik anzulasten.

Wäre es so, würde mit der nächsten Bundestagswahl, nach der aus heutiger Sicht eine unionsgeführte Bundesregierung folgen dürfte, alles gut werden. Daran glauben nicht einmal die größten CDU-Fans unter den Auto-Managern der großen Konzerne. Denn die Probleme liegen tiefer. Und sie liegen vor allem weit entfernt von Deutschland.

In China schicken sich die Hersteller gleich reihenweise an, den Deutschen bei der E-Mobilität das Leben schwer zu machen. Deutlich günstigere Preise und keine signifikant schlechtere Qualität – nicht die besten Voraussetzungen, um Ad-hoc-Lösungen vom Auto-Gipfel zu erwarten. Dazu kommt die nach wie vor starke Position von Tesla, auf dessen Modellpalette viele E-Auto-Fans nach wie vor setzen.

Autogipfel: Prämien sind keine Lösung

Selbstverständlich können neue Prämien den Umstieg auf die E-Mobilität forcieren, nur ist es eben keineswegs so, dass VW & Co. allein deshalb durchschnaufen könnten. Warum, das fragen sich Käufer in Deutschland, sollte es mir 10.000 Euro mehr wert sein, ein deutsches Modell zu fahren? Beim Geldbeutel, zumal wenn es um solche Summen geht, endet in der Regel auch ausgeprägter Patriotismus.

Es ist kein Zufall, dass BMW und Mercedes die Gewinnerwartungen herunterschrauben mussten und der VW-Konzern sogar Werkschließungen ins Kalkül ziehen muss. Die Nachfrage ist schlicht zu gering. All die Vorschläge, die Politikern etwa von Umweltverbänden zum Gipfel mitgegeben worden sind, haben eines gemein: Ihr Nutzen ist eher von kurzer Dauer, die Kosten hingegen wären immens hoch.

Nur kurz sei an dieser Stelle an das Aus der E-Auto-Kaufprämie erinnert – die durchaus schlüssige Begründung für diese - wie von der Ampelkoalition gewohnt - miserabel kommunizierte Maßnahme waren Haushaltsprobleme. Daran hat sich nichts verändert – im Gegenteil. Die Etatlage des Bundes ist angespannter denn je.

Wer soll das bezahlen? So lautet die Gretchenfrage. Die Automobilbranche ist ohne jeden Zweifel eine der Schlüsselindustrien am Standort Deutschland. Auf Dauer kann es aber nicht die Aufgabe der Politik sein, eine teure Lebensversicherung nach der anderen für diesen Wirtschaftszweig abzuschließen.

Der Bund muss den Ausbau der Infrastruktur, also Ladesäulen etc. im Blick haben, aber Mercedes, BMW und VW müssen es am Ende schon selbst schaffen, ihr Überleben auf einem hart umkämpften Markt zu sichern.

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