Irritierende, empörende Forderungen

Wir dürfen Trump nicht unterschätzen - und wir sollten gelassen auf seine Provokationen reagieren

Alexander Jungkunz

Chefpublizist

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9.1.2025, 13:50 Uhr
Der designierte US-Präsident Donald Trump spricht zu Reportern nach einem Treffen mit der republikanischen Führung im Kapitol.

© Jose Luis Magana/dpa Der designierte US-Präsident Donald Trump spricht zu Reportern nach einem Treffen mit der republikanischen Führung im Kapitol.

Der Brenner liegt in ureigenem deutschen Interesse und gehört unter unsere Aufsicht! Mallorca ist längst schon 17. Bundesland, es muss sich endlich Deutschland anschließen! Die Nordsee müsste eigentlich "Deutsche See" heißen!

Wenn ein deutscher Regierungschef so etwas fordern würde - er wäre keine 24 Stunden mehr im Amt. Donald Trump ist noch gar nicht im Amt - und hält die Welt mit vergleichbaren Forderungen in Atem.

Nebenbei stellt er Forderungen auf, die viele schockieren

Die USA bräuchten Grönland. Den Zugriff auf den Panamakanal. Kanada solle sich Amerika anschließen. Der Golf von Mexiko müsse Golf von Amerika heißen. Militärische Gewalt zum Erreichen einiger dieser Ziele schloss Trump nicht aus. Und forderte die Nato-Staaten nebenbei dazu auf, plötzlich fünf (statt zwei) Prozent ihres Inlandsprodukts für Verteidigung auszugeben.

Da schütteln viele geschockt den Kopf. Aber Trumps Verhalten kommt nicht überraschend. Schon in seiner ersten Amtszeit handelte er unberechenbar. Das dürfte die kommenden vier Jahre so weitergehen. Denn auch das gehört zu seinem Kalkül: Er muss die Agenda vorgeben, im Gespräch bleiben - um jeden Preis.

Wie geht man damit um? Die Europäer reagierten auf Trumps Gebiets-Forderungen angemessen: kühl, gelassen - und doch sehr deutlich. "Das Prinzip der Unverletzlichkeit von Grenzen gilt für jedes Land – egal, ob es im Osten von uns liegt oder im Westen", sagte Olaf Scholz.

Aus Trumps erster Amtszeit wissen wir: Er pokert, droht, stapelt hoch, lügt. Ob er seinen Worten dann aber auch Taten folgen lässt? Oft war das, zum Glück, nicht so. Daher gilt: erst mal durchschnaufen, wenn er loslegt. Sich nicht provozieren lassen.

Beunruhigend ähnliche Töne aus Moskau und Trumps Umfeld

Das bedeutet leider keineswegs, dass er nicht ernst zu nehmen ist. Denn Trump kann die Welt aus den Angeln heben. Beunruhigend, was nun ziemlich ähnlich und ziemlich zeitgleich sein Ex-Berater Steven Bannon und Putins Hausphilosoph Alexander Dugin formulierten. Bannon sagte, wenn Elon Musk "den gleichen Betrag in ganz Europa investiert, den er hinter Trump gestellt hat, wird er jede Nation auf eine populistische Agenda umschalten."

Ganz ähnlich forderte Dugin dazu auf, in mehreren europäischen Ländern einen "regime change" (Regierungswechsel) herbeizuführen. In Deutschland solle - das will ja auch Musk - die AfD an die Macht. Auch Londons Premier Keir Starmer haben Musk und Dugin im Visier, genehm ist ihnen Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, in Frankreich soll Marine Le Pen regieren.

Und man muss sagen: Es läuft momentan viel zu gut für die Feinde freiheitlicher Demokratien. Der Zeitgeist weht rechtsaußen. Siehe Österreich mit einem möglichen FPÖ-Kanzler Kickl, siehe die immer offensichtlichere Einflussnahme durch Musk, aber auch den hybriden Info-Krieg, wie ihn Putin führt.

Wir müssen uns dieses Zangengriffs bewusst sein, in dem der Westen steckt. Und entschieden gegenhalten. Mit sachlicher Information und Engagement. Kühl, aber entschlossen und hellwach.

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