Mehr als doppelt so groß wie Berlin
Dinkelsbühl, Rothenburg, Limes und Hesselberg: Das ist der flächenmäßig größte Landkreis Bayerns
2.7.2022, 05:55 Uhr1972 Quadratkilometer Fläche. Kein anderer Landkreis im Freistaat Bayern ist größer als der Landkreis Ansbach. Zum Vergleich: Das Bundesland Saarland kommt auf 2570 Quadratkilometer, Berlin auf 891,8 und der zweitgrößte bayerische Kreis ist Traunstein mit 1533 Quadratkilometern.
Bei der Gebietsreform vor einem halben Jahrhundert kamen zum alten Landkreis Ansbach noch die Altkreise Dinkelsbühl, Feuchtwangen, Rothenburg sowie Gemeinden aus den Kreisen Gunzenhausen, Neustadt/Aisch und Schwabach hinzu, es entstand ein Flächenlandkreis der Superlative.
Damals sei Westmittelfranken "das Armenhaus" Bayerns gewesen, erklärt Jürgen Ludwig, der nach Georg Ehnes, Hermann Schreiber und Rudolf Schwemmbauer seit 2012 der bisher vierte Landrat im Ansbacher Landratsamt ist. Dieser Standort war damals eine Art Kompromiss, um keine der anderen bedeutenden Städte in dem Gebiet herauszuheben. Zum Landkreis Ansbach gehören immerhin auch zwei der wohl schönsten Altstädte Deutschlands, die Touristen-Magnete Dinkelsbühl und Rothenburg. In beiden hielt sich die Begeisterung im Vorfeld der Gebietsreform freilich sehr in Grenzen.
Wachstumsfaktor Autobahnen
Insgesamt habe sich das "damals sehr landwirtschaftlich geprägten Gebiet" in den 50 Jahren stark verändert, erklärt Jürgen Ludwig. "Der Strukturwandel ist gut gelungen." Zahlreiche bedeutende Firmen seien entstanden oder hätten sich angesiedelt, "gleichzeitig ist unser Landkreis ländlich geblieben".
Ein wichtiger Faktor waren die Autobahnen. Während die A6 von West nach Ost durch den südlichen Landkreis führt, können Autofahrer und Laster ganz im Westen auf der A7 zügig vom nördlichen Teil in den Süden gelangen.
So habe sich 1972 auch keiner vorstellen können, dass es im Kreis drei Hochschulstandorte gibt: Ansbach mit den Außenstellen Feuchtwangen, Herrieden und Rothenburg, Weihenstephan-Triesdorf sowie Neuendettelsau. Dazu kommen in dem Gebiet 81 Schulen. "Bildungsarbeit ist ein absoluter Schwerpunkt", sagt Ludwig.
11.000 Feuerwehrleute
Zu den 58 Gemeinden im Landkreis Ansbach, dessen höchste Erhebung der Hesselberg mit 689,4 Metern über Normalnull ist, gehören laut Ludwig etwa 1000 Ortsteile. "Die meisten Menschen leben bei uns immer noch in den Dörfern." Insgesamt sind es aktuell mehr als 185.000, rund 30.000 mehr als noch vor 50 Jahren.
Die Besonderheit der großen Fläche bedeutet aber auch, dass das Ehrenamt im Landkreis Ansbach eine sehr große Rolle spielt. "Um die 11.000 Personen sind in Feuerwehren aktiv", gibt der Landrat ein Beispiel, insgesamt gibt es 304 Wehren.
Der flächenmäßig größte Landkreis zu sein, hat aber auch Nebenwirkungen, die richtig Geld kosten: So ist der Kreis für insgesamt 595 Kilometer Kreisstraßen verantwortlich.
Während der Landrat mit dem Zustand der Straßen relativ zufrieden ist, sieht er im Bereich Schiene deutlichen Nachholbedarf. Stolz ist man im Landkreis, seit 2015 auch Heimat eines Rettungshubschrauber zu sein, der in Sinnbronn bei Dinkelsbühl stationiert ist.
Limes und das Seenland
Außergewöhnliches hat der Landkreis, den Ludwig auch als "ländlich, aber modern" bezeichnet, aber 50 Jahre nach seiner Entstehung einiges zu bieten. Das Gebiet in Westmittelfranken ist laut Jürgen Ludwig nicht nur "die Herzkammer der evangelischen Landeskirche in Bayern", sondern auch "ein absoluter Pionierlandkreis im Bereich Biogas und erneuerbare Energien".
Und neben den historischen Altstädten von Dinkelsbühl und Rothenburg, durch die sich vor der Corona-Pandemie regelmäßig Tausende von Menschen schoben, gibt es im touristischen Bereich ja auch noch die das Unesco Welterbe Limes sowie Teile des Fränkischen Seenlandes.
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