Fest-Wochenende mit zahlreichen Gruppen
Rothenburg lockt zu Pfingsten mit Meistertrunk und Feldlager in die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs
3.6.2022, 14:03 UhrEine der bekanntesten historischen Altstädte Frankens wird zum Feldlager aus dem Dreißigjährigen Krieg und ein Altbürgermeister rettet eine ganze Stadt mit einem Riesenschluck.
Rothenburg ob der Tauber steht am Pfingstwochenende, vom 3. bis 6. Juni, komplett im Zeichen des historischen Festspiels "Der Meistertrunk".
Auch wenn die Hauptschauplätze an diesem Jahres-Höhepunkt der Tauberstadt auf der Festwiese und im Kaisersaal des Rathauses zu finden sind, ist das Treiben in der gesamten Altstadt - innerhalb der historischen Stadtmauer - ein Erlebnis.
Beim Festspiel "Der Meistertrunk" geht es um "jene Episode aus dem Dreißigjährigen Krieg, als die Stadt von den Truppen des Generals Tilly erobert und erst durch Altbürgermeister Nusch vor der Zerstörung gerettet wurde", heißt es vom Tourismusbüro der Stadt. Sechs Aufführungen des Festspiels gibt es im Kaisersaal des Rathauses, je eine am 3. und 6. Juni sowie je zwei am 4. und 5. Juni.
3,25 Liter Wein auf ex
Was war damals passiert? 1631 attackiert der belgische General Johann T‘Serclaes Reichsgraf von Tilly mit den Truppen der katholischen Liga das protestantische Rothenburg ob der Tauber und nimmt es ob einer erdrückenden Übermacht auch ein. So viel ist laut Rothenburg Tourismus Service auch historisch belegt. Im Stück von Autor Adam Hörber stellt sich Rothenburgs Altbürgermeister Georg Nusch dem berüchtigten General Tilly entgegen und kredenzt ihm Frankenwein.
Der schmeckt dem Sieger aus dem Willkommen-Humpen der Stadt recht gut. Das Gefäß fasst dreieinviertel Liter Wein und bietet so den Anlass für eine Wette: Nusch soll ihn in einem Zuge leeren, dann wird die Bevölkerung der Stadt verschont. Das gelingt Nusch und so heißt es am Ende erleichtert auf der Bühne: „Es lebe Rothenburg!“
Die Geschichte wird von unterschiedlichen Historien-Gruppen in der ganzen Stadt dargestellt. Seit 2014 gehört das Festspiel, das seit 1881 aufgeführt wird, zur deutschen Liste des Immateriellen Kulturerbes der Unesco.
Friedensschluss wird gefeiert
Das Festspiel stehe laut Angaben des Rothenburg Tourismus Service 2022 gleich doppelt unter besonderen Vorzeichen: "Weil es nach zwei Jahren Zwangspause das erste Mal sein wird, dass die 800 Vereinsmitglieder ihr Rothenburg hochleben lassen. Und weil das Hochleben lassen bei dem ein oder anderen sicher gedämpfter ausfällt: Denn wenn man täglich mit einem nahen Krieg konfrontiert wird, dann lässt es sich umso schwerer einen kriegerischen Akt darstellen. Der Vorstand des Vereins, Uwe Weinhardt, wird vom Tourismus-Büro so zitiert: "Wir haben uns definitiv zur Durchführung der Veranstaltung entschieden, weil hier schlussendlich Friedensschluss in einer fröhlichen Stadt gefeiert wird. Der Meistertrunk steht für eine glückliche und friedliche Stadt.“
Der Legende nach waren es diese Worte, die Altbürgermeister Georg Nusch sprach, ehe er den Humpen austrank: „Und wie ich stets der Wahrheit Ehr‘ gegeben, so sag‘ ich frei, was ich hier sagen muss: Der ungklücksel’ge Krieg, der Deutschland heute bis in sein Mark, sein Innerstes verzehrt, ist nur der Liebelosigkeit entsprungen, die statt der Bruderliebe man gelehrt! Vor Gott sind alle Menschen Brüder, ob Katholik, ob Protestant sie heißen; sie alle trägt sein liebend Vaterherz! Dies mein Bekenntnis! Darauf will ich trinken!“
Feuershow und Mittelalter-Klänge
Neben den Bühnenstücken gibt es auf der Festwiese zwischen Galgentor und Rödertor am Samstagabend und am Sonntag ab 11 Uhr geselliges Beisammensein. Samstagabend spielt die Mittelalterband „Die Streuner“ auf, ab 21.30 Uhr ist eine Feuershow der Gruppierung Mummenschanz geplant. "Der Meistertrunk" wird am Freitagabend zur großen Premiere um 19.30 Uhr sowie zweimal am Samstag (15 Uhr und 17.30 Uhr) sowie Sonntag (10 Uhr und 12.30 Uhr) und am Montag (10.30 Uhr) dargeboten.
Weiterer Höhepunkt des Wochenendes ist der Umzug durch die Stadt, der am Sonntag um 15 Uhr durch die Schmiedgasse über den Marktplatz und weiter zur Galgengasse und zur Festwiese führt. An diesem sollen wieder um die 800 Personen teilnehmen. Eröffnet wird das Pfingst-Festspiel am Freitag um 18 Uhr.
Neben dem historischen Handwerkermarkt am Kirchplatz bietet die Gruppe „Kurzweyl anno 1631“ Spiele für Jung und Alt. Auf dem Marktplatz führen die Mitglieder des Vereins Historischer Schäfertanz ihre Formationen Sonntagmittag auf. Außerdem werden mehrere Festspielgruppen den Marktplatz beleben.
Das Programm im Überblick
Freitag - Die belagerte Stadt
13 Uhr: Historischer Handwerker- und Händlermarkt am Grünen Markt und Kirchplatz
17 Uhr: Historische Gruppen in der Altstadt
18 Uhr: Pfingsteröffnung am Marktplatz
19.30 Uhr: Premiere: Das Historische Festspiel ,,Der Meistertrunk“ im Kaisersaal/Rathaus
Samstag - Die besetzte Stadt
10.30 Uhr: Historischer Handwerker- und Händlermarkt am Grünen Markt und Kirchplatz
12 Uhr: Lagernde Festspielgruppen in der Altstadt
12 Uhr: ,,Kurzweyl anno 1631″ – Spiele für Jung & Alt
13.30 Uhr: Ökumenische Andacht für Festspieler & Gäste in der Jakobskirche
14 Uhr: Konzert ‘Die Streuner’ am Marktplatz
15 Uhr und 17.30 Uhr: Das Historische Festspiel ,,Der Meistertrunk“ im Kaisersaal/Rathaus
19.30 Uhr: Auszug der Festspielgruppen vom Marktplatz hinaus zum Feldlager & Festplatz Galgentor
20 Uhr: ,,Feuerwache vor dem Tor“ im Feldlager & Livemusik auf dem Festplatz Galgentor
21.30 Uhr: Feuershow mit ,,Mummenschanz“ im Feldlager Hauptwache / Quacksalberey am Galgentor
Sonntag – Die gerettete Stadt
9 Uhr: Plündernde Haufen in der Altstadt
9 Uhr: ,,Kurzweyl anno 1631″ – Spiele für Jung & Alt
10 Uhr: Das Historische Festspiel ,,Der Meistertrunk“ im Kaisersaal/Rathaus
10.30 Uhr: Historischer Handwerker- und Händlermarkt am Grünen Markt und Kirchplatz
11 Uhr: Festbetrieb am oberen Festplatz (Galgentor)
11.30 Uhr: ,,Historischer Schäfertanz“ am Marktplatz
12.30 Uhr: Das Historische Festspiel ,,Der Meistertrunk“ im Kaisersaal/Rathaus
15 Uhr: Großer Historischer Heereszug zum Feldlager am Galgentor
16 Uhr: Festbetrieb am Oberen Festplatz mit Livemusik am Galgentor
18.15 Uhr: Musizierende Festspielgruppen auf dem Festplatz am Galgentor
Montag – Die glückliche Stadt
10.30 Uhr: Historischer Handwerker- und Händlermarkt Grüner Markt und Kirchplatz
10.30 Uhr: Das Historische Festspiel ,,Der Meistertrunk“ im Kaisersaal/Rathaus
12 Uhr: Historisches Feldlager & Bürgerfest am Festplatz & Feldlager am Galgentor/Röderbastei
12.15 Uhr: Auszug der Gruppen ins Historische Feldlager am Galgentor
19.00 Uhr: Einzug der Festspielgruppen zum Marktplatz
19.30 Uhr: Johann T`Scerclaes von Tillys Abschied
Eintrittspreise für das Pfingstwochenende 2022
Großes Festabzeichen (Freitag-Montag): 24 Euro
Tagestickets Samstag und Sonntag: je 12 Euro
sowie Angebote für einzelne Veranstaltungen
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