Regensburg sichert Klassenerhalt

Jahn-Keeper Thorsten Kirschbaum: "Über die Aufstiegsfeier mit dem FCN geht wenig drüber"

Stefan Blank

Region/Bayern

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13.5.2022, 10:46 Uhr
Regensburgs Torhüter Thorsten Kirschbaum packt zu.

© SSV Jahn/Gatzka Regensburgs Torhüter Thorsten Kirschbaum packt zu.

Drei Fußballvereine mit Tradition, etwa eineinhalb Autostunden Entfernung, dieselbe Ausgangslage ab Sommer: Der SSV Jahn Regensburg spielt wie der 1. FC Nürnberg und die SpVgg Greuther Fürth in der kommenden Saison in der Zweiten Bundesliga. Seinen Anteil daran hat ein Mann, der auch schon das Trikot des Clubs getragen hat: Thorsten Kirschbaum.

Beim 1:1 der Regensburger bei Dynamo Dresden, das an Spieltag 32 den 40. Zähler der Saison für die Oberpfälzer einbrachte, stand der im westmittelfränkischen Obernzenn aufgewachsene Kirschbaum im Tor, ebenso beim 0:2 des Jahn gegen Heidenheim am 33. Spieltag. Möglicherweise wird die derzeitige Nummer zwei demnächst wieder regelmäßig das Tor hüten.

Jubel in Dresden: Thorsten Kirschbaum (Zweiter von rechts) beim "Klassenerhalt-Foto" von Jahn Regensburg.

Jubel in Dresden: Thorsten Kirschbaum (Zweiter von rechts) beim "Klassenerhalt-Foto" von Jahn Regensburg. © Robert Michael/dpa

Klassenerhalt perfekt. Grenzenloser Jubel. Kabinensause. "Es war eine Erlösung", sagte ein entspannter Thorsten Kirschbaum nach dem Spiel in Dresden, bei dem er für Jahn-Stammkeeper Alexander Meyer zwischen den Pfosten stand. Zwei Stunden sei es in den Katakomben der Arena noch "feuchtfröhlich" rund gegangen, ebenso danach im Bus Richtung Regensburg. "Es war echt witzig", sagt der 35-Jährige, der in seinen 16 Profi-Saisons schon so einige Partys erlebt hat.

Unvergessener Abend am Valznerweiher

Die beste Party? "Meine Hochzeit natürlich", sagt Kirschbaum und lacht, "und fußballerisch geht über die Aufstiegsfeier mit dem Club wenig drüber." 2018 trug der Torhüter das FCN-Logo auf der Brust, in Sandhausen wurde damals der Gang in Liga eins perfekt gemacht. "Wie uns die Clubfans damals am Valznerweiher empfangen haben, das werde ich nie vergessen."

Drei Mal durfte Thorsten Kirschbaum in der am Sonntag zu Ende gehenden Spielzeit ins Jahn-Tor, als Ersatz für die klare Nummer eins der Oberpfälzer, Alexander Meyer. Sowohl in Dresden als auch gegen Heidenheim überzeugte Kirschbaum und stand früh im Fokus. "Da habe ich gleich gut was zu tun gehabt", so Kirschbaum. Gegen Dynamo lenkte er in der Anfangsphase einen Volley-Hammer von der Strafraumgrenze an die Latte, verhinderte ebenso ein 0:1 wie zweimal mit Glanzparaden gegen den FCH. Kirschbaum: "Es war super, der Mannschaft so helfen zu können und nach so langer Zeit ohne Spielpraxis hat es mir natürlich auch gut getan."

Thorsten Kirschbaum (grünes Trikot) mit dem besten Torschützen des Jahn in dieser Saison, Andreas Albers.

Thorsten Kirschbaum (grünes Trikot) mit dem besten Torschützen des Jahn in dieser Saison, Andreas Albers. © SSV Jahn / Gatzka, NN

Die Partie in Dresden sei "kein Augenschmaus" gewesen. "Dafür stand aber auch zu viel auf dem Spiel." Für seine Leistung gab es eine 3,0 vom Fachmagazin kicker. "Früher hätte ich mich aufgeregt, warum sie mir für die Leistung nur eine drei gegeben haben", sagt er und schmunzelt. "Heute nicht mehr." Die Note sei ihm ebenso wichtig wie die 2,5 gegen Heidenheim: "Völlig egal."

Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic war jedenfalls sehr zufrieden: "Wir wissen, dass Kirsche seine Rolle sehr gut ausfüllt. Das hat er in den vergangenen beiden Spielen gezeigt, auf ihn ist immer Verlass. Er ist zudem als erfahrener Spieler sehr wichtig für die Mannschaft."

Rückkehr zum 1. FC Nürnberg

Viel bedeutender sei es in der Endphase seiner Profikarriere, die er als 18-Jähriger bei der TSG Hoffenheim begonnen hatte, auch privat "angekommen zu sein". Erst vor wenigen Wochen ist Kirschbaum mit Frau und Hund "Socke" in ein Haus am Waldrand gezogen. "Ich fühle mich hier sehr wohl. Regensburg ist eine wunderbare Stadt und die Nähe zu meiner alten Heimat ist auch viel wert."

Beim 0:2 gegen Heidenheim war Keeper Thorsten Kirschbaum einige Male gefordert.

Beim 0:2 gegen Heidenheim war Keeper Thorsten Kirschbaum einige Male gefordert. © SSV Jahn / Gatzka, NN

Seit 2006 hat Kirschbaum viel Erfahrung sammeln können: Von Hoffenheim ging es nach Vaduz, weiter nach Sandhausen, Cottbus, Stuttgart, zurück nach Nürnberg, wo er in der Jugend kickte, anschließend über Leverkusen, wo er ein Europa-League-Spiel machen durfte, und Venlo in den Niederlanden in die Oberpfalz. Seitdem sei viel passiert, in der Gesellschaft und auch auf den Fußballplätzen: "Wenn ich damals nicht freiwillig sofort jeden Ballsack genommen habe, hätte ihn mir ein älterer Mitspieler auf den Kopf geworfen", erinnert er sich.

Großes Vertrauen zum Torwarttrainer

Ein wichtiger Grund, warum Kirschbaum zum Jahn ging, war Torwarttrainer Ronny Zeiß. "Ich habe mit ihm schon bei Energie Cottbus zusammengearbeitet und schätze ihn sehr - auch neben dem Platz." Aktuell ist der 35-Jährige der einzige Keeper im Kader der Regensburger, der auch über den Sommer hinaus einen Vertrag hat. Wie Jahn-Medienchef Johannes Liedl auf Nachfrage bestätigt, ist die Zukunft von Stammkeeper Alexander Meyer und der Nummer drei, Kevin Kunz, offen. Der kicker bringt Meyer mit Borussia Dortmund in Verbindung.

Könnte Thorsten Kirschbaum also im Sommer Jahn-Stammkeeper werden? Ausgeschlossen ist das nicht, wenn auch eher unwahrscheinlich. "Wenn das nicht mein Ziel wäre, sollte ich aufhören", sagt der 1,95-Meter-Schlussmann trotzdem. "Ich lasse das aber auf mich zukommen. Ich habe auf jeden Fall noch richtig Spaß mit den Jungs zu kicken und egal wer kommt oder bleibt, der Trainer wird nach der Vorbereitung die elf Besten aufstellen."

Mindestens noch ein Jahr Regensburg

Ob Regensburg seine letzte Karriere-Station ist, darauf will sich "Kirsche" noch nicht festlegen. Ein Jahr läuft sein Kontrakt mit dem SSV noch. Egal ob als Nummer eins oder als Back-up auf der Bank, Kirschbaum freut sich auf eine Zweite Bundesliga, die "eine Bundesliga von vor 30 Jahren" sei, mit "unfassbar vielen tollen Traditionsvereinen und großen Namen".

Ob einer von diesen Werder Bremen sein wird, das hat wiederum am Sonntag mit Jahn Regensburg zu tun. Dann wird Thorsten Kirschbaum wohl wieder auf der Bank sitzen, Alexander Meyer nach auskurierter Knieverletzung die Handschuhe überstreifen. Während der Jahn befreit aufspielen kann, braucht Werder Bremen noch einen Punkt, um den Startschuss für eine Aufstiegsfeier im Weserstadion zu geben. Thorsten Kirschbaum könnte sich diese Feier dann entspannt aus der Ferne ansehen.

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