Entdeckungstour

Neustädter Kalender 2023: "Gassen, Gässchen, Wege und Wegli" entdecken

9.11.2022, 13:00 Uhr
Günter Scheller präsentiert im „Neustädter Kalender 2023“, die „Gassen, Gässchen, Wege und Wegli“ neu oder wieder zu entdecken.

© Harald Munzinger Günter Scheller präsentiert im „Neustädter Kalender 2023“, die „Gassen, Gässchen, Wege und Wegli“ neu oder wieder zu entdecken.

Im reichhaltig illustrierten Bericht machen sie Lust, ihnen neben bekannten - wie den Stadtmauerwegen oder Kellereigassen, auf versteckte Pfade zu folgen.

Sagt den älteren Neustädterinnen und Neustädtern mit vielleicht eigenen romantischen Erinnerungen das "Ehegässchen" etwas, dürften auch viele unter ihnen beim "Hindenburgweg" rätseln, wo dieser sich befindet und was es mit ihm auf sich hat. Günter Scheller, Neustädter Urgestein, lässt in seinem Bericht mit 66 Bildern von Willy Held quer durchs Gassenlabyrinth wissen, dass der Reichspräsident Paul von Hindenburg beim kurzen Halt auf der Bahnreise von Nürnberg nach Würzburg den nach ihm benannten Weg "zur Erleichterung aufgesucht" habe. Er führt von der Karl-Eibl-Straße hinter dem "McDonald-Restaurant" zum Bahnhof.

Drei Tage waren Scheller und Held mit den Rädern unterwegs, um Wege und Wegli, Gassen und Gässchen aufzuspüren, denen auch schon der Neustädter Historiker und Altbürgermeister Dr. Wolfgang Mück eine seiner Miszellen gewidmet hat. Wer ihnen auf einigen Etappen im weitflächigen Stadtgebiet folgt, wird den Eilers- oder Schaffnersweg ebenso entdecken, wie viele unbenannte Feld und Fußwege, am "Karl-Ströbel-Weg" an den einstigen Neustädter Bürgermeister oder auf der "Jean-Paul-Allee" an den namhaften Schriftsteller erinnert, der einst von einem Besuch in Neustadt in höchsten Tönen schwärmte, sich dem Himmel näher fühlte .

Vom "Assuandamm" oder der "Bahndammunterführung mit Steg" bis zum "Schlotfegergässchen" oder "Trunkwegla" - das sich selbst erklärende "Brunsgäschen" zwischen Ludwigstraße und Montespertoliplatz nicht zu vergessen - ist viel neu oder wieder zu entdecken, verspricht Günter Scheller, der in den 25 Jahren seiner Schriftleitung des "Neustädter Kalenders" schon zahllose selbst geschriebene und Kapitel anderer Autoren zur Stadtgeschichte gefügt hat. Daran erinnert er nun in mehreren Abschnitten in seinem "Rückblick als Redaktionsleiter (1997 bis 2002) und sprüht vor Ideen für weitere Beiträge.

Unter der neuen Leitung von Verleger Hans Karl Friedrich Schmidt und Laura Hitz bleibt der seit 1828 erscheinende "Neustädter Kalender für Haus und Familie" mit den Kalendarien, Ferien- sowie Markt- und Kirchweih-Terminen, Freizeittipps oder Fränkischen Rezepten und vor allem dem "Hundertjährigen Kalender" seinem gewohnten Erscheinungsbild treu. Folgt einem heißen Sommer ein strenger Winter? Glaubt man den "Notizen" für die ersten Monate des Jahres 2023 schreckt der Januar kaum, verheißt der Februar mehr Regen als Schnee und endet der März "meistenteils schön und lustig". Die Bauernregel dazu: "Fürchte nicht den Schnee im März, darunter schlägt ein warmes Herz".

Lesenswertes aus der Region

Den Regularien auch mit den Ferienterminen in Deutschland, den Öffnungszeiten öffentlicher Einrichtungen, Witzigem und "Rätselhaftem" folgt auf den insgesamt über 90 Seiten unterhaltsam-informativ "Lesenswertes aus der Region". Da beschreibt neben den Beiträgen von Günter Scheller Dr. Mück die "Spätheimkehrer des 2. Weltkrieges" und werden "50 Jahre kulturelles Leben" in Neustadt unter dem Titel "Große Leistung kleiner Künstlerkolonie" beleuchtet. Die "Einwohner Neustadts von 1725 bis 1980 nach Straßen und Häusern gegliedert" hat Ernst Paul Sander akribisch aus Hausbesitzer- und Einwohnerverzeichnissen erfasst. "Ein Werk von Bedeutung", das im neuen Kalender seine Vollendung findet.

Wie auch ein arbeitsreiches Leben jenes Mannes seine Vollendung fand, dem im ehrenden Nachruf auch für weitere Beiträge, die akribische Mitbetreuung der Jahreskalender bis zum abschließenden Korrekturlesen ebenso gedankt wird, wie für "seine unerschöpfliche Hilfsbereitschaft". So hinterlasse der wenige Wochen nach seinem 90. Geburtstags gestorbene Ernst Paul Sandner eine Lücke, werde man "ihn und seine liebenswerte Persönlichkeit vermissen", beschreibt "in memorim" Wolfgang Mück sein Leben und Wirken.

Sein weiteres Gedenken gilt Dr. Peter Kett, der "mit seinem vielfältigen Engagement das kulturelle Leben unserer Stadt bereichert" habe. Traditionen zu bewahren, Beziehungen zu Kollegen und ehemaligen Schülern zu pflegen, sei ihm ein besonderes Herzensanliegen gewesen, weshalb er "einen bleibenden Platz in unser aller Herzen gefunden" habe. Besonders hervorgehoben wird im Nachruf neben dem hohen Ansehen, das Dr. Kett als Studiendirektor genossen habe, seine künstlerische Begabung, dokumentiert in meisterlichen Linolschnitten, Radierungen und Handpressendrucken, und die Förderungen des künstlerischen Nachwuchses.

Erhältlich ist die 195ste Auflage des "Neustädter Kalenders für Haus und Familie" in der Verlagsdruckerei Schmidt am Nürnberger Tor. Den Titel ziert der Holzstich "Neustadt an der Aisch umrahmt von Hopfengärten im Jahre 1865" von Johann Leonhard Trambauer mit einem Dampfzug auf der im gleichen Jahr eröffneten Eisenbahnlinie Nürnberg-Würzburg. Eben jener Zugstrecke, auf der dem kurzen Stopp von Reichpräsident von Hindenburg in Neustadt ein Weg gewidmet werden sollte.

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