So viele Trauungen gab es in der Region

Dein, mein, niemals nein - Heiraten ist in Franken im Trend

11.2.2018, 07:58 Uhr
Dein, mein, niemals nein - Heiraten ist in Franken im Trend

© Foto: Stefan Blank

Zwei Esel, die mit einem Seil verbunden sind und erst Heuhaufen in gegensätzlichen Richtungen ansteuern, ehe sie von der Spannung an den Ausgangspunkt zurückgeschleudert werden, kurz überlegen und dann gemeinsam zu dem einen und danach zum anderen Haufen trotten. Dieses Gleichnis, zusammen mit der Hoffnung, dass keiner ein sturer Esel in der Ehe sein wird, sondern beide Kompromisse für ein glückliches, langes Miteinander eingehen, gab Bad Windsheims Bürgermeister Bernhard Kisch Tanja und Thomas Sighart mit auf den Weg, als diese kurz vor dem Jahreswechsel standesamtlich heirateten.

Das Kuriose dabei: Bei einer seiner seltenen Trauungen hatte selbst der routinierte Redner ein nervöses Zittern in der Stimme und bekräftigte die Besonderheit des Moments, die Angelika Emmert vom Standesamt so bezeichnet: "Hochzeiten sind die Highlights im Standesbeamtendasein."

Kurz vor Jahresabschluss sowie im Sommer finden die meisten Hochzeiten statt, das bestätigen die Standesbeamten aus der Region auf WZ-Nachfrage einhellig. Und die Zahl steigt ebenfalls. Waren es 2013 in der Kurstadt noch 60, erhöhte sich die Zahl 2016 auf 84 und im vergangenen Jahr gar auf 107. Für 2018 sind bereits 40 Trauungen angemeldet – dies ist erst sechs Monate vor dem geplanten Tag möglich.

Es kann aber auch ganz schnell gehen. "Wenn alle Unterlagen da sind, könnten wir es auch innerhalb von knapp drei Stunden durchziehen", sagt die Leiterin des Bad Windsheimer Standesamtes, Birgit Eck. Am beliebtesten seien Samstagstermine. Mehr als die Hälfte der Trauungen finden an diesen Tagen statt, in Bad Windsheim ist dies stets am ersten und dritten Samstag im Monat möglich. "An allen Tagen sind auch noch Zeiten frei", sagt Eck und lacht.

Auch die Bürger der Verwaltungsgemeinschaft Burgbernheim binden sich "bis dass der Tod euch scheidet". Wie Ingrid Eisenreich mitteilt, war dort 2016 der "Ausreißer" mit 47 Hochzeiten, 2017 waren es 34. "Heuer wird ein sehr hochzeitsreiches Jahr." Ein Dutzend Anmeldungen liegen bereits vor.

Dein, mein, niemals nein - Heiraten ist in Franken im Trend

© Foto: Stefan Blank

Während in Bad Windsheim der große und kleine Sitzungssaal des Rathauses, das Kur- und Kongress-Center sowie das Jagdschlösschen, die Kräuter-Apotheke und das Amtshaus im Freilandmuseum "gewidmet", also als Trauzimmer zugelassen sind, darf im VG-Bereich in den Rathäusern von Burgbernheim, Illesheim, Marktbergel und Gallmersgarten sowie in der Roßmühle und der Westheimer Gemeindehalle das bedeutende "Ja" gesagt werden. "Alle Räume sind toll", sagt Birgit Eck. "Für eine kleine Gesellschaft ist es hier gemütlicher, für größere dort." Die Zahl der Hochzeitgäste beim Standesamt sei sehr unterschiedlich; von zwei bis 300 oder 400 bei Hochzeiten von Personen mit türkischen Wurzeln, die oft im KKC feiern. "Viele wollen auch nicht mehr kirchlich heiraten und nehmen dafür alle Gäste ins Standesamt mit", sagt Birgit Eck.

Insgesamt gibt es 14 Standesamtbezirke im Landkreis. In Ipsheim ist Heiraten im Rathaus, im Kastenbau und in der Kapelle möglich, erklärt Standesbeamter Sebastian Breideband. Nach vier Mal Ja-Wort in 2015 knüpften im Vorjahr zwölf Paare den Bund der Ehe und heuer werden es sogar noch mehr. Es seien 18 Eheschließungen vorgemerkt, davon vier in der Kapelle, der Rest im Trauzimmer des Rathauses, teilt Breideband mit. Und auch das "Verheiraten" wird beliebter: Neben Bürgermeister Frank Müller lassen sich derzeit auch dessen Stellvertreter Karl Riedel und Stefan Schmidt ausbilden.

In Obernzenn ist Heiraten nur im Rathaus möglich, erklärt Armin Bachschuster. Im Jahr 2017 stieg dort die Zahl auf 16 an, im Jahr zuvor waren es zehn. Der Standesbeamte erzählt, dass Hochzeiten auch so schön seien, "weil es manchmal Kombinationen gibt, über die selbst wir erfahrenen Standesbeamten überrascht sind. Jedes Paar ist einfach so herrlich verschieden". Ein bisschen Lampenfieber habe er aber immer noch vor jeder Trauung. Dabei erleben die Standesbeamten auch immer wieder kuriose Szenen: Männer, die "ihre Mädchennamen behalten" oder ein Bräutigam, der bei der Zeremonie ein Bierchen trinken wollte. "Hauptsache er ist beim JaWort nüchtern, also durfte er zuvor mal nippen", erzählt Bachschuster lachend. Er selbst erschien einmal in T-Shirt und Jeans, da alle Hochzeitsgäste auf Wunsch der Braut in Jogginganzügen kamen. Hintergrund: Sie war hochschwanger und so war es eine Hochzeit, die selbst Bachschuster nicht mehr vergisst.

In Bad Windsheim konnten Neugierige, die sich an Hochzeitstagen schon mal am Marktplatz treffen, ein Brautpaar in Ritterkostümen begutachten, wir berichteten, Böllerschüssen lauschen oder Gäste erblicken, die mit Motorrädern, Pferden oder Bussen aus den 1950er-Jahren kamen. Es sei sogar schon einmal vorgekommen, dass Stoff-Armbänder statt Ringe getauscht wurden, sagt Emmert. Dass jemand nicht gekommen ist, gab es auch schon. Auch, dass sich das Paar kurz vorher trennte, beide aber vergessen hatten, die Trauung abzusagen und die Standesbeamtin daher alleine dastand. Warten mussten alle befragten Standesbeamten bisher auf eine nun ja vom Gesetz her mögliche gleichgeschlechtliche Eheschließung. In der Kurstadt gebe es aber zumindest schon eine Anmeldung, verrät Eck und fügt zum Abschluss eines an, was wohl alle – Verlobte und Trauende – freut: "Es hat zum Glück noch nie jemand nein gesagt."

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