Nach 400 Jahren

Nach Verabschiedung von Alfred Beißer hat Leutenbach keinen eigenen Pfarrer mehr

12.1.2022, 10:00 Uhr
Zum Abschied eröffnete Pfarrer Beißer zum letzten Mal den Gottesdienst. Er begrüßte dazu Pfarrer Florian Stark als Leiter des Seelsorgebereichs Fränkische Schweiz und Pfarrer Oliver Schütz. 

© privat, NN Zum Abschied eröffnete Pfarrer Beißer zum letzten Mal den Gottesdienst. Er begrüßte dazu Pfarrer Florian Stark als Leiter des Seelsorgebereichs Fränkische Schweiz und Pfarrer Oliver Schütz. 

Noch im Mai 2021 feierte Leutenbach im Beisein von Erzbischof Ludwig Schick das 400-jährige Bestehen seiner Pfarrei. Pfarrgemeinderatsvorsitzende Lydia Heilmann gab dabei einen kurzen Einblick in die Geschichte der Glaubensgemeinschaft mit 1400 Mitgliedern in 13 Ortschaften.
Im November 1620 hatte sich der lang ersehnte Wunsch einer eigenständigen Pfarrei Leutenbach, losgelöst von Kirchehrenbach, erfüllt. Sie hatte seitdem immer ihren eigenen Pfarrer. Bis jetzt.
Zum Abschied eröffnete Pfarrer Beißer zum letzten Mal den Gottesdienst. Er begrüßte dazu Pfarrer Florian Stark als Leiter des Seelsorgebereichs Fränkische Schweiz, Pfarrer Oliver Schütz und Pfarrerin Carina Knoke aus Egloffstein sowie die vielen kirchlichen Helfer der Pfarrei und Vertreter Gemeinde, an ihrer Spitze Florian Kraft. Sein Dank galt allen kirchlichen Helfern der Pfarrei mit den zwei Filialen St. Moritz und Mittelehrenbach. Er bat um Verzeihung, falls er jemanden einmal vor den Kopf gestoßen habe.
Sinnbild der Übergabe

Treffend zum Übergang wählte Beißer die Lesung aus dem 1. Buch der Könige, wo Elija den Elischa salbte und den Mantel überwarf, der ihm dann spontan als Prophet und Diener folgte. Sinnbildlich erfolgte die Übergabe der Dienste nach diesem alttestamentlichen Ritus.
Pfarrer Florian Stark zeigte den Kirchenbesuchern zunächst eine Urkunde von Erzbischof Schick, wonach er mit Wirkung 1. Januar 2022 zum Pfarradministrator der Pfarreien Leutenbach und Weingarts-Regensberg ernannt worden ist. Stark gab vor der Gemeinde sein Versprechen ab, all seine Fähigkeiten mit Gottes Hilfe einzusetzen.


Schlüssel anvertraut

Kirchenpflegerin Erika Roth aus Leutenbach und Reinhard Weber vertrauten ihm dann den Schlüssel an, stellvertretend für die Pfarrkirche und die Filialgemeinden. Stark gab den Schlüssel weiter an Johannes Körber, der für die künftige Verwaltung zuständig sein wird und in Ebermannstadt residiert. Der Schlüssel, so Stark, soll auch ein Schlüssel zum Öffnen der Herzen sein.

Nach Verabschiedung von Alfred Beißer hat Leutenbach keinen eigenen Pfarrer mehr

© privat, NN

In Anlehnung an die alttestamentliche Lesung warfen dann Pfarrer Beißer und Pfarradministrator Stark dem Nachfolger Pfarrer Oliver Schütz symbolisch das Messgewand über. Dieser zelebrierte dann auch die festliche Messfeier in Konzelebration.
Ihren Dank für das ökumenische Miteinander, in dem man sich geschwisterlich beraten habe, überbrachte Pfarrerin Carina Knoke von der evangelischen Nachbargemeinde Egloffstein.
Es ist längst zu einer guten Tradition geworden, sich gemeinsam und regelmäßig über das Jahr zu gemeinsamen Veranstaltungen zu treffen. Mit einem kleinen Präsent auch an Pfarrer Schütz und Florian Stark drückte sie ihren Wunsch nach weiterer guter Zusammenarbeit aus.
Bürgermeister Florian Kraft dankt dem scheidenden Pfarrer für fast 34 Jahre Wirken in der Gemeinde, die vertrauensvolle Zusammenarbeit und schöne gemeinsame Zeit. Er würdigte die hervorragende Arbeit im Kindergarten und die Spuren, die der Seelsorger hinterlassen habe. „Glaube und Kirche bleiben weiterhin ein fester Bestandteil unseres Lebens, auch wenn wir keinen Pfarrer mehr haben“, bekräftigte Kraft und sicherte Pfarrer Schütz in seinem künftigen Wirken ein offenes Herz und jede Unterstützung zu.


Die ausgesprochen engagierte Pfarrgemeinderatsvorsitzende Lydia Heilmann verwies in ihrem Grußwort an Schütz auf die mannigfachen Aufgaben einer flächengroßen Gemeinde von Mittelehrenbach über Egloffstein bis Unterzaunsbach. Dazu gehören unter anderen ein Pfarrhaus, zwei Filialkirchen und eine sechsgruppige Kindertageseinrichtung. Heilmann bot die Unterstützung der Laien an.
„Such Dir einen Platz, der Deinem momentanen Empfinden entspricht“, wandte sich Lydia Heilmann an den scheidenden Pfarrer Alfred Beißer.
Er habe den Ehrenamtlichen immer einen großen Vertrauensvorschuss gegeben und viel Eigenverantwortung zugetraut. Mit Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung habe er ein partnerschaftliches und kooperatives Miteinander gepflegt. „Wir sind Dir zu großen Dank verpflichtet, den man nicht in Worte fassen kann“, sprach sie für die gesamte Pfarrgemeinde. Ministrantin Marie Reck dankte anschließend mit einem kleinen Geschenk im Namen aller Ministranten.
Keine große Verabschiedung

Am 19. Februar 1988, also vor fast 34 Jahren, trat Pfarrer Beißer seinen Dienst in Leutenbach an. Die Leutenbacher, ebenso wie die Weingartser, lernten sein ausgleichendes Wesen lieben und schätzen. Corona verhinderte eine große Verabschiedung, viele konnten der Feier aus Gründen der behördlichen Vorschriften im Kirchenraum nicht beiwohnen. Noch mehr denn bisher werden Laien gefordert sein, sich einzubringen. Die Rahmenbedingungen sind geschaffen, der Wille ist vorhanden.
Bisher wurde auch die Pfarrei Weingarts von Pfarrer Beißer mit betreut. In einem feierlichen Übergabezeremoniell waren dort die Verantwortlichkeiten vor kurzem von Pfarrer Beißer an Pfarrer Michael Gehret, Pfarrei Pinzberg, übertragen worden.

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