Weitere Einschränkungen im Verkehr

Gefährlicher Materialfehler? Bahn prüft nach Zugunglück in Garmisch mehr Betonschwellen als geplant

Arno Stoffels

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22.11.2022, 16:38 Uhr
Bei dem verheerenden Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen starben fünf Menschen.

© Uwe Lein, dpa Bei dem verheerenden Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen starben fünf Menschen.

Die Deutsche Bahn muss weitere 130.000 Betonschwellen im Schienennetz überprüfen. Dadurch wird es "mutmaßlich" zu weiteren Einschränkungen für die Fahrgäste kommen. Denn bis betroffene Schwellen getauscht sind, müssen Züge in den entsprechenden Abschnitten langsamer fahren.

Bereit vor Monaten hatte die Bahn bekannt gegeben, dass es bis Ende des Jahres und teilweise bis 2023 vor allem in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu Einschränkungen im Schienenverkehr, also Ausfällen, Verspätungen und Ersatzverkehr mit Bussen kommen kann.

Verheerendes Unglück

Hintergrund ist das verheerende Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen, bei dem am 3. Juni fünf Menschen starben und zahlreiche weitere Reisende zum Teil schwer verletzt wurden. Die Ursachenforschung durch die Experten der zuständigen Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung läuft weiter. Dennoch geriet im Zusammenhang mit der folgenschweren Entgleisung schnell der Gleisoberbau in den Blick.

Die Deutsche Bahn kündigte am 13. Juli an, insgesamt rund 200.000 Betonschwellen eines bestimmten Typs inspizieren und gegebenenfalls tauschen zu wollen.

Prüfung läuft bis Ende August

Nun sind weitere Schwellen ins Visier geraten, wie die DB mitteilt. Die "Ergebnisse der durch die DB eingeleiteten materialtechnischen Untersuchungen und technischer Gutachten unabhängiger Prüfinstitute" legten nahe, dass ein Herstellungsfehler vorliegen könnte, der nicht nur auf einen Produzenten beschränkt ist.

"Die Schwellen weisen teilweise Unregelmäßigkeiten in der Materialbeschaffenheit auf. Weitere Detailuntersuchungen zeigen zudem, dass eine bestimmte Gesteinsart, die zur Produktion der Betonschwellen genutzt wurde, mitursächlich für die Schäden sein könnte."

Aufgrund dieser neu gewonnen Erkenntnisse werde die Bahn rund 130.000 Betonschwellen weiterer Hersteller mit der gleichen Gesteinsart bundesweit überprüfen, was wohl die Fahrgäste zu spüren bekommen werden.

Einschränkungen für Reisende

"Leider werden sich dadurch mutmaßlich weitere Einschränkungen nicht vermeiden lassen: Sollten die Expertinnen und Experten Auffälligkeiten entdecken, wird die DB umgehend reagieren. Bis die betroffenen Schwellen getauscht sind, fahren Züge dann in den entsprechenden Abschnitten langsamer."

Es könne, sofern erforderlich, auch zu Sperrungen von Streckenabschnitten kommen. "Dafür bittet die DB alle Reisenden und Güterverkehrsunternehmen um Entschuldigung und wird mit Hochdruck daran arbeiten, alle Beeinträchtigungen schnellstmöglich zu beseitigen."

Die DB ersetze auch allen betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen den tatsächlich eingetretenen Schaden, der diesen im Zusammenhang mit den Schwelleninspektionen und den daraus resultierenden Maßnahmen entstehe.

Erneuerung kommt voran

Insgesamt komme die Erneuerung der ursprünglich als schadhaft identifizierten Schwellen wie geplant voran – die DB hat mittlerweile zwei Drittel der daraus folgenden Einschränkungen behoben.

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